*Gastbeitrag*
Liebe Leserinnen und Leser,
die Aktie von TUI hat am Mittwoch, den 10. Mai, deutlich nachgegeben. Der Titel musste zwischenzeitlich ein Minus von über -3 % hinnehmen. Die Börse zeigte sich offenbar enttäuscht von den Zahlen, die der Konzern nun vorgelegt hat. Es ging um die Zahlen zum 3. Quartal. Die Zahlen sind an sich nicht so negativ, wie die Börse offenbar annimmt. Dies lässt die Möglichkeit zu, dass der Kurs des Titels in den kommenden Tagen noch einmal steigt – oder?
TUI: Starke Umsätze
Konkret hat die TUI nun folgende Zahlen vorgelegt.
- Der Konzern hat im 2. Quartal – und damit in den ersten drei Monaten des laufenden Kalenderjahres – einen Umsatz in Höhe von 3,2 Milliarden Euro erwirtschaftet. Dies ist in dem Sinne ordentlich, als die Analysten, die etwa von Bloomberg zitiert worden sind, mit einem deutlich geringeren Umsatz gerechnet hatten. 3,0 Milliarden Euro standen als durchschnittliche Umsatzschätzung auf der Tafel. Der Umsatz ist demnach um gut 8 % höher ausgefallen als erwartet. Dies deutet auch auf eine starke Vertriebsaktivität und eine entsprechende Stellung am Markt.
- Die Profitabilität lässt demnach allerdings zu wünschen übrig. Hier zeigt sie sich im EBIT, den Erträgen abzüglich der Zins- und der Steuerwirkungen. Die Analysten hatten vorher gemutmaßt, das EBIT würde bei -236 Millionen Euro liegen. Tatsächlich hat TUI ein EBIT von -242 Millionen Euro vorgelegt. Ist dies nun enttäuschend? Der Unterschied ist in toto vergleichsweise gering.
- Der tatsächliche Verlust – Netto – ist gleichfalls etwas höher gewesen, als dies zuvor vermutet worden war. Die TUI kommt auf einen Nettoverlust in Höhe von 364 Millionen Euro. Die Analysten erwarteten zuvor einen Nettoverlust von 349 Millionen Euro. Der Unterschied beläuft sich demnach auf etwa 5 %. Dies ist vergleichsweise gering, denn die Schätzungen gerade in der Reisebranche sind ausgesprochen diffizil. Dort fallen Energiekosten sowie Währungseffekte zusätzlich ins Gewicht und können Abweichungen veranlassen.
Der Ausblick der TUI
Entscheidend für die Beurteilung der Entwicklung an den Börsen sollte jedoch vielmehr der Ausblick sein, denn damit lässt sich der Verlauf des gesamten Jahres antizipieren. Die TUI spricht derzeit von einer „starken Buchungsentwicklung“. Das bedeutet, dass TUI optimistisch ist. Folglich ist es nicht unplausibel, das operative Ergebnis verbessern zu wollen. Der „bereinigte operative Gewinn“ des laufenden Jahres soll „signifikant“ steigen, wie es heißt.
Grundlage dieser Schätzung ist die bisherige Buchungsaktivität. 8,3 Millionen Buchungen hat die TUI melden können. Das ist im Vergleich zum selben Zeitabschnitt im vorhergehenden Jahr ein Plus von 13 %. Die deutlichste Änderung jedoch ergibt sich im Vergleich zu den Buchungsfällen im Jahr 2019. Dieses Jahr gilt als „Vor-Corona-Jahr“ und ist damit der große Vergleichsmaßstab für die gesamte Branche.
Die Zahl der Buchungen ist im Vergleich zu 2019 um annähernd 100 % gestiegen, heißt es. Dies ist nicht der einzige Impuls. Auch würden die Kunden deutlich mehr für die Reisen zahlen als zuvor. Im Vergleich zu 2019 konnte die TUI den Preis für die Reisen um 26 % steigern. Im Vergleich zu den Reisen im Jahr 2022 stieg der Preis um 5 %.
Auch hier allerdings bleiben mehrere Fragen.
- Reicht der Anstieg im Umsatz und in den Preisen bereits aus, um die Phantasie an den Aktienmärkten zu beleben? Danach sieht es zumindest nach den Ergebnissen vom Mittwoch nicht aus.
- Die Preissteigerungen könnten ebenfalls zu gering ausfallen. Denn die TUI wird auch für den Einkauf mehr zahlen als zuvor. Dies betrifft sowohl die Energiekosten wie auch die Unterkünfte, die Löhne sowohl im In- wie im Ausland sowie die Versicherungsbeiträge. Bei einer Inflationsrate von im Mittel wohl mehr als 6 % im Jahr 2022 sind die Preissteigerungen für die TUI möglicherweise etwas zu gering.
Die Kommentare zu den vorgelegten Zahlen lesen sich jedenfalls frappierend. So heißt es, die Zahlen würden nicht reichen, um das große Comeback oder die Trendwende herbeizuführen. Die Börsen scheinen dies entweder zu bestätigen – oder auf der anderen Seite wegen der Kommentare einen entsprechenden Abschlag vorzunehmen.
Der Trend jedenfalls ist kurzfristig wieder deutlich schwächer geworden. Die Aktie musste mit den Abschlägen nun noch nicht die 6-Euro-Marke ins Visier nehmen. Dennoch ist das Chartbild auch kurzfristig erneut belastet worden. Die Aktie macht aus charttechnischer Sicht kein gutes Bild. Der Titel ist dabei vergleichsweise sogar näher an einem neuerlichen kurzfristigen Abwärtstrend als an einer Erholung.
Die Analysten sind sich offenbar selbst nach Bekanntgabe der Zahlen noch nicht eins, gerade die Entwicklung der Kurse nach der Kapitalmaßnahme bringt noch viele Fragen mit sich. Die TUI ist derzeit nach der Kapitalmaßnahme – die im April faktisch abgeschlossen wurde – noch keine hinreichend gute Datenbasis, um einen schnellen Wiederanstieg des Papiers zu begründen.
Die Kursperformance der TUI-Aktie
Ob die Analysten ihre Schätzungen durchgehend angepasst haben? Die Dimension der Schätzungen lässt starke Zweifel daran groß werden. Dies wiederum erschwert die Einschätzung: Denn auch das Kursziel von Analysten hat seinerseits wieder Einfluss auf die Bewertung der TUI an den Aktienbörsen. Die Quartalszahlen haben dabei bis dato nicht geholfen, den Titel massiv nach oben zu schieben, so der Eindruck der Beobachter zur Aktie von TUI. Dennoch kann der Titel in den kommenden Tagen noch einmal einen kleinen Schwung für eine Aufwärtsbewegung nehmen, so die Analysten.
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