Nein, wirklich in Schwung kommt die Aktie von TUI seit Monaten nicht mehr. Am Dienstag hatte es kurz den Anschein, als ob sich die Papiere des Touristik-Konzerns wieder auf den Weg machen würden: Nach einem Tagestief im Xetra-Handel bei 1,46 Euro ging es zwischenzeitlich wieder bis auf 1,55 Euro nach oben – ein Plus von immerhin gut sechs Prozent. Doch mittlerweile hat die TUI-Aktie wieder deutlich abgegeben. Die Anleger, lange Zeit optimistischer als die Analysten, trauen den Erfolgsmeldungen des durch die Pandemie stark gebeutelten Unternehmens offenbar nicht. Selbst unter neuer Führung.
TUI Group bekommt neuen Chef
Denn wie TUI bereits am 27. Juni mitgeteilt hatte, wird Sebastian Ebel ab Oktober neuer Vorstandsvorsitzender der TUI Group. Kurz zuvor hatte der derzeitige Vorstandsvorsitzende Fritz Joussen erklärt, dass er zum 30. September sein Amt niederlegen werde. Das Präsidium des Aufsichtsrats hatte vorgeschlagen, den derzeitigen Finanzvorstand zum neuen Vorstandsvorsitzenden zu bestellen, dem hatte der Aufsichtsrat zugestimmt.
Nach rund zehn Jahren an der TUI-Spitze hatte Fritz Joussen sein Niederlegungsrecht ausgeübt, das im Zusammenhang mit den Auflagen der Corona-Stabilisierungsmaßnahmen eingeräumt worden war, wie es hieß. „Der Aufsichtsrat bedauert die Entscheidung von Fritz Joussen – und auch ich persönlich bedauere sie“, ließ sich Dieter Zetsche, Vorsitzender des Aufsichtsrats der TUI AG, zitieren. Joussen habe 2013 einen von der Zerschlagung bedrohten Konzern übernommen, ihn erfolgreich umgebaut und der TUI ihre heutige zukunftsfeste Gestalt gegeben. „Dieser Wandel ist ganz maßgeblich seine Erfolgsgeschichte“, so Zetsche.
Sebastian Ebel „eine exzellente Besetzung“
Denn die existenzbedrohende Krise ist laut des TUI-Aufsichtsratschef vorbei. „Wir starten jetzt in die nächste Phase“, so Dieter Zetsche. Für den Neustart nach der Corona-Krise sei Sebastian Ebel eine exzellente Besetzung. Als Vorstand sei dieser viele Jahre für die strategischen Wachstumsbereiche Hotels, Kreuzfahrten und Aktivitäten zuständig gewesen und habe sie zu den ertragsstärksten Segmenten des Konzerns entwickelt.
Das alles klang nach Aufbruch, doch die Anleger wollten dem Optimismus nicht folgen: Am Vortag noch bei 1,80 Euro gehandelt, fielen die Papiere des Reiseunternehmens am Tag der Abschiedsverkündung um fast sieben Prozent auf 1,68 Euro. Mittlerweile hat die Aktie weitere acht Prozent nachgegeben – obwohl sich die Analysten relativ einig sind, dass TUI an der Börse wieder zurückkommen wird. Das war lange Zeit genau andersherum.
Hohe Kursziele für TUI-Aktie
So hatte zuletzt das US-Analysehaus Bernstein Research seine Einstufung für TUI auf „Market-Perform“ bestätigt, das Kursziel blieb unverändert bei 2,50 Euro – mehr als 60 Prozent über dem aktuellen Kursnivaeu. Damit liegt der Experte genau in der Mitte der Erwartungen: Das durchschnittliche TUI-Kursziel aus neun Analysen unterschiedlicher Häuser liegt laut finanzen.net aktuell ebenfalls bei 2,50 Euro.
