Liebe Leserinnen und Leser,
die Aktie von TUI gerät in Turbulenzen. Am frühen Dienstagvormittag ist der Titel um mehr als-3 % nach unten gerauscht. Schon am Montag verzeichneten die Statistiker einen Abschlag von mehr als -7,1 % für den Reisekonzern. In den Tagen zuvor war der Handel mit den Bezugsrechten für die Aktie beendet worden. Die Zeichnungsquote für die Aktie liegt nach Meldungen aus der Nacht bei 90,9 %. Jetzt liegt die Entscheidung über die Aktie und den Kursverlauf in der Hand des Marktes.
TUI: Jetzt kommt es drauf an
TUI hatte eine Kapitalerhöhung durchgeführt, die es dem Konzern ermöglichen soll, die Kosten aus der Corona-Zeit an die Regierung zurückzuzahlen. Die Verbindlichkeiten im Konzern sollen auf diese Weise gesenkt werden. Die Kapitalerhöhung berührt selbstverständlich auch die Kurs-Interessen der Altaktionäre.
Diese waren dafür mit sogenannten Bezugsrechten ausgestattet worden. Für 8 Alt-Aktien konnten Sie 3 Neu-Aktien erwerben, die damit noch 5,55 Euro kosten würden. Damit sollte rechnerisch ausgehend vom Aktienkurs von gut 15 Euro der zu erwartende Kursverlust ausgeglichen werden. Voraussetzung dafür wäre gewesen, dass die Bezugsrechte – bzw. der Aktienkurs von 5,55 Euro bei Nutzung der Bezugsrechte – eine hinreichend günstige Einstufung wären.
Am 13. April wurde der Handel mit den Bezugsrechten beendet, der zudem für Alt-Aktionäre insofern eine andere Entschädigung hätte bereitstellen können, insofern das Recht auf den vermeintlich günstigen Bezug der Neu-Aktien einen eigenen Wert darstellt. Die Kurse der Bezugsrechte allerdings sind in Summe trotz einiger Erholungsversuche deutlich gefallen, was wiederum die Tendenz des Aktienkurses für die Alt-Aktionäre eindeutig darlegte – es ging stark südwärts.
Am letzten Tag des Handels setzte sich der Ausverkauf der Bezugsrechte, wie es hieß, noch einmal fort. So wurde am Mittag zum Handelsschluss ein Kurssturz um mehr als 50 % gemessen, womit das Bezugsrecht auf nur noch 0,85 Euro taxiert wurde. Der Preis für die Bezugsrechte war – daran wurde in mehreren Analysen erinnert – ursprünglich mit 5,55 Euro taxiert worden. Innerhalb von zwei Wochen also pulverisierte sich der Wert der Bezugsrechte und warf ein Licht auf die Einschätzung des Kapitalmarkts bezogen auf den Wert der „neuen“ TUI-Aktien und damit der TUI-Aktien insgesamt.
Nur ein Irrtum?
Letztlich ist ein Teil der Kursverluste offenbar auch ein Missverständnis an den Märkten gewesen. Denn die Kapitalerhöhung hat einen wirtschaftlichen Wert. 1,8 Milliarden Euro sollten eingesammelt werden. Dies wiederum war Geld, da relativ gesichert gut verwendet würde. Verbindlichkeiten in einer solchen Höhe zu reduzieren, ist bilanziell ein deutlicher Schritt nach vorne und reduziert auch die Belastungen, zumal in Zeiten steigender Zinsen.
Denn auch im operativen Geschäft sind Verbindlichkeiten dann einfacher und günstiger aufzunehmen, wenn die Gesamtverbindlichkeiten sinken. Unabhängig davon würde auf diese Weise ohnehin die Zinslast die Verbindlichkeiten sinken.
Warum ist die Entwicklung der Kapitalerhöhung so sehr unter die Räder geraten, so die Frage von Analysten und Beobachtern? Ein Aspekt soll sein, dass Alexei Mordashov ausgeschlossen worden ist. Dem Oligarchen gehören derzeit gut 30 % von TUI. Er gilt als maßgeblich für die Finanzierung in früheren Kapitalerhöhungen und – neben dem Bund – auch für die Rettung während der Corona-Pandemie. Die Corona-Pandemie hatte den Reisekonzern praktisch an den Rand der Handlungsunfähigkeit geführt – die Reisebranche hatte nichts zu tun und musste auch im langsamen Anschluss daran das Vertrauen der Geschäftspartner und Kunden wiedergewonnen werden.
Doch auch Mordashov darf nicht mehr investieren, da die EU ihn wegen des Kriegs in der Ukraine auf die Sanktionsliste aufgenommen hat. Er übertrug sein Vermögen zwar an seine Frau, hier jedoch sind weitere Hürden möglich. Das Bundeswirtschaftsministerium prüft die rechtliche Gültigkeit der Übertragung auf Basis des Außenwirtschaftsgesetzes. Im schlimmsten Fall – aus Sicht dieses Investors – wird die Übertragung rechtlich nicht anerkannt.
Wenn ein Großaktionär bei einer Kapitalerhöhung nicht mitmachen kann, ist die Aufnahmebereitschaft des restlichen Marktes umso bedeutender. Da der Aktienkurs wegen der schwierigen Einordnung der Bezugsrecht-Werte und dem am Ende stehenden Aktienkurs nach der Kapitalerhöhung massiv sank, orientierten sich Investoren am Markt wohl auch an diesem Kursverfall.
Im Chartbild ist zu sehen, wie stark der Aktienkurs sank – dies ist der Bewertung der TUI-Aktie sicher nicht zuträglich.
Die Performance-Daten sind gleichfalls erschütternd – zumindest für die letzten Wochen sogar sehr erschütternd.
Die Kursperformance der TUI-Aktie
In dieser Gemengelage befürchtet nun zumindest ein Analyst Jamie Rollo von Morgan Stanley, dass die neuen Aktien „gemieden“ würden – dies würde für einen großen Aktienüberhang sprechen.
Irrt sich der Analyst? Immerhin liegt, wie in der frühen Nacht bekannt wurde, die vorläufige Bezugsquote bei gut 90,9 %. Die neuen Aktien wurden also nicht durchgehend abverkauft, aber die Nachfrage spricht nicht für einen „großen Aktienüberhang“ – oder? Auch diese Bewertung ist noch unsicher. Denn nun kommt es darauf an, wo sich der Aktienkurs einpendeln kann. Der Druck auf die Kurse ist zunächst am Dienstagvormittag in der Tat massiv. Ob der Druck dauerhaft noch anhält, erscheint zumindest fraglich. In den kommenden Tagen wird sich zeigen müssen, ob der Markt die Aktie noch oberhalb der Schwelle von 5,55 Euro bewerten wird – es sei daran erinnert, dass die Bezugsrechte den Preis von 0,85 Euro erreicht hatten. Insgesamt hatten die Käufer also damit kalkuliert, so ist anzunehmen, dass die Aktie einen Wert von 6,40 Euro erreichen würde – oder höher. Sonst würde der Erwerb der Bezugsrechte zum Ausverkaufspreis sinnlos sein. Jetzt wird es entscheidend.
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