Liebe Leserin, lieber Leser,
die Aktie von Super Micro Computer hält sich wacker an der Schwelle von 50 US-Dollar. Nachdem maue Geschäftsaussichten des KI-Profiteurs ASML am Dienstag reihenweise Tech-Werte in den Keller geschickt hatte, waren die Papiere des IT-Komplettlösungsanbieters aus Kalifornien nur kurz von zuvor 47,39 auf 45,73 US-Dollar eingeknickt, hatten sich am Abend aber bereits wieder auf 47,76 Dollar verbessert. Am Mittwoch knackte die Supermicro-Aktie sogar kurzzeitig die 50-Dollar-Marke, ging letztlich mit einem Plus von gut zwei Prozent bei 48,75 Dollar aus dem Handel. Dass sich die Papiere des gefallenen KI-Stars aktuell (und nach einem Aktiensplit im Verhältnis 1:10 Anfang Oktober) so beständig zeigen, liegt offenbar an den durchaus positiven Schlagzeilen, die man derzeit in Serie produziert.
Supermicro-Lösung kühlt Nvidia-Systeme effizienter
Die aktuellste hat mit dem größten Profiteur des anhaltenden Booms um Künstliche Intelligenz zu tun: Nvidia. Super Micro Computer beschleunige den Übergang der Branche zu flüssigkeitsgekühlten Rechenzentren mit der Nvidia- Blackwell-Plattform, „um ein neues Paradigma der Energieeffizienz für den rasch gestiegenen Energiebedarf neuer KI-Infrastrukturen zu liefern“, wie es in einer Mitteilung vom Dienstag hieß.
Die branchenführenden End-to-End-Flüssigkeits-Kühlungslösungen von Supermicro basieren demnach auf der GB200 NVL72-Plattform für Exascale-Computing von Nvidia in einem einzigen Rack. Ende des vierten Quartals sei mit der Bemusterung an ausgewählte Kunden für die Serienproduktion begonnen worden. Darüber hinaus seien die kürzlich angekündigten flüssigkeitsgekühlten 4U-Systeme Supermicro X14 und H14 sowie die luftgekühlten 10U-Systeme nun produktionsbereit für das NVIDIA HGX B200 8-GPU-System.
Supermicro-CEO: „Treiben KI-Computing voran“
„Wir treiben die Zukunft des nachhaltigen KI-Computing voran und unsere flüssigkeitsgekühlten KI-Lösungen werden von einigen der ehrgeizigsten KI-Infrastrukturprojekte der Welt schnell übernommen“, betont Charles Liang, Präsident und CEO von Supermicro. Seit Juni 2024 wurden demnach mehr als 2000 flüssigkeitsgekühlte Racks ausgeliefert „Die End-to-End-Flüssigkeitskühlungslösung von Supermicro mit der NVIDIA-Blackwell-Plattform erschließt die Rechenleistung, Kosteneffizienz und Energieeffizienz der nächsten GPU-Generation in einem einzigen Rack.“
- Doch es war nicht die einzige Nachricht an diesem Tag aus dem Hause Super Micro Computer
- Die zweite hatte ebenfalls mit KI und Nvidia zu tun – und den gestiegenen Anforderungen
Optimiertes Speichersystem von Super Micro Computer
Supermicro bringt demnach zudem ein optimiertes Speichersystem für leistungsstarkes KI-Training, Inferenz und HPC-Workloads auf den Markt. Dieses JBOF-System (Just a Bunch of Flash) nutzt laut Mitteilung bis zu vier NVIDIA BlueField-3-Datenverarbeitungseinheiten (DPUs) in einem 2U-Formfaktor, „um softwaredefinierte Speicher-Workloads auszuführen“, wie es heißt.
Jede BlueField-3-DPU verfügt laut Firmenangaben über 400 Gb Ethernet oder InfiniBand-Netzwerk und Hardwarebeschleunigung für rechenintensive Speicher- und Netzwerk-Workloads. Dazu gehören etwa Verschlüsselung, Komprimierung und Erasure Coding sowie KI-Speichererweiterung. „Die hochmoderne Dual-Port-JBOF-Architektur ermöglicht Active-Active-Clustering und gewährleistet so hohe Verfügbarkeit für die Skalierung unternehmenskritischer Speicheranwendungen sowie Scale-Out-Speicher wie Objektspeicher und parallele Dateisysteme“, verspricht Supermicro.
Supermicro-Aktie bereits im September unter Druck
Und so führten zwei zukunftsträchtige Nachrichten just am dem Tag, als die anderen Techwerte einknickten, offenbar zu einer Stabilisierung des Kurses der Supermicro-Aktie. Bereits in der Vorwoche hatte die Meldung, dass man derzeit pro Quartal mehr als 100.000 GPUs mit Flüssigkeitskühlungslösung (DLC) für einige der größten KI-Fabriken der Welt ausliefere, für einen kleinen Kurssprung bei der Aktie gesorgt. Diese hatte ihren Schockmoment hingegen bereits Ende September.
Der Grund hierfür waren Berichte, wonach das Justizministerium eine Untersuchung gegen das Unternehmen eingeleitet habe. Laut Wall Street Journal befindet sich die Untersuchung noch in einem frühen Stadium, nachdem Hindenburg Research Ende August eine Short-Position in der Firma bekannt gemacht hatte, wie es bei Der Aktionär hieß. „Hindenburg behauptete, neue Hinweise auf mögliche Buchhaltungsmanipulationen gefunden zu haben, jedoch konnte etwa CNBC diese Vorwürfe nicht unabhängig bestätigen.“
- Die Supermicro-Aktie fiel am 26. September in der Folge um 23 Prozent von 48,40 auf 37,32 Dollar
- Seitdem aber erholten sich die Papiere wieder, notieren aktuell sogar leicht über dem Ausgangskurs
- Aufs Jahr gesehen hat das US-Unternehmen seinen Börsenwert damit um gut 60 Prozent gesteigert
Shortseller-Vorwürfe nie ganz ausgeräumt
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Supermicro-Aktie im März bis auf 122,90 US-Dollar angestiegen war (vor dem Split waren das 1220 Dollar), sie seitdem also mehr als die Hälfte an Wert eingebüßt hat. Völlig ausgeräumt sind die Vorwürfe des Shortsellers nämlich bis heute nicht. Das Unternehmen hatte am 28. August, ein Tag nach den Hindenburg-Vorwürfen, angekündigt, dass es die Vorlage seines Jahresberichts für das am 30. Juni beendete Geschäftsjahr verschieben werde. „Das Management von SMCI benötigt zusätzliche Zeit, um die Bewertung der Konzeption und der operativen Wirksamkeit der internen Kontrollen für die Finanzberichterstattung abzuschließen“, hieß es.
Für viele las sich das damals als Schuldeingeständnis. Und so war die Supermicro-Aktie, die seit ihrem Höchststand im März zu diesem Zeitpunkt ohnehin bereits deutlich eingebüßt hatte, noch einmal unter Druck geraten. Von, nach damaliger Rechnung, mehr als 600 ging es in der Folge innerhalb von zwei Handelstagen hinab auf weniger als 400 US-Dollar.
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