Stellantis in Aufruhr: Plötzlicher Rücktritt von Carlos Tavares

Carlos Tavares tritt als CEO von Stellantis zurück. Ein Interimskomitee unter John Elkann übernimmt. Neuer CEO bis Mitte 2025 geplant.

Auf einen Blick:
  • Carlos Tavares tritt als Stellantis-CEO mit sofortiger Wirkung zurück.
  • Ein Interimskomitee unter John Elkann leitet das Unternehmen bis 2025.
  • Trotz Führungswechsel bleibt die Finanzprognose für 2024 unverändert.

Der überraschende Rücktritt von Carlos Tavares, CEO des viertgrößten Automobilkonzerns Stellantis, hat die Branche aufgerüttelt. Der portugiesische Manager, der seit der Gründung des Konzerns 2021 an der Spitze stand, übergibt sein Amt mit sofortiger Wirkung. John Elkann, Verwaltungsratsvorsitzender von Stellantis, übernimmt die Leitung eines Interimskomitees, bis Mitte 2025 ein neuer CEO gefunden wird. Diese Veränderung kommt zu einem kritischen Zeitpunkt, da Stellantis in einem schwierigen Marktumfeld agiert.

Ein globaler Player mit europäischen Wurzeln

Stellantis entstand 2021 aus der Fusion von Fiat Chrysler Automobiles und der französischen PSA-Gruppe. Das Unternehmen umfasst 14 bekannte Marken, darunter Opel, Peugeot, Jeep, Citroën und Maserati. Mit einem globalen Umsatz, der es auf Platz vier der größten Automobilhersteller katapultiert, verfolgt Stellantis eine ambitionierte Strategie. Ziel ist es, bis 2038 CO₂-neutral zu werden und eine führende Position im Bereich Elektromobilität einzunehmen.

Ein Rücktritt und die offene Frage nach dem Warum

Während die genauen Gründe für den Rücktritt von Carlos Tavares nicht detailliert offengelegt wurden, spricht die offizielle Mitteilung von „unterschiedlichen Ansichten“ zwischen ihm und dem Verwaltungsrat. Insidern zufolge spielten interne Spannungen sowie Kritik von Aktionären und Gewerkschaften eine Rolle. Tavares hatte in der Vergangenheit wiederholt mit einem kompromisslosen Führungsstil für Schlagzeilen gesorgt. Besonders im US-amerikanischen und italienischen Markt stieß seine Strategie auf Widerstände.

Interimskomitee übernimmt das Steuer

Um den Übergang zu managen, hat der Verwaltungsrat ein Interimskomitee eingerichtet, das von John Elkann, dem Vorsitzenden des Boards, geleitet wird. Dieser Schritt soll Kontinuität gewährleisten, während die Suche nach einem langfristigen Nachfolger läuft. Das Unternehmen hat versichert, dass seine Strategie und Finanzziele nicht beeinträchtigt werden. Die Prognose für das Gesamtjahr 2025, zuletzt im Oktober bestätigt, bleibt bestehen. Dies ist ein wichtiges Signal an die Finanzmärkte, die bei Führungswechseln oft nervös reagieren.

Stellantis Aktie Chart

Tavares: Eine Ära des Umbruchs

Carlos Tavares gilt als einer der prägendsten Manager in der Automobilindustrie. Er war maßgeblich an der Fusion von PSA und Fiat Chrysler beteiligt und trieb umfassende Kostensenkungsprogramme voran. Diese sicherten Stellantis in der Vergangenheit hohe Margen, doch die Herausforderungen in den letzten Jahren nahmen zu. Mit voller Lagerhaltung in den USA und einer sinkenden Nachfrage weltweit hatte Stellantis in 2025 mit deutlichen Umsatzrückgängen zu kämpfen. Besonders der US-Markt, ein zentraler Pfeiler der Unternehmensstrategie, litt unter der Konkurrenz chinesischer Hersteller und einer schwächeren Kauflust der Verbraucher.

Spannungen mit Gewerkschaften und Händlern

In Italien führten Produktionsstopps und ein fehlender Fokus auf Elektrofahrzeuge zu Unzufriedenheit bei Gewerkschaften. Der erste landesweite Arbeiterstreik seit 20 Jahren unterstrich die angespannte Lage. Auch Händler, insbesondere in den USA, kritisierten Tavares’ Preisstrategie, die Fahrzeuge weniger wettbewerbsfähig machte. Diese Konflikte führten letztlich dazu, dass selbst Unterstützer in der Unternehmensführung ihre Geduld verloren.

Der Blick in die Zukunft

Der Wechsel an der Spitze könnte für Stellantis eine Chance sein, die Strategie anzupassen und interne Spannungen abzubauen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob das Interimskomitee unter John Elkann die richtigen Weichen stellen kann, um das Unternehmen durch die Herausforderungen zu navigieren. Der neue CEO, dessen Ernennung bis Mitte 2025 geplant ist, wird vor der Aufgabe stehen, die verschiedenen Interessensgruppen zu vereinen und gleichzeitig den Wettbewerb mit globalen und chinesischen Herstellern aufzunehmen.

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