Liebe Leserin, lieber Leser,
die Aktie von TUI scheint ihre kurze Schwächephase hinter sich gelassen zu haben. Ausgehend von ihrem jüngsten Höchststand am 18. Januar im Xetra-Handel bei 2,20 Euro waren die Papiere des Reisekonzerns bis zum letzten Handelstag im Januar auf 1,90 Euro zurückgefallen. Doch seitdem hat sich der Wind gedreht, am Donnerstag knackte die TUI-Aktie erstmals wieder die Marke von 2 Euro und hat sie bis heute gehalten. Damit haben die Anteilscheine die meisten Kursziele der institutionellen Analysten längst übertroffen, wirklich interessant aber wird es am 14. Februar.
TUI will durch Kapitalerhöhung Schulden zurückzahlen
Denn wie das Unternehmen mitgeteilt hat, wird an diesem Tag ab 11 Uhr die 64. ordentliche Hauptversammlung der TUI AG als virtuelle Veranstaltung stattfinden. Die Reden des Versammlungsleiters sowie des Vorstands können über einen Webcast live verfolgt werden. Und das könnte interessant werden: Die Mitglieder sind aufgerufen, die von der TUI Group im Dezember mit dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) vereinbarte Rückzahlung der von diesem gewährten Corona-Hilfen zu beschließen.
- Der vereinbarte Plan sieht vor, dass TUI bis Ende 2024 die Stille Einlage I in Höhe von nominal 420 Millionen Euro vollständig zurückzahlt
- Dazu auch die verbliebene Optionsanleihe in Höhe von 59 Millionen Euro
Unter anderem hat sich TUI in der Rückführungsvereinbarung verpflichtet, der Hauptversammlung eine Herabsetzung des Grundkapitals vorzuschlagen. Das nötige Geld will TUI nämlich mit der Ausgabe neuer Aktien, sprich einer Kapitalerhöhung, zusammenbekommen. Durch Zusammenlegung von Aktien im Verhältnis von zehn zu eins unter Einstellung eines Teils des Grundkapitals in die Kapitalrücklage „soll die Finanzierungsfähigkeit der Gesellschaft nachhaltig gestärkt werden“, heißt es in der Vorlage.
Erster Quartalbericht 2022/23 steht an
Ob alle Aktionäre mit diesem Vorgehen einverstanden sind, bleibt abzuwarten. Möglicherweise wird auch ein anderer Aspekt eine Rolle spielen: Denn am Dienstag kommender Woche wird TUI zudem die Zahlen aus dem ersten Quartal des Geschäftsjahres 2022/23 vorlegen. So mancher Experte ist im Vorhinein skeptisch, dass diese allzu gut ausfallen werden, von der geplanten Kapitalerhöhung ganz zu schweigen. Die zuletzt aufgerufenen Kursziele sprechen Bände:
Kursziel | Kurspotenzial | |
UBS | 1,11 Euro | -44,5% |
Jefferies | 2,10 Euro | +5,0% |
Deutsche Bank | 1,70 Euro | -15,0% |
Barclays | 1,40 Euro | -30,0% |
TUI-Kursziele zwischen 1,11 und 2,10 Euro
Lediglich Jefferies hatte nach der Bekanntgabe der geplanten Schuldenrückführung Mitte Dezember mit einem Kursziel von 2,10 Euro die positiven Entwicklung bei der TUI-Aktie hervorgesehen. Dennoch hatte das Analysehaus die Einstufung der Papiere nach den Zahlen zum Geschäftsjahr 2021/22 auf „Underperform“ belassen.
Am spektischsten zeigte sich die schweizer Großbank UBS, sie hatte die Einstufung für Tui auf „Sell“ mit einem Kursziel von 99 Pence (umgerechnet aktuell 1,11 Euro) belassen – und dieses im Januar auch noch einmal bestätigt. Die Erholung des europäischen Reise- und Freizeitsektors sollte sich in diesem Jahr fortsetzen, schrieb Analyst Jarrod zwar. Bei TUI „stehe allerdings eine Kapitalerhöhung an, deren Erfolg nicht garantiert sei“, so die Einschätzung.
TUI Cruises erlebt ein Buchungshoch
TUI selbst hebt hingegen regelmäßig hervor, wie groß die Lust der Menschen aufs Reisen ist – insbesondere offenbar auf Kreuzfahrten. Noch nie zuvor seit Gründung von TUI Cruises sei die Nachfrage nach Mein Schiff-Kreuzfahrten so hoch gewesen, wie in den ersten Wochen dieses Jahres, meldete der Konzern unlängst. Dabei hätten sich viele Gäste bereits Reisen für den Sommer- oder Herbsturlaub oder gar für 2024 gesichert, hieß es. Und: Viele kommen laut TUI zum ersten Mal überhaupt an Bord.
„Die Buchungseingänge der ersten Wochen übertreffen alle unsere Erwartungen und wir freuen uns über das entgegengebrachte Vertrauen in unser Produkt“, sagte Clas Eckholt, seit Mai 2022 Vice President Commercial für die TUI-Marke Mein Schiff. „Neben dem Versprechen auf einen Wohlfühlurlaub, erfüllen wir mit unserem Produktkonzept das aktuelle Kundenbedürfnis nach Planungssicherheit in Zeiten steigender Preise“, so seine Überzeugung. Bereits 2022 hatte TUI Cruises demnach „richtig Fahrt aufgenommen“.
- So war die gesamte Mein Schiff-Flotte im Vorjahr demnach wieder unterwegs
- Quartal 2 und Quartal 3 wurden mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen
TUI braucht neuen Robinson-Geschäftsführer
Also alles prima beim Reisekonzern? Nicht ganz, die Robinson Club GmbH, eine Tochter der TUI Group, muss sich einen neuen Geschäftsführer suchen. Denn der bisherige, Tobias Neumann, hat sich entschieden, den Konzern zu verlassen und sich neuen beruflichen Herausforderungen zuzuwenden, wie das Unternehmen vor dem Wochenende mitteilte. Bis eine Nachfolge feststeht, übernimmt Bernd Mäser, ebenfalls Geschäftsführer der Robinson Club GmbH, ab Mitte Februar interimistisch dessen Aufgabenbereiche. Über die Gründe des Abgangs wurde nichts mitgeteilt.
Der Volljurist und Diplom-Betriebswirt Tobias Neumann war demnach seit 2004 in verschiedenen Positionen bei der TUI Group sowie dem Reiseveranstalter TUI Deutschland tätig. 2018 wechselte er als Director Distribution zu TUI Hotels & Resorts sowie in die Geschäftsführung der Robinson Club GmbH. „Ich danke Tobias herzlich für sein Engagement und die sichere Führung unserer Hotelmarken während der Pandemie. Für seine berufliche und persönliche Zukunft wünsche ich ihm alles Gute“, ließ sich Erik Friemuth, Managing Director TUI Hotels & Resorts, in der Mitteilung zitieren.
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