Kursziel | Kurspotenzial | |
Bernstein Research | 2,50€ | +63,40% |
Jefferies & Company Inc. | 2,10€ | +37,25% |
UBS | 1,84€ | +20,3% |
Deutsche Bank AG | 3,30€ | +115,6% |
Deutsche Bank rief 3,30 Euro auf
Besonders hervor sticht die Deutsche Bank: Sie hatte das Kursziel für TUI bereits nach den Halbjahreszahlen im Mai von 3,10 Euro auf sogar 3,30 Euro angehoben – weit mehr als das doppelte des aktuellen Kurses. Weshalb man die Einstufung dennoch auf „Hold“ beließ, erklärt sich aus dem damaligen Kurs von fast 2,90 Euro. Die Geschäfte des Reisekonzerns hätten sich im zweiten Quartal gegenüber dem Geschäftsjahresauftakt eindeutig beschleunigt, schrieb Analyst Andre Juillard. Die Orientierung sei also richtig „aber ein positiver Ausgang bleibe unsicher“. Wie Recht er damit haben sollte, zeigt der nachfolgende Kursverlauf der TUI-Aktie.
- 1 Monat: – 20,9 Prozent
- 2 Monate: -43,1 Prozent
- 6 Monate: -50,6 Prozent
- 12 Monat: -55,5 Prozent
Der Börsenwert von TUI hat sich somit binnen eines halben Jahres glatt halbiert. Dabei hatte das Unternehmen, wie angekündigt, zum 1. Juli erneut Staatshilfen aus den Corona-Programmen zurückgezahlt und auch die Kreditlinien weiter reduziert. Am 30. Juni 2024 sei die Stille Einlage II über 671 Millionen Euro vollständig und zuzüglich fälliger Zinsen an den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) zurückgezahlt worden, hieß es.
Kapitalerhöhung verdarb Anlegern die Laune
Insgesamt zahlte TUI demnach 725 Millionen Euro an den WSF zurück. „Aufgrund des weiterhin sehr guten operativen Geschäfts wurden auch die bestehenden und aktuell nicht gezogenen KfW-Kreditlinien wie zuvor angekündigt von 2,4 auf 2,1 Milliarden Euro reduziert“, so TUI. Doch die Sache hatte einen Haken.
„Die Rückzahlung erfolgte mit dem Erlös aus der erfolgreichen Kapitalerhöhung Mitte Mai sowie aus Barmitteln“, wie man bei TUI einräumte. Bis zu 162,2 Millionen neue Aktien wollte man ausgeben, was einem Anteil von bis zu 10 Prozent des Grundkapitals der TUI AG entspreche. Damit habe TUI „über Nacht 425 Millionen Euro frisches Kapital eingesammelt“, wie es beim Manager Magazin. Für Bestandanleger war das freilich keine gute Nachricht. Es war zudem bereits die dritte Kapitalerhöhung seit Januar 2021.
TUI Cruises bietet wieder USA-Reisen an
Und somit hält sich die Begeisterung an den Märkten merklich in Grenzen. Weiterhin hohe Corona-Fallzahlen tun ihr übriges. Da helfen selbst die guten Nachrichten aus der Presseabteilung von TUI nicht: Denn nach zwei Jahren Pause nehme die Mein Schiff Flotte von TUI Cruises ihre Nordamerikareisen wieder auf, hieß es in der Vorwoche. Ab dem 8. September fährt die Mein Schiff auf 11- und 14-tägigen Reisen wieder die Küste der USA und Kanada entlang.
„Auf dem Programm stehen dabei Metropolen wie New York, Boston, Québec und Halifax ebenso wie einmalige Landschaften entlang des Sankt-Lorenz-Stroms“, heißt es. Die Gäste erlebten die Region „zur schönsten Zeit des Jahres, dem sogenannten Indian Summer“. Die Aktie von TUI hingegen hat zweifellos schon bessere Zeiten gesehen.
TUI-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue TUI-Analyse vom 21. November liefert die Antwort:
Die neusten TUI-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für TUI-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 21. November erfahren Sie was jetzt zu tun ist.