Liebe Leserin, lieber Leser,
die Aktie von Super Micro Computer befindet sich noch immer im freien Fall. An den europäischen Handelsplätzen ging es am Freitag im frühen Handel zwar nur um wenige Prozent nach unten, der Donnerstag allerdings war ein einziges Fiasko. An der Nasdaq rauschten die ohnehin bereits schwer gebeutelten Papiere des US-Unternehmens um gleich 11,41 Prozent auf nur noch 18,01 US-Dollar in den Kurskeller. Dass Supermicro derart unter Druck steht, hat einen Grund: Dem Unternehmen, Anfang des Jahres Dank des KI-Hypes an der Börse noch im Höhenflug, droht nun das denkbar Schlimmste.
Im freien Fall seit Abgang von EY-Prüfern
„Das wird verdammt eng!“ – so war vor genau einer Woche an dieser Stelle ein Artikel überschrieben, der das Dilemma des Computer-Herstellers umschrieb. Demnach muss Super Micro Computer (SMCI) bis zum 16. November einen detaillierten Jahresbericht (Form 10-K) einreichen, der gemäß den Vorschriften der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC verpflichtend ist. Bereits seit rund drei Wochen zeichnete sich ab, dass dies dem Unternehmen kaum möglich sein wird.
Der Hintergrund: Es fehlt schlicht der notwendige Wirtschaftsprüfer, seit die Prüfgesellschaft EY bei Supermicro Ende Oktober hingeschmissen hat. Das Unternehmen zeige weder ausreichende Integrität noch nehme es seine Kontrollfunktion ernst, lautete die bedenkliche Begründung von Seiten EY für diesen drastischen Schritt.
Supermicro kann Jahresbericht nicht liefern
Seit Mittwoch hat die Öffentlichkeit nun Gewissheit: Super Micro sieht sich nicht in der Lage, seinen Bericht auf das Formular 10-Q „rechtzeitig und ohne unangemessenen Aufwand“ einzureichen, wie unter anderem das Anlegermagazin Der Aktionär vermeldet. „Das soll als Begründung reichen, den testierten Jahresbericht noch weiter hinaus zu zögern“, so der Bericht. Das Unternehmen teilte demnach mit, dass es noch zusätzliche Zeit benötige, um einen neuen Wirtschaftsprüfer auszuwählen und zu engagieren.
- SMCI wolle vor Ablauf der Frist einen Plan bei der Nasdaq einreichen, „um die Vorschriften wieder einzuhalten“, hieß es vor Wochenfrist bei Seeking Alpha
- Sollte das nicht gelingen, droht der Rauswurf aus dem Nasdaq und auch das Aus für Supermicro im S&P-50-Index – und gar ein Delisting
Super Micro Computer bald außerbörslich?
Dieses Szenario wird nun immer wahrscheinlicher. Allerdings: „Die Aktien werden weiterhin gehandelt, jedoch in den Pink Sheets, wie Wedbush-Analyst Matthew Bryson laut Wallstreet Online gegenüber Barron’s sagte. Der Handel mit den Papieren werde jedoch schwieriger sein. „Pink Sheets“ sei ein anderer Begriff für Aktien, die außerbörslich und nicht an einer großen Börse gehandelt werden, so der Bericht. „Bei vielen Pink-Sheet-Aktien handelt es sich um Penny Stocks, die eine geringe Marktbewertung und niedrige Aktienkurse aufweisen, bei anderen wiederum um nicht börsennotierte amerikanische Hinterlegungsscheine (ADRs) ausländischer Aktien.“
Keine guten Aussichten für ein Unternehmen, das noch vor wenigen Monaten gefeiert wurde und nun „versinkt im innerbetrieblichen Morast“, wie es Der Aktionär ausdrückt. In der Tat hatte die Supermicro-Aktie einen irren Lauf, legte von November 2023 bis März 2024 von rechnerisch rund 17 auf 123 US-Dollar zu (dazwischen lag ein Aktiensplit 1:10 zum 1. Oktober), das war mehr als eine Versiebenfachung im Wert. Nach einer Korrektur bis in den Sommer aber kam dann der erste eklatante Absturz, nachdem der Shortseller Hindenburg Research dem Unternehmen im Juli Bilanzmanipulationen vorwarf.
SMCI wies Vorwürfe zurück, ohne Belege
Diese hat SMCI zwar stets zurückgewiesen, die Vorwürfe bis heute allerdings nie ausräumen können. Dagegen steht lediglich die Beteuerung des Managements, dass ein eingesetzter Sonderausschuss „keine Hinweise auf Betrug oder Fehlverhalten“ gefunden habe.
- Stattdessen wurde die Vorlage des Jahresberichts 2023 immer weiter verschoben, was viele als Eingeständnis gewertet haben
- Der abrupte Abgang der Prüfer von EY verstärkte diesen Eindruck, wenngleich die Unschuldsvermutung weiter gilt
- Doch je näher die Deadline rückt, umso mehr werden die Anleger nervös – wie sich am Kursverlauf der Supermicro-Aktie zeigt
Allein im zurückliegenden Monat haben die Papiere nun gut 60 Prozent an Wert eingebüßt. Seit ihrem Höchststand im März beträgt der Abschlag nicht weniger als 85 Prozent. Teil der Wahrheit ist allerdings, dass Super Micro Computer seinen Börsenwert innerhalb von drei Jahren noch immer mehr als vervierfacht hat. Dieser beläuft sich aktuell auf 11,93 Milliarden Dollar.
Wer will Supermicro noch prüfen?
Dass Super Micro Computer im Rahmen all dessen am 5. November seine vorläufigen Zahlen aus dem im September beendeten Quartals veröffentlichte, geriet dabei zur Nebensache. Zwischen 5,9 und 6,0 Milliarden US-Dollar sollen die Erlöse liegen, nachdem laut finanzen.net zuvor 6,0 bis 7,0 Milliarden US-Dollar in Aussicht gestellt worden waren. Der Nettogewinn pro Stammaktie wird zwischen 0,75 und 0,76 US-Dollar erwartet. Das alles hat zweifellos allenfalls anekdotischen Wert, bevor nicht ein Wirtschaftsprüfer die Angaben bestätigt. Doch welche Prüfgesellschaft tut sich eine solche Aufgabe unter den gegebenen Voraussetzungen überhaupt an?
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