Die geplante Übernahme von Capri Holdings durch den Luxus-Konzern Tapestry steht auf der Kippe. Die US-amerikanische Regulierungsbehörde Federal Trade Commission (FTC) hat am 22.4.24 eine einstweilige Verfügung gegen den Deal beantragt. Beide Unternehmen wehrten sich in einem Statement umgehend gegen das Veto und kündigten an, notfalls ebenfalls rechtliche Schritte einzuleiten, um das Geschäft zu vollziehen.
Bekannte Markennamen
Luxus-Aktien sind begehrte Papiere an den Börsen, wie das Beispiel des europäischen Marktführers LVMH zeigt. Die Franzosen konnten den Wert ihrer Aktie in den letzten zehn Jahren um rund 450% steigern. Vor diesem Hintergrund klang die Fusion zweier namhafter amerikanischer Handtaschenhersteller mit illustren Markennamen im Portfolio aus Investorensicht erst einmal spannend.
Der Käufer Tapestry mit einem aktuellen Börsenwert von rund 9,25 Mrd. USD nennt die Marken Coach, Kate Spade und Stuart Weitzman sein eigen. Konkurrent Capri Holdings (Marktkap. 4,42 Mrd- USD) ist für die Marken Versace, Jimmy Choo und Michael Kors bekannt. Doch genau das ist der FTC offensichtlich ein Dorn im Auge.
Tapestry Aktie Chart
Der Deal, dessen Wert auf 8,5 Milliarden Dollar geschätzt wird, würde die direkte Konkurrenz zwischen den bekannten Marken Coach und Kate Spade von Tapestry sowie Michael Kors von Capri eliminieren, so die Behörde in einem Statement.
Plant Tapestry weitere Übernahmen?
Die FTC argumentiert, dass diese Fusion den Wettbewerb im Markt für „zugängliche“ Luxus-Handtaschen erheblich verringern würde, was negative Auswirkungen auf Preise, Innovationen, Design, Marketing und Werbung hätte. Zudem könnte die Fusion die Arbeitsbedingungen und Löhne der Angestellten negativ beeinflussen, da der Wettbewerb um Mitarbeiter zwischen den beiden Unternehmen wegfiele.
Tapestry hat in der Vergangenheit bereits eine Reihe von Übernahmen getätigt und strebt an, ein führendes Konglomerat in der Modeindustrie zu werden. Die FTC befürchtet, dass diese Akquisition Tapestry eine dominante Marktposition verschaffen und es für neue Marken schwieriger machen würde, in den Markt einzutreten und sich dort zu etablieren.
Die Beschwerde der FTC weist darauf hin, dass Tapestry plant, auch nach dieser Übernahme weitere Akquisitionen durchzuführen. Die FTC hat daher eine einstweilige Verfügung und eine vorläufige Unterlassungsverfügung beantragt, um die Transaktion vorläufig zu stoppen.
Tapestry und Capri wehren sich vor Gericht
Tapestry, Inc. hat auf den Versuch der FTC, die geplante Übernahme zu blockieren, prompt reagiert (Pressemitteilung). Das Unternehmen argumentiert, dass die Übernahme wettbewerbsfördernd und verbraucherfreundlich sei und dass die FTC die Marktbedingungen und das Verbraucherverhalten missverstehe.
Tapestry betont, dass es in einem stark umkämpften und fragmentierten Markt operiert, in dem die Konsumenten aus einer Vielzahl von Produkten und Marken wählen können. Zudem weist man darauf hin, dass man mit einer breiten Palette von Produkten und Preisen sowohl mit günstigeren als auch mit teureren Produkten konkurriere.
Durch den Zusammenschluss mit Capri würde Tapestry Zugang zu einem breiteren Spektrum globaler Luxuskonsumenten und geografischen Märkten erhalten, was nachhaltiges Wachstum für die Marken von Capri fördern soll. Tapestry hebt auch seine Rolle als Arbeitgeber hervor, der branchenführende Löhne und Vorteile bietet.
Capri Holdings Aktie Chart
Das Management zeigte sich in der Stellungnahme zuversichtlich, dass die Übernahme erhebliche Vorteile für Kunden, Mitarbeiter, Partner und Aktionäre bringen würde, und plant, die Transaktion im Jahr 2024 abzuschließen, wobei die FTC die letzte Genehmigungsbehörde ist, die noch aussteht. Tapestry ist bereit, seine Argumente vor Gericht zu verteidigen.
Capri Holdings schloss sich in einer eigenen Stellungnahme der Argumentation von Tapestry von an und kündigte an, ebenfalls diese Entscheidung vor Gericht anfechten zu wollen. Es bleibt aus Anlegersicht also spannend, ob diese Fusion noch wie geplant im Jahre 2024 über die Bühne gehen wird. Immerhin ist klar, dass aktuell nur noch eine Hürde im Weg steht, nämlich die FTC.
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