TUI-Aktie: Das große Rätselraten!

Die Aktie von TUI tut sich weiterhin schwer, trotz hervorragender Buchungszahlen. Doch nicht alle setzen mehr auf den Reisekonzern – und auch die Analysten sind uneins.

Auf einen Blick:
  • Die Aktie von TUI schwächelte zuletzt, trotz hervorragender Buchungszahlen
  • Allerdings ist jüngst ein Großaktionär beim Reisekonzern komplett ausgestiegen
  • Einige Analysten rufen dennoch hohe Kursziele für die TUI-Aktie auf, andere sind vorsichtiger
  • Auf eine Dividende werden die Aktionäre wohl zudem auf längere Zeit verzichten müssen

Liebe Leserin, lieber Leser,

bis zum Dienstag sah es wieder besser aus für die Aktie von TUI: Nachdem die Papiere des Reisekonzerns am Mittwoch vergangener Woche im Xetra-Handel bis auf 6,54 Euro zurückgefallen waren, hatten sie sich am Dienstag auf 6,99 Euro verbessert. Doch die 7-Euro-Marke erwies sich letztlich als unüberwindbare Hürde, die TUI-Aktie fiel seitdem wieder zurück. Aktuell notiert sie bei noch 6,77 Euro. Doch was ist der Grund für die Skepsis den Anleger, wo die Branche zuletzt doch Buchungszahlen über dem Niveau von 2019, also vor Corona, meldete? Zumindest eine Erklärung  könnte bei Investoren zu finden sein.

Société Générale stieg bei TUI komplett aus

Denn laut Medienberichten hat die französische Großbank Société Générale ihre Beteiligung am Reisekonzern TUI vollständig veräußert. „Damit endet das fast dreijährige Engagement der Franzosen ziemlich überraschend“, meldet etwa das Anlegermagazin Der Aktionär. Im Juli 2021 war die Société Générale demnach bei TUI eingestiegen, hatte zwei Millionen Aktien erworben und zudem diverse indirekte Stimmrechte wie Wandelanleihen, Optionen und Warrants. „Die Entscheidung, die Investitionsbeziehung zum Touristikkonzern zu beenden, sorgte in Finanzkreisen nun für einiges Aufsehen“, heißt es.

  • Demnach hatten die Franzosen den Schritt bereits am 16. April vollzogen
  • Bekannt wurde der Ausstieg allerding  per Mitteilung via EQS am 22. April

Zum Verkaufszeitpunkt hielt die Bank laut finanztreff.de einen Anteil von 5,71 Prozent an TUI, aufgeteilt in 0,84 Prozent direkte und 4,87 Prozent indirekte Stimmrechte. „TUI: Das Vertrauen schmilzt“, war der Artikel überschrieben. Die Aktie reagierte allerdings, anders als vermeldet, nicht unmittelbar, sondern erst am Dienstag nach ihrem Zwischenhoch.

Auch Goldman Sachs reduzierte Anteile

Zu diesem Zeitpunkt lag ein Teilrückzug sogar schon länger zurück. Laut Der Aktionär war in der Vorwoche bekanntgeworden, dass die US-Großbank Goldman Sachs ihre Position in TUI-Stimmrechten verkleinert hat. Zum 12. April habe diese ihre Stimmrechtsanteile von 5,45 Prozent auf 4,89 Prozent verkleinert. „Die Amerikaner erwischten dabei höhere Verkaufskurse.“ In der Tat notierte die TUI-Aktie zum Wochenstart noch bei bis zu 7,49 Euro. Anfang des Monats hatten die Anteilscheine erstmals seit mehr als einem Jahr sogar kurzzeitig wieder die 8-Euro-Marke geknackt. Seitdem haben die Papiere jedoch rund 15 Prozent abgegeben.

So mancher Analyst kann das nicht nachvollziehen, Jamie Rollo von Morgan Stanley etwa. Der Experte der US-Investmentbank hatte TUI im März von „Equal-weight“ auf „Overweight“ hochgestuft und das Kursziel von 9 auf 10 Euro angehoben. Rollo sieht in Europas „aktuell schlechtester Tourismus-Aktie deutlich mehr Potenzial als Risiken“, wie er laut finanzen.net schrieb. Die vom Konzern für 2024 angestrebte Ergebnissteigerung erscheine konservativ und die Bilanzprobleme seien größtenteils gelöst, glaubt er.

Kursziele für TUI-Aktie bis zu 10,50 Euro

Noch optimistischer zeigte sich bereits im Februar Deutsche Bank Research. Andre Juillard hatte TUI nach Zahlen auf „Buy“ mit einem Kursziel von sogar 10,50 Euro belassen. Der Analyst sieht damit ein Kurspotenzial bei der Aktie von aktuell mehr als 50 Prozent. Mit dem ersten Quartal beim Reiseveranstalter bestätige sich seiner Meinung nach ein Trend, der „noch stärker sei als anfangs gedacht“. Vor allem das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) habe positiv überrascht, denn erstmals zu einem Jahresstart sei der Wert positiv gewesen, so Juillard.

Nicht ganz so viel erwartete zuletzt die britische Investmentbank Barclays, die TUI bei einem Kursziel von 690 Pence belassen hatte, was aktuell 8,04 Euro entspricht. Das Geschäft laufe rund, schrieb Analyst James Rowland Clark, mit dem Ergebnisziel für 2024 fühle sich der Tourismuskonzern weiter wohl. Warum er angesichts dieser Analyse und dem Kursziel die TUI-Aktie auf „Underweight“ beließ, erschloss sich dem Beobachter allerdings nicht.

  • Das war bei Bernstein Research mit einem fairen Wert von 6,80 Euro anders, dazu passte auch die Einstufung für TUI auf „Market-Perform“
  • Zum Halten der Papiere riet auch Jefferies & Company,  das Kursziel setzte das Analysehaus jedoch etwas höher bei 7,50 Euro

TUI wird keine Dividende ausschütten

Davon ist die TUI-Aktie wieder ein Stück entfernt. Gut möglich, dass eine weitere Nachricht die Stimmung unter den Anlegern zusätzlich verschlechtert hat. Denn wie seit einigen Tagen bekannt ist, wird TUI auf absehbare Zeit keine Dividende an seine Anteilseigner zahlen. Bevor eine Ausschüttung ins Auge gefasst werde, gelte es, „Vertrauen zu gewinnen“, sagte Finanzvorstand Mathias Kiep der Börsen-Zeitung. Dafür wolle man seine „Hausaufgaben machen, die Verschuldung senken und unsere Wachstumschancen konsequent nutzen“, so Ebel.

Und auch eine Stütze des Kurses durch den Erwerb eigener Papiere schloss der Manager dem Bericht zufolge aus. „Aktienrückkäufe fasst man dann ins Auge, wenn einem die Ideen fehlen, wo sich ansonsten Investitionen lohnen würden. Uns mangelt es aktuell nicht an guten Ideen“, machte Sebastian Ebel im Interview deutlich. Die TUI-Aktie muss daher aus eigener Kraft steigen. Ob ihr das gelingen wird, entscheidet sich wohl in knapp drei Wochen: Am 15. Mai wird TUI laut eigenen Angaben die Quartals- und Halbjahreszahlen vorlegen.

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