Die Aktie des größten deutschen Reiskonzerns TUI ist in den vergangenen Wochen massiv unter Druck geraten. Nach der kürzlich auf den Weg gebrachten Kapitalerhöhung samt Bezugsrechten hat sich der Abverkauf noch einmal beschleunigt. Seit dem 28. März und einschließlich bis zum 17. April können Aktionäre neue TUI-Anteile mit einem Bezugsverhältnis von 8:3 erwerben. Das bedeutet, dass für drei alte Aktien acht neue Aktien erstanden werden können.
Üben Aktionäre ihr Bezugsrecht aus, müssen sie für den Erwerb der neuen Aktie zusätzlich 5,55 Euro auf den Tisch legen. Das ist der Bezugspreis, den das Unternehmen veranschlagt hat. Seit Beginn der Bezugsperiode handeln die TUI-Papiere „ex-Bezugsrechte“. Die Bezugsrechte wurden von der Aktie getrennt und können separat gehandelt werden. Der Kurs der Bezugsrechte ist somit nicht fixiert, sondern unterliegt Angebot und Nachfrage. Um den tatsächlichen Wert der Aktie zu ermitteln, muss daher der Aktienkurs ohne Bezugsrecht und das Bezugsrecht wieder zusammengefügt werden.
Sofern die TUI-Aktionäre nicht von ihrem Bezugsrecht Gebrauch machen, werden die Bezugsrechte am letzten Handelstag der Bezugsperiode automatisch aus dem Depot zu dem dann vorherrschenden Kurs verkauft.
TUI-Aktien und Bezugsrechte verlieren massiv an Wert
Seit Beginn des Bezugsrechtehandels haben sowohl der um das Bezugsrecht bereinigte Aktienkurs als auch das Bezugsrecht massiv an Wert verloren. Zur Wochenmitte ist der Aktienkurs mit 6,166 Euro auf ein neues Rekordtief abgerutscht. Das alte um Reverse Split und Kapitalerhöhung bereinigte Allzeittief war Anfang Oktober 2022 beim Stand von 6,168 Euro markiert worden.
Daneben verloren auch die Bezugsrechte extrem an Wert. Zum Start der Bezugsperiode am 28. März wurden sie noch zu Kursen von 6,95 Euro gehandelt. Am vergangenen Mittwoch kosteten sie zeitweise nur noch 0,84 Euro und damit einen Bruchteil von dem, was sie ursprünglich wert waren. Daran zeigte sich, dass Anleger wohl nicht so recht an das große Comeback des Reisekonzerns glauben.
Leerverkäufe – kommt es nun zum Short Squeeze?
Zuletzt machten Spekulationen um großangelegte Wetten von Leerverkäufern auf weiter fallende Kurse die Runde. Das würde eine Erklärung für die massiv gesunkenen Kurse von Aktie und Bezugsrecht liefern. Am Gründonnerstag hat es in beiden Fällen aber eine deutliche Kehrtwende gegeben. Während sich der Aktienkurs mit Zuwächsen von knapp 9 Prozent und einem Schlusskurs von 6,950 Euro ins lange Osterwochenende verabschiedete, schnellten die Bezugsrechte um fast 160 Prozent auf 2,872 Euro in die Höhe.
Damit könnte nun eine interessante Situation eintreten. Sollten die Kurse weiter zulegen, könnten die Leerverkäufer gezwungen sein ebenfalls TUI-Aktien zu erwerben, um ihre Short-Positionen glattzustellen. Das würde den Aktienkurs noch weiter nach oben treiben und könnte durch die hohe Nachfrage schlussendlich sogar zu einem Short Squeeze führen. Allerdings sind dies Szenarien, auf die man als Anleger nicht unbedingt spekulieren sollte.
TUI-Aktie verteidigt Oktober-Tief auf Schlusskursbasis
Für die Aktie hat sich auf dem aktuellen Niveau aus charttechnischer Sicht eine interessante Einstiegsmöglichkeit ergeben. Auch wenn das Tief von Anfang Oktober im Tagesverlauf durchbrochen wurde, konnte es auf Schlusskursbasis verteidigt werden. Sollte sich die Aktie nun wieder nachhaltig nach oben bewegen, besteht somit sogar die Chance auf eine erfolgreiche Bodenbildung im Bereich der beiden Tiefstände.
Hierzu müsste die Aktie zunächst die 8,00-Euro-Marke zurückerobern. Allein das wird aber wohl nicht ausreichen. Zu einer nachhaltigen Trendwende und einer erfolgreichen Bodenbildung kann es erst kommen, wenn dem Papier der Sprung auf zweistelliges Kursniveau gelingt und anschließend auch das Bewegungshoch von Mitte Januar bei 11,695 Euro überwunden wird.
Kurssprung sorgt für Kaufsignal im RSI
Allerdings gibt es doch gehörige Zweifel, ob die Aktie zu einem solchen Anstieg imstande ist. Der kräftige Kurssprung vom Donnerstag könnte auch einer technischen Gegenbewegung geschuldet sein. Schließlich war der Relative-Stärke-Index (RSI) zuletzt in den überverkauften Bereich eingetreten und mit einem Wert von knapp 18 so niedrig wie zuletzt nach dem Corona-Crash im Frühjahr 2020.
Mit der Rückkehr in den neutralen Bereich und dem Anstieg des RSI über seine Signallinie hat der Indikator ein Kaufsignal erzeugt. Was dieses bewirken kann, bleibt allerdings abzuwarten. Fundamental und operativ liegt beim Reisekonzern aus Hannover weiterhin vieles im Argen.
TUI wurde mit staatlicher Hilfe am Leben gehalten
Während der Corona-Pandemie waren die Geschäfte massiv eingebrochen, sodass im Jahr 2020 aufgrund von Reisebeschränkungen und Grenzschließungen ein Verlust von fast vier Milliarden Euro verzeichnet wurde. Nur mit staatlicher Hilfe und mehrerer Kapitalerhöhungen konnte der Weiterbetrieb gesichert werden.
Für TUI ist die laufende die mittlerweile vierte Kapitalerhöhung seit Beginn der Pandemie. Die Erlöse sollen dazu dienen, die damals erhaltenen Staatshilfen vollständig zurückzuführen. Darüber hinaus will man die Kreditlinie bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) senken, um so die Zinskosten und die Verschuldung abzubauen.
Dass sich die finanziellen Rahmenbedingungen für den Reisekonzern verbessern, ist die eine Sache. Für die Aktionäre ist die Situation angesichts der neuen Aktien am Markt und der damit einhergehenden Verwässerung weit weniger positiv. Zudem ist keinesfalls garantiert, ob mit der Kapitalerhöhung nun tatsächlich alles besser wird, oder ob in naher Zukunft nicht noch weitere Kapitalmaßnahmen nötig sein werden.
Wie geht es für die TUI-Aktie weiter?
Nach den Worten von Vorstandschef Sebastian Ebel verfügt TUI nun aber wieder über eine gute Bilanzstruktur. In Zukunft soll die Ertragskraft weiter gesteigert werden. Indem man die Zinskosten senke, schaffe man eine solide Basis für die Zukunft. Ziel sei es wieder profitabel zu wachsen und mit neuen Produkten und zusätzliche Kunden mehr Marktanteile zu gewinnen. Dabei verwies er auf die gute Buchungsentwicklung.
Solange das Management aber nicht den Beweis einer operativen Trendwende erbracht hat, drängt sich ein Investment bei einem solchen Chartverlauf wahrlich nicht auf, Buchungszahlen hin oder her.
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