Zwei Wochen nach dem Beginn einer Cannabis-Hausse in den USA hat Tilray in seinem dritten Quartal (per Ende Februar) unerwartet einen Überschuss erwirtschaftet. So meldete das kanadische Unternehmen einen Nettogewinn von 43 Millionen US$ oder 0,09 US$ je Aktie. Im Vorjahresquartal schlug noch ein Nettoverlust von -273 Millionen US$ zu buche oder -1,03 US$ je Aktie. Die von Capital IQ erfassten Analysten hatten im Konsens mit einem Verlust von -0,08 US$ je Aktie gerechnet.
Der Nettoumsatz stieg um fast ein Viertel auf 152 Millionen US$, blieb damit jedoch knapp unter den Analystenschätzungen. Die Erlöse durch den Cannabisverkauf kletterten gegenüber dem Vorjahresquartal um ein Drittel auf 55 Millionen US$, die Getränkeeinnahmen wuchsen um knapp zwei Drittel auf 20 Millionen US$ und auch die Ausbeute aus der Handel mit Wellness-Produkten steigerte sich auf 15 Millionen US$. Einzig die Einnahmen aus dem Vertrieb reduzierten sich gegenüber den Vergleichszeitraum um -11% auf 62 Millionen US$.
Cannabis-Gesetzesinitiativen in den USA
Vor zwei Wochen schoss die Tilray-Aktie innerhalb von zwei Tagen um +45% aufwärts. Der US-Kongress hatte zuvor ein Gesetz zur Unterstützung der Cannabisforschung verabschiedet und die Marihuana-Hausse damit ausgelöst. Die neuen Regelungen sollen dazu beitragen, die Bürokratie rund um den Forschungsprozess abzubauen, sagte die Gesetzes-Initiatorin Senatorin Dianne Feinstein.
Ein weiteres Gesetz, das Cannabis auf Bundesebene legalisieren könnte, hatte es zuvor bereits durch das US-Repräsentantenhaus geschafft. Marihuana könnte damit von der Liste der staatlich kontrollierten Substanzen gestrichen werden, strafrechtliche Konsequenzen würden somit abgeschafft. Nur ein einigen Bundesstaaten wie Kalifornien ist die Substanz schon legalisiert.
Die Absegnung des Gesetzes durch den Senat steht noch aus. Medienberichten zufolge sind die Aussichten auf eine Verabschiedung jedoch gering. Die Tilray-Aktie hat den Großteil seiner Gewinne aus der Rallye wieder abgegeben und notiert aktuell bei 7,23 US$.
Freizeit-Marihuana rentiert sich nicht
Nach dem ersten Cannabis-Hype vor einigen Jahren sind Titel wie Tilray nach einer kurzer Börseneuphorie ebenso schnell wieder gefallen. Der Grund für den Sell-off war die nicht vorhandene Rentabilität des Unternehmens: Der Umsatz hatte sich in vier Jahren zwar von 20 auf 500 Millionen US$ vervielfacht; die operativen Verluste stiegen in dem Zeitraum jedoch noch rasanter: von -8 auf -345 Millionen US$.
Nachhaltige Kurszuwächse werden bei Tilray erst dann möglich sein, wenn es dem Unternehmen gelingt, seine Verluste zu reduzieren und regelmäßig Gewinne auszuweisen. Den ersten Schritt in diese Richtung hat Tilray im abgelaufenen Quartal zwar getan; die Kanadier haben auf dem Freizeit-Cannabis-Markt jedoch ein grundsätzliches Problem:
Marihuana ist ein Agrarprodukt, bei dem das Angebot theoretisch beliebig erweiterbar ist. Der Preis wird somit eher gering bleiben, weshalb das Unternehmen mit der Grundsubstanz zu wenig Geld verdient.
Wesentlich aussichtsreicher sind pharmazeutische Cannabis-Produkte – ein Bereich, in dem Tilray noch sehr ausbaufähig ist. Medikamente und Therapien können Unternehmen mit Patenten schützen lassen. Daher sind die Gewinnspannen bei reinen Medical-Marihuana-Titeln wie Canopy Growth, Jazz Pharmaceuticals oder Trulieve Cannabis deutlich höher. Das neue Forschungsgesetz dürfte nun eine Reihe von Regeln und Vorschriften abschaffen, die den Unternehmen die Untersuchung von aus Marihuana gewonnenen Medikamenten zuvor erschwert haben.
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