Liebe Leserin, lieber Leser,
Mitte November war die Aktie von Super Micro Computer (SMCI) noch im Tal der Tränen, als ein beispielloser Ausverkauf die Papiere des KI-Server-Herstellers seit März von 123 auf noch 17 US-Dollar hat fallen lassen. Und klar, das US-Unternehmen stand zunehmend unter Druck: Vorwürfe der Bilanzmanipulation, verschobene Jahres- und Quartalsberichte, ein abgesprungener Wirtschaftsprüfer, ein drohender Rauswurf von der Nasdaq – all das hatte die Anleger zutiefst verunsichert. Und jetzt? Stand die Aktie am Dienstag zwischenzeitlich wieder bei rund 46 US-Dollar. Das ist zumindest bemerkenswert.
Super Micro Computer von EY harsch kritisiert
Einen ersten Schub hatte die Aktie von Super Micro Computer bereits bekommen, als das Unternehmen am 18. November bekanntgab, man habe mit sofortiger Wirkung BDO USA als unabhängigen Wirtschaftsprüfer engagiert. Dies sei ein wichtiger nächster Schritt, „um unsere Finanzberichte auf den neuesten Stand zu bringen, ein Vorhaben, das wir mit Sorgfalt und Dringlichkeit verfolgen“, wie es in der SMCI-Mitteilung hieß. Dies war in der Tat notwendig geworden, nachdem EY als Prüfgesellschaft im Oktober unter Protest ihr Mandat niedergelegt hatte. Und die Vorwürfe waren massiv:
- Weder zeige die Unternehmensspitze „ausreichende Verpflichtung zu Integrität und ethischen Werten“, wie es beim Abgang hieß
- Noch nehme das Management seine Kontrollfunktion ernst, weshalb EY mit dessen Büchern „nicht in Verbindung gebracht werden“ wolle
Delisting von der Nasdaq vom Tisch – vorerst
Nachdem Supermicro jedoch neben BDO als Nachfolger zugleich der Nasdaq einen Compliance-Plan vorgelegt hatte, „um einen Antrag auf eine Fristverlängerung zur Wiederherstellung der Einhaltung der Anforderungen für die fortgesetzte Notierung an der Nasdaq zu unterstützen“, so die damalige Mitteilung, war das Delisting zunächst einmal vom Tisch. Den Jahresbericht fürs Geschäftsjahr sowie den jüngsten Quartalsbericht wolle man „innerhalb der Ermessensfrist, die den Nasdaq-Mitarbeitern zur Verfügung steht, auf den neuesten Stand bringen“. Den Anlegern reichte diese Beteuerung offenbar, um die Aktie binnen weniger Tage wieder auf knapp 40 Dollar ansteigen zu lassen.
Dabei hatte SMCI noch keinerlei Nachweis darüber erbracht, dass mit den Bilanzen alles seine Ordnung hat, BDO hat die Arbeit ja gerade eben erst aufgenommen. Das wurde dem einen oder anderen wohl im Nachgang bewusst, so dass die Supermicro-Aktie vor dem Wochenende wieder bis auf 31,11 US-Dollar zurückgefallen war. Doch woher nun das aktuelle, zweistellige Kursplus auf zwischenzeitlich 45,99 Dollar in den ersten beiden Dezember-Handelstagen in New York?
Sonderausschuss entlastet Supermicro teilweise
Der Kurssprung folgte auf die Bekanntgabe vom Montag, „dass ein unabhängiger Sonderausschuss keine Hinweise auf Fehlverhalten des Managements oder des Verwaltungsrats gefunden hat“, wie unter anderem investing.com berichtete. Auch dem Prüfungsausschuss des Unternehmens wurde demnach Unabhängigkeit bescheinigt, so dass eine Neudarstellung der Finanzberichte nicht erforderlich sei. „Der Sonderausschuss, unterstützt durch die renommierte Anwaltskanzlei Cooley LLP und die forensische Buchprüfungsfirma Secretariat Advisors, LLC, bestätigte die Integrität der Führungsebene und des Prüfungsausschusses von Super Micro“, heißt es.
- Beide Gremien hätten sich nachdrücklich für die Genauigkeit der Finanzberichte von Super Micro eingesetzt, so der Bericht
- „Zudem wurde festgestellt, dass der Prüfungsausschuss eine angemessene Unabhängigkeit und Aufsicht in Bezug auf die Finanzberichterstattung gewahrt hatte“
Wechsel im SMCI-Management unausweichlich
Das allerdings gilt wohl nicht allumfassend: So hat der Sonderausschuss um Verwaltungsrätin Susie Giordano laut heise.de auch Fälle gefunden, in denen nicht sichergestellt wurde, dass alle Vorschriften eingehalten wurden. „Das liege im Verantwortungsbereich des Finanzchefs, der zugleich Chief Compliance Officer ist, weshalb er abgelöst werden soll“, so der Bericht vom Dienstag. Das greife jedoch nicht sofort, „sondern erst, wenn ein Nachfolger gefunden ist“.
Laut Kommuniqué gebe es jedoch keine Hinweise darauf, dass diese Fehler auf unlautere Motive oder mangelnde Rücksicht auf korrekte Buchführung zurückzuführen seien. Teilweise sei die Dokumentation von Anweisungen und Schulungen jedoch „inkonsistent oder vage“, heißt es in dem Bericht. Neben der Ablösung des Finanz- und Compliance-Chefs empfiehlt Giordano laut heise.de, den Chefjustiziar und den Chefbuchhalter bei SMCI abzulösen. Letzterer sei bereits ersetzt. In Zukunft soll Supermicro die Position des Chief Compliance Officers und des Chief Financial Officers trennen, die Rechtsabteilung vergrößern, sowie Schulungen und Aufsicht verbessern.
Supermicro-Aktie weit unter Höchststand
Da bleibt bei Super Micro Computer also noch viel zu tun – und einiges offen. Selbst ein Verbleib an der Nasdaq ist, so lange keine geprüften Bilanzen vorliegen und die Korrektheit der aktuellen Angaben bestätigen, keinesfalls gesichert. In diesem Sinne genießt die Supermicro-Aktie derzeit so etwas wie einen Vertrauensvorschuss.
Erste Risse bekam die neue Zuversicht jedoch bereits, als die Papiere am Dienstag von ihrem Tageshoch an der Nasdaq letztlich wieder auf 40,21 Dollar zurückfielen. Sicherlich: Seit ihrem Tief Mitte November haben sich die SMCI-Papiere damit im Wert wieder weit mehr als verdoppelt, aufs Jahr gesehen steht noch ein Aufschlag von etwa 50 Prozent. Seit ihrem Höchststand im März allerdings hat die Aktie von Super Micro Computer damit noch immer knapp 70 Prozent an Wert eingebüßt.
Super Micro Computer-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Super Micro Computer-Analyse vom 04. Dezember liefert die Antwort:
Die neusten Super Micro Computer-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Super Micro Computer-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 04. Dezember erfahren Sie was jetzt zu tun ist.
Super Micro Computer: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...