Liebe Leserin, lieber Leser,
„Deutschland ist im Reisefieber“, titelte die Tagesschau in ihrer Onlineausgabe in dieser Woche. Die Reiselust sei ungebrochen, wie nie zuvor ließen sich die Menschen den Urlaub viel Geld kosten, hieß es. Doch bei der Aktie des größten Reiseanbieters Europas lässt sich der Run bislang nicht ablesen, im Gegenteil. Nur kurz ging es mit der TUI-Aktie zum Wochenbeginn bis auf 6,71 Euro, mittlerweile notiert sie wieder deutlich niedriger. Die gute Laune in der Branche schlägt an den Märkten bislang jedenfalls nicht durch.
Geld für den Urlaub sitzt locker wie nie
Dabei sind die Voraussetzungen für einen guten Reisesommer offenbar bestens: „Wir rechnen für diesen Sommer mit Steigerungen bei den Durchschnittspreisen von vier Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr“, sagte Stefan Baumert, Deutschlandchef von TUI, dem Handelsblatt am Rande eines Branchentreffs in Madrid. Und das Jahr 2023 war bereits ein großer Erfolg: So waren die die Ausgaben der Deutschen für ihren Urlaub von 73 Milliarden Euro im Jahr 2019, also vor der Corona-Pandemie, auf fast 87 Milliarden Euro im Jahr 2023 gestiegen, so das Ergebnis der Reiseanalyse 2024 laut tageschau.de.
- Das seien „rund sieben Prozent des Haushaltsnettoeinkommens. Bei den Konsumprioritäten liegen Urlaubsreisen auf Platz zwei – direkt hinter Lebensmitteln“
- Laut der Deutschen Tourismusanalyse gaben die Deutschen im Vorjahr demnach durchschnittlich 1.337 Euro pro Person für ihren Haupturlaub aus, ein neuer Rekord
TUI fly mit 65 Zusatzflügen im November
Und es geht in diesem Jahr offenbar weiter – sogar über den Sommer hinaus. Denn wie TUI am Mittwoch mitteilte, seien ab sofort Saisonverlängerungen für Kreta, Rhodos, Kos, Dalaman und Tunesien buchbar. Das Touristik-Unternehmen bietet demnach insgesamt 65 Zusatzflüge mit 12.300 Plätzen im November 2024 an. „Sommerurlaub bis zum Spätherbst ist im Trend“, wie es die Presseabteilung semantisch bedenklich formulierte.
„Urlauber wünschen sich eine Verlängerung des Sommers, um auch die warmen Tage im November am Mittelmeer zu genießen“, so erklärt es TUI-Chef Baumert. Griechenland erfreue sich dabei besonderer Beliebtheit, sagt er. „Die große Wärme ist vorbei, aber die Tage sind immer noch angenehm und sonnig und auch das Meer lädt zum Baden ein.“ In diesem Jahr weite TUI die Saison auf Kreta daher bis zum 23. November aus und biete allein für Heraklion 39 TUI fly-Zusatzflüge mit insgesamt 7.300 Plätzen. Auch Rhodos und Kos stehen demnach hoch im Kurs und bieten dank zusätzlicher Flüge verlängerte Buchungsmöglichkeiten bis zum 9. November.
Sommersaison begann für TUI so früh wie nie
Bereits ab dem 26. März, pünktlich zu den Osterferien, hatte TUI die Sommersaison in Griechenland gestartet – nach eigenen Angaben so früh wie nie zuvor. Nun werde die Saison auf noch nie dagewesene 268 Tage ausgeweitet. Auch die Reiseziele Dalaman, Djerba und Enfidha-Hammamet gehen bei TUI in die Verlängerung, genauso Tunesien. Dabei war der Konzernumsatz laut TUI bereits im letzten Quartal um 16 Prozent auf den Rekordwert von 3,6 Milliarden Euro (Vorjahr: 3,2 Milliarden Euro) gestiegen.
Doch all die Erfolgsmeldungen haben der TUI-Aktie bislang nicht geholfen. Zwischenzeitlich sah es tatsächlich besser aus: So hatten sich die Papiere des Reisekonzerns von ihrem 12-Monats-Tief im Oktober 2023, ausgebildet bei 4,40 Euro, bis Anfang April auf 8,02 Euro annähernd verdoppelt.
- Seitdem allerdings gab die Aktie von TUI wieder auf aktuell rund 6,40 Euro ab – ein Minus von rund 20 Prozent
- Im zurückliegenden Vierteljahr kamen die Papiere somit nicht voran, das Jahresplus beträgt keine zehn Prozent
Hohes Kursziel durch die Deutsche Bank
Zu Unrecht, wie man bei der Deutschen Bank glaubt. Sie hatte die Einstufung für TUI Mitte Mai auf „Buy“ belassen. Die Ergebnisse des ersten Halbjahrs seien beruhigend gewesen, begründete Analyst Andre Juillard seine Zuversicht. Die Aktien erschienen daher „sehr niedrig bewertet“. Er beließ das Kursziel für TUI daher auf 10,50 Euro, sieht aktuell ein Aufwärtspotenzial von mehr als 60 Prozent.
Die UBS ist da vorsichtiger: Die schweizer Großbank hat das Kursziel für die TUI-Aktie in dieser Woche zwar von 644 auf 660 Pence angehoben, was 7,75 Euro entspricht, die Einstufung aber auf „Neutral“ belassen. „Die Unsicherheiten um die Profitabilität des Reisekonzerns und das nur moderate Aufwärtspotenzial für den mittelfristigen Barmittelzufluss rechtfertigten den Abschlag zur historischen Bewertung“, schrieb Analyst Cristian Nedelcu laut finanzen.net in einer am Mittwoch vorliegenden Studie.
Jefferies lobt – und bleibt bei TUI doch vorsichtig
Zu einer ähnlichen Einschätzung gelangte bereits das Analysehaus Jefferies, beließ die TUI-Aktie nach Zahlen auf „Hold“ mit einem Kursziel von 7,50 Euro. Der Reisekonzern habe die Erwartungen übertroffen, schrieb Analystin Jaina Mistry zwar. Das besser als erwartet ausgefallene operative Ergebnis (Ebit) dürfte die Konsensschätzungen zudem ein wenig steigen lassen. Der unveränderte Ausblick entspreche indes „den Erwartungen“.
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