Die Aktie von Super Micro Computer befindet sich weiter im freien Fall. Nachdem Shortseller Hindenburg Research schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen hervorgebracht hatte und das Management tags darauf ankündigte, die Einreichung des Jahresberichts zu verschieben, waren die Papiere bereits Ende August eingebrochen. Zahlreiche Analysten hatten daraufhin den Daumen gesenkt und das Kursziel für Supermicro zusammengestrichen. Eine wichtige Bank allerdings hielt die Sorgen zunächst für übertrieben. Doch das ist jetzt vorbei.
JPMorgan ändert Meinung zu Super Micro Computer
Die Panik, mit der Anleger auf die Verschiebung des Jahresberichts reagierten, hielten die Analysten von JPMorgan zunächst für überzogen, berichtete etwa finanzen.net noch am Dienstag. Die Experten sahen demnach „nur begrenzte Hinweise auf Missstände in der Rechnungslegung, die über die Überprüfung der Vorwürfe der SEC aus dem Jahr 2020 hinausgehen“, hieß es. Fernab der Turbulenzen der letzten Handelstage seien die langfristigen Chancen auf weiteres Wachstum vielmehr überzeugend.
- Doch bei JPMorgan hat im Laufe der Woche offenbar ein Sinneswandel bezüglich Supermicro stattgefunden
- Analyst Samik Chatterjee hat das Rating nun doch herabgestuft und das Kursziel massiv von 950 auf 500 US-Dollar gesenkt
Hauptgrund für die Herabstufung sei die anhaltende Unsicherheit rund um den verzögerten Jahresbericht, heißt es bei Der Aktionär. Der JPMorgan-Analyst betont demnach, dass die Abstufung nicht auf einem Vertrauensverlust in die Fähigkeit des Unternehmens beruhe, die Compliance-Anforderungen zu erfüllen, sondern vielmehr „auf kurzfristigen Bedenken“ basiere. Zudem warne er vor möglichen aggressiven Preisstrategien, die das Unternehmen einsetzen könnte, um Kunden zu halten zu können.
Supermicro nach Shorsellerangriff unter Druck
Dass nun auch die US-Bank ihre positive Grundhaltung verloren hat, führte an den Märkten zu erneuter Unsicherheit. Letztlich ging die Supermicro-Aktie am Freitag bei noch 386,46 US-Dollar aus dem Handel in New York, ein Abschlag zum Vortag in Höhe von 6,79 Prozent. Dass die Prognose noch immer weit über dem aktuellen Kursstand liegt, konnte offenbar nicht beruhigen. Kein Wunder.
Im Nachgang um die Hindenburg-Vorwürfe gegenüber Super Micro Computer „wurden auch die Analystenkommentare, die bereits während der Kurssprünge in den vergangenen Monaten überwiegend eine skeptische Tendenz aufwiesen, noch düsterer“, wie es auf finanzen.net heißt. So bezeichnete demnach Susquehanna-Analyst Mehdi Hosseini die Aktie als „Meme-Stock“. Das Unternehmen weise zwar ein hohes Umsatzwachstum auf, habe aber mit einem enormen Margendruck zu kämpfen, heißt es. „Letztlich verbrenne das IT-Infrastrukturunternehmen Tag um Tag Geld, ohne wirklich die Aussicht auf langfristige, stabile Gewinne aufzuweisen.“
Auch Barclays reduzierte das Kursziel
Auch die US-Bank Wells Fargo traut es Supermicro demnach nicht zu, ein langfristiger Gewinner des KI-Booms zu werden – und kappte das Kursziel um 40 Prozent. Ähnlich verfuhr die britische Barclays am Mittwoch: Die Bank hat die Aktie laut Wallstreet Online von „Übergewichten“ auf „Gleichgewichten“ abgestuft. Analyst George Wang habe zudem sein Kursziel um 36,8 Prozent gesenkt, von 693 US-Dollar auf 438 US-Dollar. Wang begründete dies demnach mit einer insgesamt „vorsichtigeren Einschätzung“. So verwies der Analyst etwa auf die schwachen Margen bei KI-Servern und „die mangelnde Sichtbarkeit der künftigen Bruttomargen“.
Die Konkurrenten holen nach Ansicht des Barclays-Analysten derweil schnell auf. In der Zwischenzeit habe Supermicro Marktanteile an Konkurrenten wie Dell verloren, was das Unternehmen dazu veranlasst habe, seine Preise zu senken und „damit den Druck auf die Margen in Zukunft noch weiter zu erhöhen“, wird der Analyst zitiert. Das Unternehmen habe in der Vergangenheit zudem „einen Mangel an Transparenz gegenüber seinen Investoren gezeigt“, was zu weiteren Rückschlägen führen könnte, formulierte er eher vorsichtig.
Hat Supermicro Bilanzen manipuliert?
Denn laut Hindenburg Research liegt beim Unternehmen einiges im Argen. Demnach gibt es in vielen Bereichen des Unternehmens Probleme, „einschließlich Manipulationen in der Buchhaltung“, meldete etwa die Computer Bild. Darüber hinaus kritisierte der Shortseller, der auf fallende Kurse spekuliert, die Produktlinie des Unternehmens. Dieses biete „ein minderwertiges Produkt und einen schlechteren Service und würde von glaubwürdigeren Wettbewerbern zunehmend verdrängt“, so der Bericht.
- Die Vorwürfe sind schwer zu überprüfen, doch die Verschiebung des Jahresberichts sorgte für erhebliche Zweifel unter Anlegern
- Und so hat Super Micro Computer allein im zurückliegenden Monat mehr als ein Drittel an Börsenwert eingebüßt
Supermicro-Aktie 70 Prozent unter Höchststand
Mittelfristig sieht es noch übler aus. Nachdem die Supermicro-Aktie, angetrieben vom Hype um alles was mit Künstlicher Intelligenz (KI) zu tun hat, sich in den ersten zehn Wochen des Jahres von 280 auf knapp 1.230 US-Dollar im Wert mehr als vervierfacht hatte, hat sie inzwischen wieder annähernd 70 Prozent eingebüßt. Aufs Jahr gesehen allerdings steht angesichts des irren Aufstiegs davor sogar jetzt noch ein Aufschlag von etwa 50 Prozent. Zur Einordnung: KI-Überflieger Nvidia gab zuletzt zwar ebenfalls nach, hat seinen Börsenwert im gleichen Zeitraum aber noch immer weit mehr als verdoppelt.
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