Syzygy AG: Interview mit Finanzchef Erwin Greiner

Finanztrends-Autor Sascha Huber führte im Rahmen der letzten Münchener Kapitalmarkt Konferenz ein ausführliches Interview mit Erwin Greiner, seines Zeichens CFO der Syzygy AG.

Sehr geehrter Herr Greiner, ich kenne Ihr Unternehmen zwar schon seit der Zeit Ihres Börsengangs am damaligen Neuen Markt, wahrscheinlich kennen aber die meisten unserer Leserinnen und Leser Ihr Unternehmen wohl leider noch nicht. Stellen Sie diesen daher Ihr Unternehmen an dieser Stelle doch mal kurz vor, vielen Dank!

Antwort von Erwin Greiner: Syzygy ist eigentlich ein aus dem Griechischen stammender Begriff, der eine Planetenkonstellation bezeichnet, bei der drei Planeten in einer Linie stehen. In der Tat sind wir schon zurzeit des Neuen Marktes an die Börse gegangen, konkret waren wir – am 6. Oktober 2000 – sogar der letzte Börsengang am Neuen Markt. Anders als viele andere haben wir aber den anschließenden Niedergang des Neuen Marktes überlebt.

Unsere Kernkompetenz lag seinerzeit noch ausschließlich im Bereich der digitalen Kommunikation. Wir waren also für den Aufbau, die Kreation, die Gestaltung sowie die Implementierung von Kommunikationsmaßnahmen im Internet zuständig. Im Laufe der Zeit kamen jedoch vielfältige weitere Services wie bspw. die Aktivierung von Kunden (Performance-Marketing), das Beratungsgeschäft rund um Strategien in den digitalen Kommunikationsmedien sowie die entsprechende Schulung von Mitarbeitern hinzu.

Somit sehen wir uns heute als Full Service-Anbieter, der alle Dienstleistungen im digitalen Raum aus einer Hand anbieten kann. Dies ist so bei den meisten Wettbewerbern nicht gegeben. Diese haben sich in der Regel auf bestimmte Bereiche spezialisiert.

Wer sind denn, aus Ihrer Sicht, Ihre wichtigsten Wettbewerber und worin unterscheiden Sie sich von diesen? Können Sie da einen oder mehrere Namen nennen?

Antwort von Erwin Greiner: Insgesamt ist der Markt für digitale Dienstleistungen sehr fragmentiert. Es entstehen fortlaufend kleine Internetagenturen im Bereich zwischen fünf und zwanzig Mitarbeitern, die aber dann als Spezialisten in einzelnen Segmenten agieren, z.B. Mobile.

Um aber noch einmal auf den Neuen Markt zu sprechen zu kommen: Zahlreiche der ehemaligen großen Konkurrenten aus dieser Zeit sind inzwischen vom Markt verschwunden. Zum Einen durch Managementfehler, zum Anderen jedoch auch dadurch, dass sie übernommen wurden.

Als Käufer traten dabei einerseits größere Agenturnetzwerke sowie andererseits Unternehmensberatungen in Erscheinung. Gerade zuletzt sehen wir verstärkt das Vordringen solcher Unternehmensberatungen in diesen Markt für digitale Dienstleistungen.

Mit dieser Antwort haben Sie mir nun natürlich eine Steilvorlage geliefert, denn Sie selbst gehören inzwischen ja auch zu einem solchen größeren Agenturnetzwerk. So hält die WPP plc, die zuletzt ja auch im Fokus der Medien stand, 50,33% des Aktienkapitals. Wie bewerten Sie das? Wie ist das Verhältnis zu Ihrem Großaktionär? Und besteht eventuell sogar die Möglichkeit einer kompletten Übernahme von SYZYGY durch WPP?

Antwort von Erwin Greiner: SYZYGY kennt WPP seit der Gründung vor 23 Jahren, weil WPP schon seinerzeit als Venture Capital-Geber von SYZYGY in England fungierte. Seit dieser Zeit hat sich WPP eigentlich immer – wie ein stiller Investor – im Hintergrund gehalten, bis sie dann vor drei Jahren (2015) ein Übernahmeangebot vorlegten. Seitdem hält WPP etwas mehr als 50% des Aktienkapitals und sich wieder im Hintergrund. Das heißt, dass unser Vorstand sehr selbstständig und nahezu unbeeinflusst von WPP die Geschäfte führen kann.

Ob sich dies in (naher) Zukunft verändern wird, kann ich gegenwärtig nicht sagen. Allerdings befindet sich WPP derzeit sehr stark im Umbruch, was in 2019 durchaus Auswirkungen auf SYZYGY haben könnte. Allerdings kenne ich die Strategien von WPP im Einzelnen leider nicht. Wenn Sie dazu mehr wissen möchten, müssten Sie sich an WPP selbst wenden und dort nachhaken.

