Thyssenkrupps Stahlsparte steht vor ihrer wohl umfangreichsten Transformation. Einfach wird dieser Paradigmenwechsel jedenfalls nicht, so Konzernchef Miguel López, der vor wenigen Tagen in einer Rede bei der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung Düsseldorf (WPV) vor harten Einschnitten gewarnt hat (via prozesswaerme.net).
Thyssenkrupp: Transformation – CEO Miguel López mahnt zur Eile
Die Notwendigkeit zur Transformation sei unumstößlich, so der Manager. Das gelte vor allem für das traditionelle Stahlgeschäft, welches sowohl mit internen strukturellen Herausforderungen als auch mit externem wirtschaftlichen Druck konfrontiert sei.
„Wir müssen bei thyssenkrupp wieder in ruhiges Fahrwasser kommen – zumal bei thyssenkrupp viel zu lange gewartet wurde. Damit meine ich auch den Stahlbereich. Es geht hier nicht um eine zwischenzeitliche Konjunkturflaute. Wir haben in dem Bereich handfeste strukturelle Probleme“, betonte López mit Blick auf den dringenden Handlungsbedarf. „Die Lage ist kritisch und ohne entschlossenes Gegensteuern kann sie schnell existenzbedrohend werden.“
Produktionseinschnitte seien unvermeidbar
Der Manager wies auf die ersten Maßnahmen hin, die er als neuer CEO eingeleitet habe, um die Weichen für die Zukunft zu stellen. Dazu gehöre unter anderem die Stärkung der Profitabilität in sämtlichen Konzernbereichen sowie die Fokussierung auf die grüne Transformation. In der Stahlsparte sei allerdings eine Verringerung der aktuellen Produktionskapazität erforderlich, sagte López angesichts der vom Management forcierten Stellenstreichungen.
„Stahl in Duisburg und dem Ruhrgebiet hatte mehr als 200 Jahre lang eine starke Basis, weil hier das Zentrum der Industrialisierung Europas war, und weil hier die heimische Kohle als Energieträger lag. Beides ist für die Zukunft nicht mehr gegeben. Hinzu kommen unfaire Billigimporte aus Asien und Standortvorteile anderer Regionen, in denen regenerative Energien einfacher und kostengünstiger zu beziehen sind. Diesen Tatsachen kann sich niemand entziehen.“
Einstieg von Daniel Kretinsky in kriselnder Stahlsparte
López betonte außerdem die Wichtigkeit der bereits eingeleiteten Kooperationen – vor allem den 20-prozentigen Einstieg der Holding EPCG des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky. Dadurch könne die Stahlsparte ihren Weg zur „unternehmerischen Eigenständigkeit“ aufnehmen und so die Wettbewerbsfähigkeit des Gesamtkonzerns verbessert werden. „Der Kohleausstieg in Deutschland ist besiegelt und grüne Energie haben wir hier nicht. Zumindest nicht in ausreichender Menge. Dafür brauchen wir Partner von außen.“
Zur Einordnung: Der 20-prozentige Einstieg der EPCG, der kürzlich vom Thyssenkrupp-Aufsichtsrat gegen die Stimmen der dortigen Arbeitnehmervertreter abgesegnet wurde, soll nur der Anfang sein. Perspektivisch will Thyssenkrupp mit EPCG aus der Stahlsparte ein 50/50-Joint-Venture machen. Dadurch müsste der Gesamtkonzern die verlustbehaftete Sparte nicht mehr in seiner Bilanz führen, sondern lediglich als Beteiligung.
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