„Haha sicher“, antwortete Elon Musk bei Twitter auf die Frage, ob er bei der Eröffnung von Teslas Gigafactory in Grünheide tanzen werde. Der Unternehmenslenker ist offensichtlich in Feierlaune. Denn bereits gut zwei Wochen nachdem das Land Brandenburg den Bau der Fabrik genehmigt hat, plant Tesla, die ersten Autos aus dem neuen Werk auszuliefern.
Obwohl die Genehmigung erst ein paar Tage alt ist, steht die erste Gigafactory in Europa offensichtlich bereits. Gebaut hat sie der E-Auto-Pionier mit rund 20 vorzeitigen Zulassungen auf eigenes Risiko. Im offiziellen Genehmigungsbescheid sind über 400 Auflagen genannt, darunter zum Trinkwasser, zur Luftreinhaltung und zum Umgang mit Störfällen. Bis zur Eröffnungsfeier, die nach einem Tagesspiegel-Bericht für den 22. März vorgesehen ist, muss das Unternehmen alle Bedingungen erfüllen.
In der ersten Phase will Tesla in Grünheide mit rund 12.000 Beschäftigen über eine halbe Millionen Fahrzeuge im Jahr herstellen – knapp ein Dreivierteljahr nach dem ursprünglich angepeilten Produktionsstart. Musk wollte bereits ab Juli 2021 Autos in Brandenburg bauen. Das Genehmigungsverfahren verzögerte sich aber, weil Tesla im Antrag für die Fabrik unter anderem eine Batteriefabrik ergänzte und dafür eine erneute Anhörung von Kritikern nötig wurde.
Wirtschaftsminister kritisiert Zulassungsbehörde
Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach rechnet damit, dass der US-Tech-Gigant die Auflagen rechtzeitig erfüllen wird und die Eröffnung wie geplant stattfinden kann. Angesichts der Verzögerung des Genehmigungsverfahrens fordert er in Zukunft ein schnelleres Vorgehen der Zulassungsbehörden, wenn ein Investor im Planungsprozess wesentliche Änderungen vornimmt. Steinbach sagte:
„Ein Unternehmen darf nicht bestraft werden, wenn es Verbesserungen im laufenden Prozess vornimmt und zugleich Mängel im ursprünglichen Antrag heilt. Das kann nicht sein, und das muss die entscheidende Lehre aus dem Projekt sein.“
Tesla-Aktie günstig wie lange nicht
Nach einem massiven Kurssturz ist die Tesla-Aktie derzeit günstig wie lange nicht. Seit ihrem Hoch im November hat der Titel mehr als ein Viertel seines Werts verloren und notiert derzeit bei 765 €. Anleger bereiten sich darauf vor, dass die US-Notenbank den Geldhahn zudreht und die Zinsen anhebt, um die Inflation zu bekämpfen. Der Markt hat Wachstums- und Techwerte in den vergangenen Monaten stark abgestraft – aus meiner Sicht zu stark.
Daher ergibt sich für das Tesla-Papier derzeit ein attraktiver Einstiegszeitpunkt, denn die Aussichten des Musk-Konzerns sind weiterhin glänzend. Das Unternehmen ist zum profitabelsten Autohersteller der Welt gereift. Allein für den Cybertruck gibt es Vorbestellungen im Wert von über 10 Milliarden US$. Das Geschäft mit der der Software für autonomes Fahren kommt auf eine Gewinnmarge von 80%. Mit dem Anlaufen der Gigafactories in Grünheide und später in Austin wird der E-Fahrzeug-Hersteller seine dominante Position festigen können.
Auf dem Weg zum Multi-Tech-Konzern
An der Börse ist Tesla jedoch weiterhin so viel wert wie die zehn größten Autohersteller zusammen. Übertrieben? Nun ja, kein anderer Fahrzeugbauer stellt eigene Chips auf Nvidia-Niveau her, besitzt einen AI-Supercomputer oder produziert mit einer Giga Press, mit der große Karosserieteile in einem Stück gegossen werden können.
Der US-Konzern hat den Automobilbau damit revolutioniert und wird in diesem sich radikal wandelnden Geschäft signifikant Marktanteile gewinnen. Dadurch ist allein die Auto-Sparte der Kalifornier unterbewertet.
Hinzu kommen bei dem Unternehmen unzählige weitere Geschäftsbereiche, die derzeit rasant entwickelt und vertikal integriert werden – von Software und Robotik über Energie zu Versicherungen. Sollte Tesla in diesem Tempo weiterwachsen, werden die Leute in ein paar Jahren die Kalifornier als einen breiten Technologiekonzern sehen. Autos werden dann – wie bei Amazon die Bücher – nur der Anfang gewesen sein.
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