Liebe Leserin, lieber Leser,
die Aktie von Super Micro Computer, im März noch bei 1.229 US-Dollar gehandelt, hat seitdem deutlich an Wert verloren, notiert bei knapp 700 Dollar. Und doch können sich Anleger über die Entwicklung der Papiere des US-Herstellers von Computern für Rechenzentrum eher nicht beschweren. Aufs Jahr gesehen hat die Supermicro-Aktie sich im Wert damit noch immer mehr als verdoppelt. Mit Spannung werden die Quartalszahlen erwartet, die am 6. August veröffentlicht werden sollen. Doch das Unternehmen versucht bereits jetzt schon, die Märkte anzuheizen – man sieht sich als Teil der möglicherweise größten Revolution überhaupt.
Super Micro Computer erlebte „Profitabilitätswelle“
Charles Liang, CEO von Super Micro Computer, sagt voraus, dass „die KI-Revolution größer sein kann als die industrielle Revolution“, und das erstaunliche Wachstum von Supermicro allein im vergangenen Jahr diese Vorhersage zu bestätigen scheine. Der Umsatz stieg demnach im dritten Geschäftsquartal im Vergleich zum Vorjahr um 200 Prozent – also mehr als die Aktie – und soll bis zum Jahresende um weitere 152 Prozent wachsen, wie das Unternehmen auf der eigenen Homepage vermeldet.
- Liang sprach demnach auf der VB Transform 2024 in San Francisco über die „massive Profitabilitätswelle, die das Unternehmen erlebt hat“
- Zudem „über die Trends, die das Vertrauen der Anleger in die Fortsetzung der KI-Revolution und ihrer Profitabilität untermauern“
Supermicro-CEO will Partner sein für Nvidia und AMD
Und er kann seinen Optimismus auch begründen: „Als im Silicon Valley ansässiges Unternehmen können wir mit allen Technologieführern von Nvidia und Intel bis AMD und Broadcom zusammenarbeiten, wenn ihr Produkt entwickelt werden muss“, sagte Liang. Und bei Supermicro werde daran jeden Tag sehr eng mit allen großen Softwareunternehmen zusammengearbeitet, „um Ideen zu entwickeln und die für sie am besten optimierten Plattformen zu entwerfen, basierend auf unserer Bausteinlösung, mit der besten Markteinführungszeit“.
Da ist selbstverständlich viel Selbstbeweihräucherung dabei. Und doch lässt das US-Unternehmen auch Taten sprechen. So reagiert Super Micro Computer auf die steigende Nachfrage nach flüssigkeitsgekühlten Rechenzentren und expandiert weiter im Silicon Valley mit neuen Standorten, wie seit Juni bekannt ist. „Die neuen Anlagen werden Teil des neuen flüssigkeitsgekühlten Ökosystems sein und die Lieferzeiten für Kunden weltweit verkürzen“, hieß es. Mit den neuen Anlagen werde der Schwerpunkt auf der Lieferung kompletter flüssigkeitsgekühlter Plug-and-Play-Lösungen – von Systemen über Racks bis hin zu Wassertürmen – liegen, so Supermicro.
Supermicro: KI-Fabriken auf dem Vormarsch
Die zunehmende Etablierung von KI-Fabriken machten flüssigkeitsgekühlte Rechenzentren unabdingbar, um die steigende Kundennachfrage nach KI-fokussierten Workloads zu erfüllen, hieß es. Flüssigkeitsgekühlte Rechenzentren erhöhen demnach die KI-Rechenleistung pro Watt, was zu einer höheren Leistung pro Rechenzentrum führt. Darüber hinaus werden der Stromverbrauch sowie damit auch die Umweltbelastung reduziert. Und die Betriebskosten können laut Supermicro im Vergleich zu herkömmlichen, luftgekühlten Rechenzentren um bis zu 40 Prozent gesenkt werden. Ob sich das alles in den Zahlen im August bereits positiv widerspiegelt, bleibt abzuwarten.
Der letzte Quartalsbericht hatte die hohen Erwartungen den Anleger jedenfalls nicht erfüllt – die Supermicro-Aktie knickte ein. Das kam durchaus überraschend, belief sich der bereinigte Gewinn je Aktie durch auf 6,65 Dollar nach 1,63 Dollar ein Jahr zuvor. Allerdings war die bereinigte Bruttomarge von zuvor 17,7 Prozent auf 15,6 Prozent gesunken. Und so hat die Aktie von Super Micro Computer seit Jahresbeginn tatsächlich um rund ein Viertel im Wert eingebüßt. Seit ihrem Höchststand im März beläuft sich das Minus gar auf mehr als 40 Prozent.
Kursziele für Supermicro bis 1500 Dollar
Möglicherweise waren die Papiere im allgemeinen Hype um alles, was mit KI zu tun hat, zum Jahresbeginn einfach heiß gelaufen. Auch Schwergewicht Nvidia ist vom Jahreshoch, ausgebildet Ende Juni bei rund 140 US-Dollar, mittlerweile weit entfernt. Die Analysten hingegen, die den Boom lange Zeit verschlafen hatten, sind nun mehrheitlich von einem weiteren Anstieg in der Branche überzeugt.
So liegt das durchschnittliche Kursziel für die Aktie von Super Micro Computer laut aktien-guide aktuell bei 1.060 US-Dollar. Die 16 aufgeführten Beobachter sehen somit ein Aufwärtspotenzial bei den Papieren von rund 50 Prozent. Was angesichts dieser Prognose durchaus überrascht:
- nur drei Analysten empfehlen Supermicro zum Kauf
- fünf plädieren derzeit auf „ Halten“
- einer rät gar zum Verkauf der Aktie
Dass Kursziele und Empfehlungen schwerlich aufeinanderpassen, liegt vor allem daran, dass sie zum Teil bereits Monate alt sind, bevor die heftige Korrektur einsetze. Besonders hervor tat sich dabei Loop Capital: Die Investmentfirma hatte ihre Prognose für Supermicro im April auf 1.500 US-Dollar angehoben. Dies entspräche aktuell mehr als einer Kursverdopplung. Einschränkend sei allerdings gesagt, dass sich Loop Capital zuvor bereits grandios geirrt hatte: Bis zur Neubewertung lag das Kursziel der Analysten bei kümmerlichen 600 US-Dollar.
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