Liebe Leserin, Lieber Leser,
Mit einem Umsatz von 20,7 Milliarden Euro ist TUI einer der größten Touristikkonzerne auf dem Kontinent und damit auch ein wichtiges Mitglied des Reiseverbands DRV. Letzterer soll eigentlich die Interessen seiner Mitglieder vertreten. Nach Ansicht von TUI gibt es diesbezüglich aber wohl schon seit Längerem Nachholbedarf. Wie es scheint, kommen die beiden Parteien nicht mehr zueinander. Am Freitag teilte der DRV mit, dass TUI den Verband zum Jahresende verlassen wird.
Gründe für diese Entscheidung wurden nicht genannt. Laut „Business Insider“ wird sich hinter den Kulissen aber wohl schon seit Längerem gestritten. Auch im „Handelsblatt“ ist zu lesen, dass TUI mit der Arbeit des Verbands wohl nicht erst seit gestern unzufrieden ist. Einer von vielen Streitpunkten ist etwa die Weigerung, Einzelleistungen wie Hotelbuchungen oder Flugtickets mit Versicherungen zu versehen. TUI erhoffte sich, auf diesem Wege Preisvorteile von Online-Anbietern wie Booking oder Check24 aus der Welt zu schaffen. Allerdings sind auch Lufthansa und Deutsche Bahn beim DRV vertreten, die von einem solchen Ansatz nur wenig halten.
TUI hat die Faxen dicke
Für den Austritt aus dem Reiseverband hat allem Anschein nach der Umgang des DRV mit FTI gesorgt. Schon die geplanten Rettungsversuche stießen bei TUI aus Unverständnis. Einem potenziellen Käufer wurde in Aussicht gestellt, das ein Teil der während der Corona-Jahre gezahlten Staatshilfen erlassen werden könnten. Diese Idee ist zwar nicht auf dem Mist des DRV gewachsen, sondern stammte von der Bundesregierung selbst. TUI störte sich aber laut „Handelsblatt“ daran, dass keinerlei Bedenken vorgetragen wurden. Beklagt wurde sich darüber, dass eine „ungleiche Belastung“ akzeptiert werde. TUI selbst zahlte Staatshilfen an die Bundesregierung in voller Höhe zurück.
Es scheint noch einige weitere Streitpunkte zu geben und die genauen Hintergründe bleiben teils verborgen. Ein offizielles Statement von TUI fällt eher knapp aus. Der Reiseveranstalter sei sich bewusst darüber, dass der DRV aufgrund seiner Mitgliederstruktur sehr unterschiedliche Themen besetzen möchte. Sich selbst sieht der Konzern dabei aber offenbar nicht mehr adäquat vertreten.
Wie geht es weiter?
Für den DRV ist das Ganze eine herbe Schlappe, doch ans Aufgeben denkt man dort nicht. Auch in Zukunft soll für die Interessen der Reisebranche und der verbliebenen Mitglieder gekämpft werden. TUI denkt ebenfalls nicht daran, sich aus der Lobbyarbeit zurückzuziehen. Politik-Büros in Berlin und Brüssel sollen die eigenen Interessen weiterhin vertreten. Zudem soll sich ein Politik-Team darum kümmern, auch in den Destinationen des Konzerns für die eigenen Interessen einzustehen. Seit einigen Monaten ist TUI auch im Reisebüroverband VUSR vertreten, welcher die Angelegenheiten des Unternehmens wohl besser zu vertreten scheint.
Welche Auswirkungen sich auf die Branche ergeben könnten, bleibt noch vollkommen offen. Ein wenig scheint man aber schon auf Konfrontationskurs zu gehen. Ziehen zwei große Player in der Branche mit unterschiedlichen Ansätzen los, dürften Reibereien für die Zukunft programmiert sein. Denn gerade politisch kann es letztlich nur eine Linie geben. Ob TUI dabei als Sieger vom Platz gehen kann, daran scheinen die Anleger so ihre Zweifel zu haben.
Für TUI geht es abwärts an der Börse
Darauf weist zumindest hin, dass die angeschlagene TUI-Aktie am Freitag um weitere 3,2 Prozent in die Tiefe stürzte und zum Wochenende bei nur noch 6,60 Euro landete. Zwar hatte hier auch die Charttechnik Einfluss, nachdem durch den Bruch der 7-Euro-Linie Verkaufssignale entstanden waren. Es ist aber gut möglich, dass die jüngsten Meldungen noch mehr Vertrauen bei den Anlegern zerstört haben.
TUI Aktie Chart
Der TUI-Aktie dürfte in der kommenden Woche sehr wahrscheinlich ein Test des Supports bei 6,50 Euro bevorstehen. Können die Käufer auch hier nicht für eine Stabilisierung sorgen, droht der Rutsch in Richtung 6,30 Euro und in noch tieferen Gefilden könnte selbst das 52-Wochen-Tief knapp oberhalb von 5 Euro wieder an Aktualität gewinnen. Die Ausgangslage ist also als bedenklich zu bezeichnen.
Es hilft (bisher) alles nichts
Dass die TUI-Aktie sich zum Sommerbeginn auf einem derart niedrigen Niveau wiederfinden würde, war nicht unbedingt zu erwarten. Denn rein fundamental sind die Aussichten mehr als sonnig. Immer wieder berichtete der Konzern über hervorragende Buchungszahlen für die Hauptsaison und auch für den Winter scheint sich großes Interesse anzukündigen. Da zusätzlich auch die durchschnittlichen Ausgaben der Urlauber steigen, könnten anstehende Quartalszahlen für angenehme Überraschungen sorgen und vielleicht sogar in der einen oder anderen Kategorie für neue Rekorde sorgen.
Die scheint an der Börse gekonnt ignoriert zu werden, während steigende Kosten und die noch immer hohe Verschuldung von TUI oftmals im Mittelpunkt stehen. Wie es mit den Kursen mittelfristig weitergehen mag, steht natürlich in den Sternen. Doch die Anzeichen dafür, dass wir es bei TUI mit einem waschechten Comeback-Kandidaten zu tun haben könnten, mehren sich. Der Austritt aus dem DRV ändert daran letztlich nur wenig. Im Auge behalten dürfen Anleger die TUI-Aktie in jedem Fall.
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