Die Aktionäre von TUI mussten in den letzten beiden Jahren durch ein Tal der Tränen gehen. Wegen der Corona-Pandemie und der Reiseeinschränkungen krachte das Geschäft des deutschen Touristikgiganten praktisch über Nacht in sich zusammen. Aber schauen Sie sich einfach selbst dieses historische Desaster in Zahlen an:
Jahr | Gewinn (Nettoergebnis) | Dividende pro Aktie | Umsatz |
2019 (vor Corona) | 416 Mio. € | 0,54 € | 18.928 Mio. € |
2020 | -3.148 Mio. € | 0,00 € | 7.944 Mio. € |
2021 | -2 467 Mio. € | 0,00 € | 4 732 Mio. € |
Umso mehr fragen sich nun viele Anleger, wie es mit TUI weitergeht. Heute wollen wir uns deshalb die wichtigsten Punkte anschauen, die derzeit für und gegen die Aktie sprechen.
TUI: neue Aktien statt staatliche Hilfen
Beginnen wir zunächst mit der wohl wichtigsten Nachricht der letzten Woche. TUI kündigte am Dienstag an, dass man erneut weitere Aktien ausgegeben habe, um mit den Einnahmen die Staatshilfen aus der Corona-Krise teilweise zurückzubezahlen.
Hintergrund: Der Konzern hatte wegen des coronabedingten Einbruchs milliardenschwere staatliche Hilfen in Anspruch genommen, um sich über Wasser zu halten – darunter Kredite des Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) und der Förderbank KfW.
TUI versucht nun, diese Darlehen zu tilgen, um sich selbst und seinen Anlegern wieder mehr Unabhängigkeit zu verschaffen. Etwa wenn es darum geht, Dividenden auszuschütten. Doch das Ganze bewirkt weitere Einschnitte vor allem für den Aktienkurs. So krachte die TUI-Aktie nach Bekanntgabe der Kapitalerhöhung am Dienstag schlagartig um 13 Prozent ein.
Und in den darauffolgenden Tagen setzte sich die Abwärtsspirale fort. Am frühen Montagnachmittag verzeichnete das Papier ein Minus von 2 Prozent auf 2,34 Euro (Stand: 23.05.2024, 14:00 Uhr). Zum Vergleich: Anfang Mai war die Aktie noch 2,7 Euro wert gewesen. Der Titel ist also nach wie vor meilenweit entfernt von alten Höchstständen, die man noch vor der Corona-Pandemie aufs Parkett gebracht hatte (2018: 10 Euro).
Aber warum reagierte die Börse negativ auf die Kapitalerhöhung?
Ganz einfach: Durch die Maßnahme steigt das Angebot an TUI-Aktien. Die künftig erwarteten Erträge verteilen sich also auf eine größere Anzahl an Aktien. Die Konzerngewinne werden somit „verwässert“.
TUI hat diesen Effekt sicherlich im Vorhinein sehr gut abgewogen und ist zu dem Entschluss gekommen, zum Wohle der Langfristigkeit die Maßnahme umzusetzen. Das Ziel sei es, so schnell wie möglich zur Normalität zurückzukehren, betonte TUI-Boss Fritz Joussen am vergangenen Dienstag. Staatliche Kredite passen da wohl nicht ins Bild.
Doch von absoluter finanzieller Unabhängigkeit vom Staat kann derzeit noch keine Rede sein. TUI plant zunächst nur eine Reduktion etwa der bestehenden KfW-Kreditlinie auf 2,1 Milliarden Euro. Somit verbleiben als staatliche Finanzhilfen für die TUI neben der KfW-Kreditlinie die wandelbare Optionsanleihe mit rund 59 Millionen Euro und die ebenfalls wandelbare „Stille Einlage I“ in Höhe von 420 Millionen Euro des WSF.
Reiselust da: TUI sieht sich operativ auf Kurs
Der Konzern wird also weiterhin alle Hebel in Bewegung setzen, um die restlichen Corona-Schulden zu tilgen. Wie lange das dauern wird, ist jedoch unklar. Immerhin: TUI sieht sich operativ auf Kurs. Man erwarte eine starke Reisesaison im Sommer und ein gutes Geschäftsjahr, so Joussen. 2024 will man gar zu einem signifikant positiven Ergebnis zurückkehren.