Das Jahr 2018 und damit auch das Geschäftsjahr 2018 nähert sich ja nun langsam dem Ende. Wie würden Sie den Geschäftsverlauf Ihres Unternehmens aus heutiger Sicht, kurz vor dem Jahresende, bewerten? Wurden Ihre Erwartungen erfüllt oder sind Sie enttäuscht?

Antwort von Erwin Greiner: Lassen Sie mich die Antwort mit dem Jahr 2017 beginnen. Dieses Jahr war nämlich für uns ein Jahr der Restrukturierung, in dem wir sehr viele Dinge in unserer Unternehmensgruppe verändert haben. Im Vordergrund stand dabei eine deutlich verbesserte Integration und Kollaboration der einzelnen Tochtergesellschaften. Dies hat sich ausgezahlt, so dass wir im Laufe des nun ablaufenden Geschäftsjahres 2018 immer besser in Fahrt gekommen sind.

So haben wir insbesondere im zweiten und dritten Quartal 2018 eine sehr gute Ergebnisentwicklung erzielt, die wir wohl auch im vierten Quartal weiter fortsetzen können. Insgesamt sollte das Geschäftsjahr 2018 daher ein sehr gutes Jahr für uns werden, in dem wir alle unsere Ziele erreichen sollten. Zugleich sollten wir damit die Grundlagen für ein ebenfalls sehr gutes Geschäftsjahr 2019 geschaffen haben.

Welche Chancen und Risiken für Ihr Unternehmen sehen Sie denn in der nahen Zukunft, also im kommenden Jahr 2019? Vielleicht auch insbesondere im Hinblick auf den anstehenden Brexit, da Ihr Großaktionär WPP ja ein britisches Unternehmen ist? Hat dieser wirklich keinerlei negative Auswirkungen auf Ihre Gesellschaft?

Antwort von Erwin Greiner: Konkret kann ich Ihnen an dieser Stelle schon verraten, dass wir intern absolut davon überzeugt sind, dass das Geschäftsjahr 2019 von einem noch dynamischeren, in erster Linie organischen, Wachstum geprägt werden dürfte. Denn die Anlaufschwierigkeiten, die wir noch in 2018 durch die Restrukturierung in 2017 hatten, haben wir in 2019 so nicht mehr.

Vom Brexit sind wir – als Dienstleistungsunternehmen – wohl relativ wenig betroffen. Denn wir transportieren ja keine Waren über die Grenze, so dass uns mögliche Steuern und/oder Zölle nicht betreffen werden. Die einzige negative Auswirkung, die der Brexit auf unser Unternehmen haben könnte, wäre, dass es Einschränkungen der Reisefreiheit von Mitarbeitern geben könnte.

Kurzfristig ist das aber – wegen geplanter Übergangsregelungen – noch kein Thema. Wenn es zu einem Thema wird, dann wohl frühestens ab 2020, eher sogar ab 2021 oder 2024.

Und wo wollen Sie längerfristig mit Ihrem Unternehmen hin? Haben Sie da 3-Jahres-, 5-Jahres- oder 10-Jahres-Pläne?

Antwort von Erwin Greiner: SYZYGY kommuniziert keine Planungen über das kommende Geschäftsjahr hinaus, weil der Markt, in dem wir tätig sind, dafür einfach zu dynamisch ist. So hat sowohl die konjunkturelle als auch die technologische Entwicklung einen großen Einfluss auf den Geschäftsverlauf und diese lassen sich nur sehr schwer konkret prognostizieren. Allerdings bewegen wir uns grundsätzlich in einem Wachstumsmarkt und wollen daher langfristig natürlich weiter wachsen.

An der Börse werden immer wieder sogenannte Megatrends von Anlegern gespielt. Vor einigen Jahren waren dies die BRICS, allen voran natürlich China sowie die damit verbundene weitere Globalisierung. Aktuell sind es eher Dinge wie Digitalisierung oder Big Data/Künstliche Intelligenz. Haben solche Megatrends Einfluss auf Ihr Unternehmen und können Sie spezifizieren in wie fern genau?

Antwort von Erwin Greiner: Als Dienstleistungsunternehmen im Bereich der digitalen Kommunikationsmedien beobachten wir natürlich solche Trends und können unsere Kunden auf Ihren Wunsch hin in solchen Fragen auch beraten. So haben wir beispielsweise für Miele aktuell ein Projekt laufen, in dem wir herauszufinden versuchen, wie wohl in Zukunft die Bedienung von Waschmaschinen aussehen wird. Allerdings sind diese, an der Börse als Megatrends gespielten, Themen für uns zurzeit noch nicht die ganz großen Themen. Wir haben aber bereits einen Einstieg gefunden und somit einen Fuß in der Tür.

Sehen Sie kurzfristig (für 2019) sowie mittel- bis langfristig (darüber hinaus) spezielle Herausforderungen, die Ihr Unternehmen meistern muss, damit die gesetzten Ziele erreicht werden?

