Die Aktie von TUI taumelte seit Wochen, die Abgesänge waren geschrieben. Doch tatsächlich haben sich die Papiere des Reisekonzerns nach ihrem Absturz auf 1,42 Euro am vergangenen Freitag wieder auf den Weg gemacht. Bereits am Abend hatte die TUI-Aktie wieder die Marke von 1,50 Euro überschritten, die Marke von 1,60 Euro knackte sie am Dienstag. Nach einem stabilen Mittwoch mussten die Papiere am Donnerstagvormittag erstmals wieder Federn lassen, doch die ausgemalten Horrorszenarien blieben aus. Und in der Tat gibt es um TUI doch wirklich gute Nachricht.
TUI-Aktie deutlich über Jahrestief
Sicherlich, 1 ,42 Euro, so tief notierte die Aktie von TUI zuletzt im Jahr 2020, als die Corona-Pandemie die Tourismusbranche in voller Härte traf. 1,25 Euro waren die Papiere damals zeitweilig nur noch wert. Und diese Marke komme nun in den Fokus, orakelte man auf der Anlegerseite Der Aktionär am vergangenen Donnerstag. Die aktuelle Marktlage verspreche zudem kurzfristig nichts Gutes, hieß es. Vielmehr drohe „ein weiterer Abverkauf“.
Wie dies so ist mit Prognosen: „Diese sind schwierig, vor allem, wenn sie in die Zukunft gerichtet sind“, wie es so schön heißt. Denn in der Tat: Statt des befürchteten Abverkaufs hat sich die TUI-Aktie seit ihrem jüngsten Tief wieder ordentlich berappelt, 1,58 Euro standen am Donnerstagvormittag auf dem Kurszettel. Das sind gut elf Prozent mehr als noch vor einer knappen Woche.
TUI sieht Krise als beendet an
Völlig überraschend kommt das nicht, bei TUI selbst ist man seit längerer Zeit wieder guter Dinge. Die existenzbedrohende Krise ist laut des TUI-Aufsichtsratschef Dieter Zetsche vorbei. „Wir starten jetzt in die nächste Phase“, sagte er Ende Juni. Diese wird der Konzern ab Oktober mit Sebastian Ebel antreten, bislang Finanzvorstand. Er wird den derzeitigen Vorstandsvorsitzenden Fritz Joussen beerben, der auf eigenen Wunsch zum 30. September sein Amt niederlegen wird. Für den Neustart nach der Corona-Krise sei Ebel „eine exzellente Besetzung“, so Dieter Zetsche.
Zum 1. Juli gab TUI dann bekannt, dass man erneut Staatshilfen aus den Corona-Programmen zurückgezahlt und auch Kreditlinien weiter reduziert habe. Am 30. Juni 2024 wurde demnach die Stille Einlage II über 671 Millionen Euro vollständig und zuzüglich fälliger Zinsen an den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) zurückgezahlt. Allerdings: Die Rückzahlung erfolgte neben Barmitteln auch mittels Erlös aus einer weiteren Kapitalerhöhung Mitte Mai, was Anleger nicht gerade erfreute. Einschließlich Zinsen zahlte TUI 725 Millionen Euro an den WSF zurück.
TUI Group auf dem Weg zur Normalität
„Aufgrund des weiterhin sehr guten operativen Geschäfts wurden auch die bestehenden und aktuell nicht gezogenen KfW-Kreditlinien wie zuvor angekündigt von 2,4 auf 2,1 Milliarden Euro reduziert“, hieß es. TUI gehe „den Weg der Entschuldung wie geplant weiter, um die Bilanz zu stärken und TUI auf die Zeit nach der Corona-Pandemie auszurichten“, erklärten Fritz Joussen und Sebastian Ebel, gemeinschaftlich. „Die TUI ist damit auf dem Weg zurück zu einem normalen Unternehmen.“
Nach der Rückzahlung der Stillen Einlage II und der Verringerung der KfW-Kreditlinien bestehen laut TUI noch folgende staatliche Hilfen:
- WSF Stille Einlage I: 420 Millionen Euro, wandelbar in 420 Millionen Aktien
- WSF Optionsanleihe: 59 Millionen Euro, wandelbar in 59 Millionen Aktien
- KfW-Kreditlinien: 2,1 Milliarden Euro, derzeit nicht in Anspruch genommen
Lange Zeit aber trauten die Anleger dem Frieden bei TUI nicht so recht: Von 2,85 Euro noch Anfang Mai schickten sie die Anteilsscheine auf eine lange und heftige Talfahrt. Bis zum Tiefpunkt in der vergangenen Woche bei 1,42 Euro hatte die TUI Group somit glatt die Hälfte ihres Börsenwerts eingebüßt, und das innerhalb von wenigen Wochen. Damit hatten selbst die skeptischsten Analysten nicht gerechnet.
Analysten mit hohen Kurszielen
So hatte etwa die britische Investmentbank Barclays die Einstufung für TUI am 11. Mai nach Zahlen auf „Underweight“ mit einem Kursziel von 200 Pence belassen, umgerechnet 2,34 Euro. Die Buchungszahlen holten weiter auf und die Preisentwicklung in der Tourismusbranche sei robust, schrieb Analyst James Rowland Clark damals. Außerdem seien die im zweiten Quartal generierten Barmittel höher gewesen als von ihm gedacht. Sein negatives Votum begründete er mit der angespannten Bilanz und einem drohenden Verwässerungseffekt.
Dies sollte sich durch die Kapitalerhöhung als richtig erweisen, sein aufgerufenes Kursziel allerdings verfehlte TUI deutlich. Zur Einordnung: Am Tag der Analyse notierte die Aktie bei 2,67 Euro, wodurch sich auch das „Underweight“-Voting erklärt. Doch Barclays war zu jener Zeit noch ausgesprochen konservativ unterwegs. Die Deutsche Bank hatte das Kursziel für TUI nur einen Tag später sogar von 3,10 auf 3,30 Euro angehoben, die Einstufung auf „Hold“ belassen – und diese Einschätzung bis heute nicht revidiert.
Bernstein sieht TUI bei 2,50 Euro
Doch auch im Juli gab es noch positive Einschätzungen: Das US-Analysehaus Bernstein Research hatte zum Monatsanfang TUI auf „Market-Perform“ eingestuft, das Kursziel bei 2,50 Euro belassen. Insgesamt rechnen die Experten mit einer weiteren Erholung, wie folgende Auflistung zeigt.
Kursziel | Kurspotenzial | |
Bernstein Research | 2,50 € | +58,2% |
Jefferies & Company Inc. | 2,10 € | +32,9% |
Barclays | 2,34 € | +48,1% |
Deutsche Bank | 3,30 € | +108,8% |
TUI erwartet starkes Sommergeschäft
Und in der Tat: Insbesondere in den letzten Wochen sei die Nachfrage extrem stark und liege durchgängig über dem Niveau von 2019, meldete TUI Ende Juni. Es gebe kaum ein Segment, das nicht nachgefragt wird. „Wir holen rasant auf und sind mehr als zuversichtlich, dass wir in diesem Jahr ein Sommergeschäft sehen, das an 2019 herankommt“, sagte TUI Deutschland-Chef Stefan Baumert im Rahmen der Touristik Lounge in der World of TUI in Berlin. Am Markt kam diese Nachricht wohl erst mit Verspätung an.
TUI-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue TUI-Analyse vom 22. Dezember liefert die Antwort:
Die neusten TUI-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für TUI-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 22. Dezember erfahren Sie was jetzt zu tun ist.