Tatsächlich weist TUI bereits seit Monaten auf Nachholeffekte in der Reisebranche hin. Viele Menschen sehnen sich nach den langen Corona-Einschränkungen nach Urlaub, Ablenkung und Entspannung. Ende März hatte TUI 8,9 Millionen Buchungen für den Zeitraum von Winter 2021 bis einschließlich Sommer 2024 gemeldet. Damit lag man bereits zu 80 Prozent auf dem Vorkrisenniveau. Darüber hinaus seien die Kunden dazu bereit, angesichts der Inflation mehr Geld für ihren Urlaub auszugeben.
Risikofaktoren Inflation und Corona
Zumindest bislang scheinen die höheren Preise für Reisen das Geschäft also nicht einzutrüben. Ob das angesichts der Inflationsprognose so weitergehen kann, ist allerdings nicht absolut gesichert. Hier ergibt sich für die Aktie ein durchaus gewichtiger Risikofaktor.
Sollten die Bürger ihr Geld zusammenhalten und nur die wichtigsten Ausgaben tätigen, könnte der Jahresurlaub in vielen Haushalten auf der Kippe stehen. Für TUI wäre das ein weiteres Desaster. Solange die Nachfrage aber hoch ist, kann der Konzern wegen der Preissteigerungen seine Gewinnmarge durchaus aufpolieren.
Natürlich bleibt auch das Coronavirus ein Risikofaktor. Schließlich ist die Pandemie längst nicht zu Ende. Ob es im Herbst oder Winter erneut zu Einschränkungen im Reisesektor kommen wird, kann aktuell niemand vorhersagen. Dieser mögliche Pandemie-Rückfall schwebt derzeit wie ein Damoklesschwert über der Aktie und verhindert einen nachhaltigen Turnaround.
Mehr Effizienz dank Corona
Man mag es kaum glauben: Trotz Milliardenverlusten und Umsatzeinbrüchen hat die Pandemie für TUI auch positive Effekte gehabt. So hat sich das Unternehmen als Reaktion auf die Krise massiv verschlankt.
Dabei ging es nicht nur um Stellenstreichungen, sondern auch um Investitionen in die Digitalisierung und Automatisierung, die TUI effizienter und profitabler machen. Der Konzern sieht das als Basis, um in Zukunft so richtig durchzustarten und auch wieder eine Dividende auszuschütten.
Überblick zu den Pros und Contras der TUI-Aktie
Pros
- Urlaubsreisen sind ein Grundbedürfnis vieler Verbraucher.
- Die Corona-Pandemie hat die Sehnsucht nach der Ferne gestärkt.
- Das Effizienzprogramm von TUI stärkt dessen Gewinnmargen.
- TUI ist ein etablierter Player im Reisesektor und genießt eine beachtliche Reputation.
- Und nicht zuletzt hat das Management den Konzern relativ gut durch das unruhige Fahrwasser gesteuert und strebt nun wieder Unabhängigkeit vom Staat an.
Contras
- Die Kapitalerhöhung drückt zumindest kurz- bis mittelfristig auf den TUI-Aktienkurs.
- Die Schulden beim Staat sind noch längst nicht gänzlich zurückbezahlt.
- Die Corona-Pandemie könnte im Herbst und Winter das Geschäft erneut in Schieflage bringen.
- Die grassierende Inflation könnte bei den Verbrauchern trotz der allgemeinen Reiselust eine Zurückhaltung bewirken.
Mein Fazit für Sie
Sie sehen also: Die TUI-Aktie ist noch längst nicht über den Berg. Der Risikolevel der Aktie bleibt auf absehbare Zeit hoch. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass das Papier im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit noch immer im Keller hängt.
Die nächsten Monate werden nun entscheidend sein. Es wird sich zeigen, ob die Inflation für TUI wirklich ein Segen oder doch ein Fluch ist und ob die Corona-Maßnahmen im Reisebereich im Herbst und Winter wieder verschärft werden. Sollten sich beide Faktoren positiv entwickeln, könnten der Aktie natürlich Kursimpulse nach oben winken. Vor allem auf langfristige Sicht sollte man TUI jedenfalls nicht unterschätzen.
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