Liebe Leserin, lieber Leser,
Thyssenkrupp schien lange Zeit einer der große Gewinner einer neuen Weltenlage. Die Aktie des deutschen Industriekonzerns legte – auch angesichts von rund einer Billion neuer Sonderschulden für Bundeswehr und Infrastruktur – zwischen Anfang Februar und Anfang April von 4,50 auf 10,55 Euro zu. Es war ein Plus von unfassbaren 135 Prozent. Dass sich die massiven Unsicherheiten um den wankenden Stahlriesen nicht in Luft ausgelöst haben, wurde an den Aktienmärkten offenbar ignoriert. Das rächt sich jetzt – die Thyssenkrupp-Aktie befindet sich seit Freitag im freien Fall. Und das hat wohl nicht allein mit Donald Trumps Zollankündigungen zu tun.
Thyssenkrupp kündigt seinen Liefervertrag mit HKM
Sicherlich, auch andere Titel befinden sich gerade massiv unter Druck. Und so war das zweistellige Minus von 9,28 auf 8,09 Euro bei der Aktie von Thyssenkrupp am Freitag wohl vor allem den geopolitischen Unsicherheiten geschuldet. Am Montag im frühen Handel aber kommt es nun knüppeldick: Die Aktie rauschte in der ersten Handelsstunde 15 Prozent auf nur noch rund 7 Euro in den Kurskeller. Denn bei Thyssenkrupp kommt ein weiterer Aspekt hinzu: Die gesamte deutsche Stahlbranche steht möglicherweise vor einer Zäsur.
Denn Thyssenkrupp Steel Europe (TKSE) habe nun einen weiteren Schritt zur Trennung vom Stahl-Zulieferer HKM unternommen, heißt es in Medienberichten. Konkret habe der Aufsichtsrat in einer außerordentlichen Sitzung am Freitag die Kündigung des Liefervertrags mit der Duisburger Stahlhütte beschlossen, schreibt finanzen.net. Die Auflösung des Vertragsverhältnisses werde spätestens Ende 2032 wirksam.
- TKSE ist demnach zu 50 Prozent an HKM beteiligt, „will sich von dieser Beteiligung im Zuge einer großangelegten Neuaufstellung aber trennen“
- Dies geschehe entweder durch einen Verkauf oder eine Schließung der im Duisburger Süden beheimateten Stahlhütte, heißt es
SPD-Politiker fordert Einstieg des Staates
Die Aufregung ist groß: Angesichts der Turbulenzen bei der Thyssengrupp-Tochter fordert der Duisburger Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir (SPD) laut nrz.de den Einstieg des Staates in die deutsche Stahlproduktion. Mit einer „rechtlichen Anteilseignerschaft an Stahlunternehmen“ sollten unter anderen die Sicherheitsinteressen des Landes durch heimische Kapazitäten abgesichert werden, heißt es in einem Positionspapier, das Özdemir laut der Tageszeitung vorgelegt hat.
„Was die Wirtschaftsbosse gerade machen, ist kein verantwortungsvolles Unternehmertum“, kritisierte Özdemir im Gespräch mit der NRZ. Jetzt drohe die Schließung der Stahlhütte und der Verlust von bis zu 3000 Arbeitsplätzen. Er fordere eine „Stahlstrategie“ für Deutschland unter dem Dach einer „Deutschland Stahl AG“, in der zwar die Unabhängigkeit deutscher und europäischer Stahlproduzenten gewährleistet sei, jedoch „volatile Marktentwicklungen“ ausgeglichen werden könnten, so der Bericht. Zudem müsse sich der Staat direkt an Stahlunternehmen beteiligen.
Thyssenkrupp versucht zu beschwichtigen
„Die Kündigung des Liefervertrags selbst hat zunächst keine unmittelbaren Folgen für den Weiterbetrieb der HKM“, beschwichtige Thyssenkrupp Steel Europe in einer Mitteilung. Die Belieferung ihrer Anteilseigner mit Vormaterial sei „bis auf weiteres vollständig gewährleistet“. Am Freitagmorgen hatten Beschäftigte von HKM und anderer Stahlfirmen vor der TKSE-Zentrale gegen die Kündigung der Lieferverträge protestiert.
Ob in Deutschlands zweitgrößtem Stahlwerk durch die Entscheidung tatsächlich die Lichter ausgehen werden, ist unklar. Der irrationale Kursanstieg der Thyssenkrupp-Aktie ist jedenfalls erst einmal vorbei. Allein seit vergangenen Montag hat sie rund ein Drittel ihres Werts eingebüßt.
Analysten sahen Thyssenkrupp-Aufstieg skeptisch
Die Analysten misstrauten der jüngsten Entwicklung mehrheitlich ohnehin. Die DZ Bank etwa hatte Thyssenkrupp bereits Ende Februar von „Kaufen“ auf „Halten“ abgestuft, den fairen Wert lediglich von 6,40 auf 7,00 Euro angehoben. JPMorgan hat den fairen Wert für die Aktie Mitte März noch niedriger bei 6,50 Euro festgesetzt. Stand jetzt sieht die US-Bank die Papiere damit noch immer leicht überbewertet.
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