Super Micro Computer-Aktie: Die neue Normalität?

Die Erholung bei der Aktie von Supermicro geht weiter. Das angeschlagene US-Unternehmen lenkte zuletzt den Blick auf Erfolge im Operativen. Und auf Nvdia.

Auf einen Blick:
  • Die Supermicro-Aktie startet mit einem weiteren Aufschlag in die neue Börsenwoche
  • Innerhalb von gut fünf Handelstagen hat sie sich im Wert damit bereits verdoppelt
  • Zudem gab es gute Nachrichten aus dem operativen Geschäft des IT-Anbieters
  • Doch ein mögliches Nasdaq-Delisting der Aktie von SMCI ist keinesfalls vom Tisch

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Erholung bei der Aktie von Super Micro Computer (SMCI) scheint sich unvermindert fortzusetzen. Zum Wochenstart auf Xetra verbesserten sich die Papiere des US-Anbieters von IT-Gesamtlösungen um gut neun Prozent auf 33,65 Euro. Damit hat sich die Supermicro-Aktie innerhalb einer guten Woche im Wert glatt verdoppelt. Allein, dass das unter Beobachtung stehende Unternehmen eine neue Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gefunden und ein Nasdaq-Delisting vorerst abgewendet hat, scheint die Anleger zu beruhigen. Zugleich versucht SMCI so etwas wie eine neue Normalität zu demonstrieren.

Supermicro präsentiere neue Lösungen

Denn kurz nachdem das US-Unternehmen vor einer Woche BDO USA als neues Wirtschaftsprüfungsunternehmen präsentiert hatte, lenkt man den Blick auf all die technischen Neuerungen aus dem Hause Supermicro. So war SMCI etwa auf der SuperComputing Conference in Atlanta präsent und stellte bis Freitag die „neuesten Multi-Node-Lösungen mit hoher Rechendichte vor, die für hochintensive HPC-Workloads optimiert sind“, wie es in einer Mitteilung hieß. Zu diesen Systemen gehören demnach die innovative, flüssigkeitsgekühlte FlexTwin 2U 4-Node-HPC-Architektur und das „branchenführende SuperBlade mit bis zu 20 Nodes in einem 6U- oder 8U-Gehäuse und einer Reihe von Speicherlaufwerksoptionen“.

Ganz wichtig: „Jeder SuperBlade kann einen NVIDIA-Grafikprozessor pro Node aufnehmen und so spezielle Anwendungen beschleunigen“, gibt man den Verweis auf den aktuell wichtigsten Player im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI). Supermicro Multi-Nodes verfügen nach Unternehmensangaben über gemeinsam genutzte Ressourcen, um die Effizienz zu steigern und den Verbrauch von Rohstoffen zu reduzieren.

Man sieht sich als Vorreiter für KI-Lösungen

Seit der Einführung der ersten Twin-Systeme 2007 war Supermicro stets ein Vorreiter bei der Entwicklung der dichtesten und effizientesten Multi-Node-Architekturen für HPC-Workloads“, betont Charles Liang, President und CEO von Super Micro Computer. Der neue FlexTwin sei entweder mit Intel Xeon 6 Prozessoren mit P-Cores oder den neuen AMD EPYC 9005 Prozessoren ausgestattet, „so dass Kunden die Wahl haben, wie sie ihre HPC-Racks skalieren wollen“.

Mehr noch: Dies alles „ermöglicht es uns, unseren Kunden HPC-Lösungen mit beispielloser Leistung und Skalierbarkeit zu bieten, die dazu beitragen, die komplexesten rechnerischen Herausforderungen der Welt zu lösen“, ist der SMCI-CEO überzeugt. Zu den Vorteilen gehören demnach:

  • Prozessoren der neuen Generation
  • Speicher mit höherer Bandbreite
  • Direkte Flüssigkeitskühlung
  • Unterstützung für EDSFF-Laufwerke

Super Micro Computer hat sich Luft verschafft

Unter normalen Umständen wäre dies zweifellos eine uneingeschränkt positive Nachricht bezüglich Super Micro Computer. Doch die Umstände sind nun mal nicht normal. Noch immer hängt das Damoklesschwert „Delisting“ über der Aktie, wenngleich sich das Unternehmen durch die erfolgreiche Bestellung von BDO USA nun etwas Zeit und damit Luft verschafft hat. Aus der Welt ist das Thema nicht. Denn nachdem im Sommer erstmals Vorwürfe der Bilanzmanipulation gegen Supermicro durch einen Shortseller erhoben wurden, konnte die Unternehmensführung diese bis heute nicht vollständig entkräften.

Besonders kritisch sieht der Northland-Analyst Nehal Chokshi dabei das Verhältnis zwischen Vorstand und Management. Unternehmensgründer Charles Liang übernimmt bei Super Micro Compter sowohl die Rolle des CEO als auch des Vorsitzenden des Vorstands und Präsidenten, wie der Analyst gegenüber TipRanks anmerkte. Dies führt dazu, dass sich Charles Liang quasi selber überwachen soll. Für Nehal Chokshi ein Unding: Eine Trennung von operativer und überwachender Verantwortung könnte „offene Fragen der Unternehmensführung“ klären, glaubt er. Und das wäre bitter notwendig.

EY ließ kein gutes Haar am SMCI-Management

Denn nach den Vorwürfen des Leerverkäufers Hindenburg Research im August hatte Supermicro eine Verzögerung bei der Einreichung seines jährlichen 10-K-Berichts angekündigt, was die Bedenken der Anleger nur noch verstärkte. Die Aktie, bis im März noch auf einem Höhenflug, brach daraufhin erstmals heftig ein. Im Jahr 2018 sah sich das Unternehmen demnach einer ähnlichen Situation gegenüber, als eine verspätete Einreichung seines 10-K-Berichts zu einer vorübergehenden Dekotierung von der Nasdaq führte.

Ein zweites Mal soll Super Micro Computer das nicht passieren, und so legte das Management vor einer Woche zugleich einen Compliance-Plan vor, der unter anderem die baldige Vorlage der bislang fehlenden Berichte vorsieht. Zudem habe ein eingesetzter Sonderausschuss bislang „keine Hinweise auf Betrug oder Fehlverhalten“ gefunden, so die Beteuerung. Nun liegt es an den Prüfern von BDO, dies auch zu bestätigen. Das Ergebnis ist völlig offen, nachdem EY beim Abgang kein gutes Haar am Management gelassen hatte. Das Unternehmen zeigte laut der ehemaligen Prüfer „weder ausreichende Integrität noch nehme es seine Kontrollfunktion ernst“.

  • Vor der Veröffentlichung der geprüften Zahlen steht die Kurserholung also auf tönernen Füßen
  • Bei genauer Betrachtung ist diese zudem doch eher Schadensbegrezung für die Aktie

Supermicro-Aktie um 70 Prozent abgestürzt

Denn tatsächlich haben sich die Papiere von Supermicro zwar binnen weniger Tage im Wert verdoppelt. Von ihrem Höchststand aus dem März, der rechnerisch bei gut 117 Euro lag (im Oktober führte das Unternehmen einen Aktiensplit im Verhältnis 1:10 durch), sind die Anteilscheine noch immer um mehr als 70 Prozent eingebrochen.

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