Antwort von Erwin Greiner: Insgesamt bewegt sich SYZYGY, wie bereits erwähnt, in einem Wachstumsmarkt, so dass wir generell sehr positiv in die Zukunft schauen. Eine der größten Herausforderungen für uns stellt aktuell die Personalgewinnung dar. So herrscht in Deutschland nahezu Vollbeschäftigung, so dass wir uns schwer tun, qualifiziertes Personal für unser Unternehmen zu gewinnen.

Dieses benötigen wir jedoch, um unsere Dienstleistungen erbringen zu können. Ich kann daher an dieser Stelle bestätigen, dass wir stärker wachsen könnten, wenn wir mehr qualifizierte Mitarbeiter einstellen könnten. Insofern stellt dieser Mangel an qualifiziertem Personal einen limitierenden Faktor für unser Wachstum dar. Zumal Zeitarbeit für uns nicht in Frage kommt.

Allerdings gibt es außerhalb von Deutschland – aber trotzdem innerhalb der EU – durchaus noch interessante Länder, in denen wir noch qualifizierte Mitarbeiter zu vernünftigen Preisen finden, weshalb wir darüber nachdenken, in Zukunft verstärkt dort auf Mitarbeitersuche zu gehen. In erster Linie wäre hier Polen zu nennen.

Kommen wir mal zur Börse und somit der Aktie Ihres Unternehmens. Wie sind (wichtige) Mitarbeiter (z.B. das Managementteam) am Unternehmen beteiligt? Und wie sieht vor diesem Hintergrund die Vergütung solcher Mitarbeiter aus, konkret wie hoch ist (prozentual) der fixe Teil von deren Einkommen und wie hoch die variable, erfolgsabhängige Vergütung?

Antwort von Erwin Greiner: Bei SYZYGY wird nur das Management zum Teil variabel vergütet. Daher haben wir entsprechende Mitarbeiterbeteiligungsprogramme ausschließlich für den Vorstand und die Geschäftsführung implementiert. Um die breite Belegschaft am Unternehmen zu beteiligen, fehlt es uns an Größe und Volumen.

Wir helfen Mitarbeitern aber durchaus, z.B. durch Zuschüsse im Rahmen der privaten Altersvorsorge etc. Ferner versuchen wir möglichst optimale Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeiter zu schaffen.

Oftmals ist es so, dass viele Anleger die Aktien kleiner Unternehmen („Smallcaps“) kaum oder gar nicht kennen. Was tun Sie, um Anleger für Ihr Unternehmen und damit Ihre Aktie (wieder) zu begeistern? Insbesondere natürlich auch im Rückblick auf den Hype am damaligen Neuen Markt, als Ihre Aktie ja noch einen ganz anderen Bekanntheitsgrad aufwies. Und wie wichtig wäre Ihnen in diesem Zusammenhang eine Aufnahme in einen Auswahlindex bzw. wären Sie bereit dazu notwendige Maßnahmen einzuleiten?

Antwort von Erwin Greiner: Aufgabe des Vorstands ist es in erster Linie Wachstum zu generieren und Gewinne zu erzielen. Auf dieser Basis bewerten die Anleger an der Börse dann das Unternehmen und somit die Aktie. Erst mit einem gewissen Börsenwert kann man dann in einen entsprechenden Aktienindex aufgenommen werden. Wir arbeiten daher daran, den Wert des Unternehmens und somit letzten Endes der Aktie zu steigern.

Ein weiteres Kriterium für eine Indexaufnahme ist dann natürlich auch noch der sogenannte Free Float. Auf diesen haben wir jedoch keinen direkten Einfluss. Gerade bei uns hängt da sehr viel an den Plänen unseres Großaktionärs WPP, die wir jedoch – wie bereits ausführlich thematisiert – nicht kennen.

Welche konkreten Ziele stehen bei Ihnen bei der Steuerung des Unternehmens im Vordergrund? Also konkret: Legen Sie eher wert auf die Steigerung des Marktanteils bzw. der Umsätze, auch wenn Sie dafür kurzfristig Verluste in Kauf nehmen müssen oder steht bei Ihnen ein positiver operativer Cashflow bzw. die Profitabilität im Vordergrund?

Antwort von Erwin Greiner: Bei uns stehen zwei Dinge im Fokus, nämlich einerseits das Wachstum und andererseits der Gewinn, wobei das Gewinnwachstum und somit der Gewinn im Vordergrund steht. Dabei schütten wir einen Großteil des Gewinns als Dividende an unsere Aktionäre aus. Es spricht nichts dagegen, dies in den nächsten Jahren auch zu tun. Insofern gehe ich von einer konstanten oder sogar steigenden Dividende in den kommenden Jahren aus.

Herr Greiner, ich bedanke mich für dieses sehr interessante Gespräch.

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