In den allseits schwierigen Pandemiezeiten hat sich die Deutsche Telekom durch ein robustes, nicht-zyklisches Geschäft und hohe Verlässlichkeit ausgezeichnet. Am morgigen Donnerstag wird der Bonner Konzern seine Jahreszahlen vorlegen. Nach dem der Telekomunikations-Dienstleister die Prognose im Herbst ein drittes Mal angehoben hatte, steuert er auf ein Ergebniswachstum von 8 Prozent zu.
US-Tochter ist Maßstab für Jahreszahlen
Auch wenn die Telekom zuletzt im Heimatmarkt zulegte, ist ihr Erfolgsgarant derzeit das Geschäft von T-Mobile US. Der amerikanische Ableger hatte zuletzt jedoch ein schwierigeres Marktumfeld zu verkraften. Bei Vorlage der Jahreszahlen Anfang des Monats wies die US-Tochter im Schlussquartal einen Einbruch des Nettogewinns um 44 Prozent aus.
Über Jahre war T-Mobile der am stärksten wachsende Mobilfunkanbieter in den Vereinigten Staaten. 2021 haben die Rivalen Verizon und AT&T jedoch reagiert und damit einen Preiskampf losgebrochen. Für das laufende Geschäftsjahr gab die Telekom-Tochter dennoch einen optimistischen Ausblick beim Kundenzuwachs und übertraf damit die Analystenschätzungen deutlich.
Der Mutterkonzern verfolgt die Entwicklungen in den USA genau, denn von keinem anderen Markt ist der DAX-Konzern so abhängig: Rund zwei Drittel des Umsatzes erwirtschaften die Bonner in Nordamerika, 61% trug T-Mobile zuletzt zum Telekom-Gewinn bei. Die Daten jenseits des Atlantiks setzen den Maßstab für die morgen erwarteten Jahreszahlen. Auf Dauer könnte dieser Umstand jedoch zum Problem werden, denn die Telekom hält nicht mehr die Mehrheit an der US-Tochter.
Börsengang der Funkturm-Sparte oder doch eine Übernahme?
Auf dem Heimatmarkt sind derweil radikale Neuerungen geplant. Mit einer frischen Vertragsverlängerung ausgestattet kündigte Telekom-CEO Tim Höttges im Dezember einen radikalen Wechsel im Geschäftsmodell an: Der DAX-Konzern will sich für andere Netzanbieter öffnen, sodass auch Wettbewerber die Glasfasernetze und Funktürme der Telekom nutzen dürfen. Der Plattformausbau dürfte einiges kosten, birgt aber auch neue Geschäftschancen und Einsparpotenzial.
Anleger hoffen sowieso darauf, dass der Telekomunikations-Dienstleister die milliardenschwere Funkturm-Sparte versilbert – per Verkauf oder Börsengang. Die Pläne werden dem Vernehmen nach immer konkreter und könnten den Bonnern schon im laufenden Quartal einen Geldsegen bescheren. Zuletzt hieß es allerdings, dass es Gespräche über einen Zusammenschluss mit der Vodafone-Tochter Vantage Towers gebe.
M&A-Fantasien könnten der seit August um 10 Prozent zurückgefallenen T-Aktie ebenfalls wieder neues Leben einhauchen. In Europa geht es in dieser Hinsicht derzeit rund. BT Group, Vodafone und Telecom Italia stehen im Zentrum der Übernahmespekulationen.
Dividendenrendite wächst
Aufgrund der Bedeutung des US-Markt wäre die Telekom gut beraten, die Stimm-Mehrheit bei T-Mobile wiederzuerlangen – trotz der hohen Schulden des Ablegers aus der Sprint-Übernahme. Das zusätzliche Risiko rechnet sich letztlich, da der DAX-Konzern die Konkurrenz von Telefonica und Orange dank des Beitrags der US-Tochter beim Wachstum und Marktanteil abhängt. Mit den US-Milliarden, die jährlich in die Kassen gespült werden, können die Bonner ihre Verbindlichkeiten zudem peu à peu abtragen.
Die morgige Ergebnisveröffentlichung lässt wenig Überraschungen erwarten. Anleger können jedoch in den kommenden Wochen umso mehr hoffen auf spannende Neuigkeiten zur Funkturm-Sparte und beim Thema M&A.
Letztlich kommt beim Telekom-Titel immer das Kaufargument der zuverlässigen Dividende hinzu. Dank Zuwächsen beim Jahresüberschuss und der operativen Marge sollen die Ausschüttungen für 2021 um 4 Cent auf 0,64 Euro steigen – und Aktionären damit rund 4% Rendite bescheren.
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