Liebe Leserin, lieber Leser,
nach einem kurzen Einknicken nach der Hauptversammlung und der Vermeldung der jüngsten Quartalszahlen in der Vorwoche, hatte sich die Aktie von TUI lange Zeit wacker gehalten. Das ist mittlerweile anders, die Papiere des Reisekonzerns verloren seit Dienstag und einem Höchststand bei genau 2,00 Euro deutlich, rutschten am Mittwoch sogar kurzzeitig unter die Marke von 1,90 Euro.
Was genau der Grund für die aktuelle Schwäche ist, bleibt unklar. Anleger werden sich laut Konzern ab dem morgigen Freitag ohnehin an ganz andere Kursstände gewöhnen müssen. Auch alle jüngst aufgerufenen Kursziele haben dann keinen Bestand mehr.
TUI legt Aktien im Verhältnis 10:1 zusammen
Denn auf der Hauptversammlung am 14. Februar haben die Aktionäre von TUI mit großer Mehrheit (98,11 Prozent) einer Herabsetzung des Grundkapitals und damit einer Zusammenlegung der Aktien im Verhältnis 10:1 zugestimmt. „Die Kapitalherabsetzung einschließlich der Aktienzusammenlegung wurde am 16. Februar 2024 zur Eintragung in die Handelsregister angemeldet und durch Veröffentlichung auf der TUI Website in Kraft gesetzt“, hieß es in einer Mitteilung. Da TUI zuvor rund 1,79 Milliarden Aktien ausgegeben hatte, werden sich diese durch das Zusammenlegen von 10 Aktien zu einer auf etwa 179 Millionen reduzieren.
- Die Umstellung auf die neue Aktie soll voraussichtlich ab dem 24. Februar 2024 erfolgen
- Ab diesem Zeitpunkt sei nur noch ein Handel mit der neuen Aktie möglich, hieß es
- Da jede Aktie nun zehn alte repräsentiert, wird sich der Kurs verzehnfachen
Vorbereitung auf geplante Kapitalerhöhung
Die Zusammenlegung ist laut TUI Voraussetzung für die im Laufe des Jahres geplante Kapitalerhöhung, mit dessen Erlös der Konzern die Staatshilfen des Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) bis Ende des Jahres zurückzahlen will. Der Hintergrund: Bei Bezugsrechtsemissionen werden für die zu beziehenden neuen Aktien marktübliche Abschläge auf den Börsenkurs der jeweiligen Aktie gewährt. „Dabei darf jedoch der rechnerische Anteil jeder Aktie am Grundkapital (Nominalwert) der Gesellschaft (im Fall von TUI 1,00 Euro) nicht unterschritten werden“, so TUI.
Da der aktuelle Börsenkurs der TUI nahe an diesem geringsten Ausgabebetrag liege, sei eine Bezugsrechtsemissionen mit einem marktüblichen Abschlag gegenwärtig nahezu ausgeschlossen, heißt es. Durch die Aktienzusammenlegung im Verhältnis 10:1 erhöht sich der Börsenwert einer Aktie entsprechend „und schafft so die Voraussetzung für die Aufnahme neuen Aktienkapitals“. In der Folge jedoch müssen die direkt nach der Hauptversammlung ausgerufenen Kursziele von Mitte Februar durch diverse Analysten nun ebenfalls mal zehn genommen werden. Allzu hohe Zahlen werden es dennoch nicht sein.
Bescheidene Kursziele durch die Analysten
Mit am meisten prognostizierte noch das Analysehaus Jefferies, das die TUI-Aktie nach Zahlen bei einem Kursziel von 2,10 Euro beließ, demnach künftig 21 Euro erwartet. Allerdings hatte Analyst James Wheatcroft das Ranking auf „Underperform“ belassen. Der Reisekonzern habe mit dem operativen Ergebnis (Ebit) die Erwartungen knapp verfehlt, mit dem Umsatz aber übertroffen, schrieb Wheatcroft laut finanzen.net. Der Ausblick deute auf bessere Buchungen für den Winter und Sommer hin, hieß es. Diese seien zwar noch nicht wieder auf dem Vor-Corona-Niveau, doch die Preise seien im Vergleich zu 2019 hoch. Der Experte sehe indes „weiterhin Liquiditäts- und Bilanzrisiken“.
Am anderen Ende der Skala befindet sich die UBS, schon traditionell äußerst skeptisch gegenüber dem Touristik-Unternehmen eingestellt. Die schweizer Großbank beließ TUI nach den Quartalszahlen auf “Sell” mit einem Kursziel von 99 Pence, was aktuell gerade einmal 1,12 Euro entspricht. Analyst Cristian Nedelcu erwartet demnach einen weiteren, empfindlichen Rücksetzer. Das operative Ergebnis (Ebit) des Touristikkonzerns sei zwar „besser als von ihm befürchtet“ ausgefallen, TUI aber habe „die Konsensschätzung verfehlt“, so sein Urteil. Zwischen die Extreme von Jefferies und UBS setzten sich derweil die anderen Häuser:
Kursziel | Kurspotenzial | |
Bernstein Research | 2,00€ | +4,71% |
Barclays Capital | 1,42€ | -25,3% |
Deutsche Bank | 1,90€ | +/-0% |
Der Reiseveranstalter arbeitet derweil an der geplanten Kapitalerhöhung und hat laut der Anlegerseite Der Aktionär weitere Banken zur Abwicklung ins Boot geholt. Das Reiseunternehmen habe nach Informationen der Wirtschaftsagentur Bloomberg nun „Citigroup und UniCredit in die erste Reihe der Banken aufgenommen, die an der Transaktion arbeiten“, heißt es demnach aus Insiderkreisen. Das Unternehmen hatte demnach bereits die Bank of America, Barclays, Commerzbank und Deutsche Bank ins Boot geholt, um die Kapitalerhöhung zu begleiten.
TUI will 2024 Corona-Hilfen zurückzahlen
Der Hintergrund: Bereits Ende letzten Jahres hat der Vorstand der TUI AG mit dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) ein Modell und einen Zeitplan zur Rückzahlung der vom WSF gewährten Corona-Hilfen vereinbart.
- Der Plan sieht demnach vor, dass TUI bis Ende 2024 die Stille Einlage I in Höhe von nominal 420 Millionen Euro vollständig zurückzahlt
- Auch die verbliebene Optionsanleihe in Höhe von 59 Millionen Euro sollen beglichen werden
„Mit einer so möglichen vollständigen Rückzahlung der WSF-Hilfen und der Reduzierung der KfW-Kreditlinien stärken wir unsere Bilanz, wir profitieren von geringeren Zinszahlungen und wir gewinnen weitere finanzielle und unternehmerische Flexibilität bei der Umsetzung unserer Strategie für künftiges profitables Wachstum“, begründete Mathias Kiep, Finanzvorstand der TUI Group, die Maßnahme. Wann genau diese umgesetzt wird, ist derzeit noch offen.
TUI-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue TUI-Analyse vom 24. November liefert die Antwort:
Die neusten TUI-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für TUI-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 24. November erfahren Sie was jetzt zu tun ist.