Die Reisebranche wurde von der Corona-Pandemie mit am stärksten getroffen. Etliche Reisebeschränkungen standen den Geschäften im Weg, zudem machte sich bei der Kundschaft eine enorme Verunsicherung breit, die zu Teilen noch bis heute nachwirkt. All das bekam auch der Reiseveranstalter TUI zu spüren, der mit Milliardenhilfen durch den Bund gestützt werden musste.
Als die Infektionszahlen in Europa endlich wieder nachließen und das Reisen wieder möglich wurde, atmeten die Aktionäre endlich wieder auf. Es gab große Hoffnungen auf eine Erholung im wichtigen Sommergeschäft. Eine solche ließ sich in den letzten Monaten dann auch tatsächlich beobachten.
Allerdings fiel diese weniger schlagkräftig aus, als es viele sich eigentlich gewünscht hätten. Zudem sorgt die Delta-Varianten schon wieder für große Sorgen an den Märkten. In zahlreichen Ländern grassiert die hochansteckende Mutante und schürt Ängste, dass es im Herbst neue Lockdowns geben könnte.
In einem solchen Fall könnte die TUI-Aktie den nächsten Tiefschlag wegstecken müssen und genau darauf haben sich einige Anteilseigner bereits vorbereitet. Die große Unsicherheit dürfte der Hauptgrund dafür sein, dass das Papier die 5-Euro-Marke nicht lange verteidigen konnte. In der laufenden Woche rutschte es sogar schon unter die 4-Euro-Linie.
Kommt am Ende alles anders?
Wie genau es mit der Corona-Situation in Deutschland, Europa und anderswo weitergeht, lässt sich kaum vorhersagen. Die Meinungen darüber gehen weit auseinander. Virologen mahnen jedoch zum größten Teil zur Vorsicht und setzen vor allem auf Impfungen, um eine weitere Infektionswelle zu verhindern oder zumindest abzuschwächen.
Überraschend gute Neuigkeiten gibt es in dieser Hinsicht aus England. Dort sind vor kurzer Zeit sämtliche Beschränkungen des Alltag gefallen, selbst eine allgemeine Maskenpflicht gibt es nicht mehr. Eigentlich rechneten viele damit, dass dadurch die ohnehin schon hohe Inzidenz im Land weiter explodieren würde.
Dazu ist es bisher jedoch nicht gekommen. Stattdessen sind die Zahlen seit Tagen rückläufig und zeigen mittlerweile eine überdeutliche Abwärtstendenz. Kritiker fühlen sich dadurch bestätigt, dass auch anderswo die Maßnahmen überzogen sind und die Freiheiten der Bürger über Gebühr belasten würden. Die Datenlage ist allerdings noch zu dünn, um schon endgültige Schlüsse ziehen zu können.
Das Coronavirus schafft es aber immer wieder, für Überraschungen zu sorgen. Allein diese simple Tatsache könnte dem einen oder anderen Anleger bei der TUI-Aktie wieder etwas Hoffnung geben. Denn dass die Geschäfte im Herbst wieder einbrechen, ist noch längst nicht in Stein gemeißelt, es könnte auch alles ganz anders kommen.
TUI muss endlich liefern
Doch selbst wenn Corona auf wundersame Weise den Rücktritt antreten oder sogar verschwinden würde, wäre TUI nicht plötzlich frei von Problemen. Der Konzern wird Jahre brauchen, um sich von dem katastrophalen vergangenen Jahr erholen zu können. Aktuell ist das Management kaum mit Expansionen oder sonstigem Wachstum beschäftigt.
Stattdessen drehen die meisten Entscheidungen sich darum, Kosten einzusparen und so die Bilanzen zumindest etwas aufzuhübschen. Das ist nicht gerade der Nährboden, den man sich als Aktionär für satte Kursgewinne in der Zukunft wünscht. Erschwerend hinzu kommt, dass die Analysten der TUI-Aktie weiterhin skeptisch gegenüber stehen.
Barclays findet in einer aktuellen Studie vorwiegend negative Faktoren und senkte das Kursziel auf umgerechnet 2,93 Euro. Die Experten dort gehen also noch einmal von einem heftigen Kursrutsch aus und halten die laufende Korrektur noch lange nicht für beendet, obwohl es seit Anfang Juni schon um rund 25 Prozent in die Tiefe ging.
Um die Stimmung dauerhaft wieder zu heben, muss TUI mehr liefern als nur wohlige Versprechungen und Durchhalteparolen. Auch sollte das Unternehmen es sich möglichst schenken, die eigenen Kunden zu verärgern. Eben das passierte mit dem starken Fokus auf das Online-Geschäft, was vermutlich nicht wenige zur Konkurrenz getrieben hat. So manches Reisebüro verzichtet mittlerweile gar komplett darauf, Reisen von TUI zu vermitteln.
Die TUI-Aktie ist und bleibt riskant
Zu guter Letzt sollte die TUI-Aktie in ihrer Gesamtheit und nicht bloß mit Bezug auf die Corona-Pandemie betrachtet werden. Wer etwas weiter in die Vergangenheit blickt, stellt schnell fest, dass der Titel schon vor dem Crash im Frühjahr 2020 in einem Abwärtstrend gefangen war, der sich durch das gesamte Jahr 2019 zog.
Trotz einer Phase der Erholung konnte der nie so richtig als beendet gelten und die Probleme, die zu steigendem Druck an der Börse geführt haben, sind nicht auf magische Weise verschwunden. Sie sind im Zuge der omnipräsenten Pandemie schlicht etwas untergegangen.
Alles in allem bleibt die TUI-Aktie damit eine heiße Angelegenheit, die mehr Risiken als Chancen mitbringt. Selbst innerhalb der Reisebranche gibt es interessantere Optionen, um am Aufschwung teilhaben zu können. Deshalb kann es auch keine uneingeschränkte Kaufempfehlung geben. Selbst im besten Fall dürfte eine Erholung sich in einem überschaubaren Rahmen abspielen.
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