Thyssenkrupp: Ob das wirklich eine gute Idee wäre?

Beim deutschen Industriekonzern Thyssenkrupp brennt das Dach, symbolisch gemeint. Da werden jetzt Rufe nach einem Einstieg des Bundes als Retter immer lauter.

Auf einen Blick:
  • Staatsbeteiligung im Gespräch
  • Politiker fordern Einstieg des Bundes
  • Zentraler Konfliktherd Stahlsparte
  • Würde die EU das überhaupt erlauben?

Die Zukunft von Thyssenkrupp steht auf der Kippe, nicht zum ersten Mal. Und darauf folgen altbekannte Reflexe, insbesondere der Ruf nach einem Einstieg des Staates. Angesichts der finanziellen Schwierigkeiten, insbesondere in der Stahlsparte, diskutieren Politiker zunehmend über die Möglichkeit einer Staatsbeteiligung, um den angeschlagenen Industriekonzern zu stabilisieren und Tausende Arbeitsplätze zu sichern.

Forderungen nach Staatseinstieg

Politiker aus verschiedenen Parteien, darunter die SPD, CDU und Grünen, erwägen eine Beteiligung des Bundes an Thyssenkrupp, ähnlich wie bei der Rettung der Meyer Werft. Sarah Philipp, Chefin der NRW-SPD, sprach sich dafür aus, dass eine „Einbindung des Staates“ eine mögliche Brückenlösung sein könnte. Auch Bärbel Bas, Bundestagspräsidentin und SPD-Abgeordnete aus Duisburg, betonte die Wichtigkeit, das Unternehmen zu erhalten. Der Vorschlag, dass der Staat eine Rolle spielt, um die Krise bei Thyssenkrupp zu bewältigen, wird auch von Dennis Radtke, dem neuen Chef des CDU-Arbeitnehmerflügels, und dem Grünen-Politiker Felix Banaszak unterstützt. Beide sind der Meinung, dass ein Staatseinstieg eine realistische Option darstellt.

Stahlsparte bleibt bei Thyssenkrupp das Sorgenkind

Ein zentraler Konfliktpunkt bei Thyssenkrupp bleibt die Stahlsparte, die seit Jahren mit Problemen kämpft. Die globalen Stahlmärkte sind hart umkämpft, und Thyssenkrupp leidet unter Überkapazitäten und einem hohen Wettbewerbsdruck. Die Umstellung auf „grünen“ Stahl, der mit Wasserstoff statt Kohle produziert wird, ist kostenintensiv und verlangt nach erheblichen Investitionen. Der Druck, klimafreundlicher zu produzieren, verschärft die Situation zusätzlich.

Die Stahlsparte gilt als eines der traditionsreichsten Geschäftsfelder des Konzerns, aber auch als eines der verlustreichsten. Versuche, den Bereich auszugliedern oder mit anderen Unternehmen zu fusionieren, sind bislang gescheitert. Angesichts der anhaltenden Verluste und der Herausforderungen der Dekarbonisierung wird die Zukunft dieser Sparte entscheidend für die Stabilität des Gesamtkonzerns sein.

Thyssenkrupp Aktie Chart

Würde die EU einen Einstieg überhaupt erlauben?

Noch sind es Gedankenspiele eher aus der 2. Reihe der Bundespolitik, getrieben auch von regionalen Befindlichkeiten. Die Frage ist, ob das über Stammtisch-Parolen hinausgehen kann. Denn ein Staatseinstieg würde sicher die EU-Kommission auf den Plan rufen, Stichwort unerlaubte Beihilfen. Thyssenkrupp wird das sicherlich interessiert verfolgen, aber wenn man realistisch bleibt, muss sich der Konzern allein aus der Misere befreien, auch mit immer noch sehr unpopulären Maßnahmen. Das ist der Preis für jahrelange Managementfehler, aber auch für ideologiegetriebene Wirtschaftspolitik.

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