Wer hätte das gedacht – es gibt auf einmal doch wieder eine signifikante Chance dafür, dass Steinhoff die Insolvenz abwenden und somit gewissermaßen den Kopf aus der Schlinge ziehen kann. Doch „sicher“ ist das – mal wieder – keineswegs.
Sie hatten es bestimmt mitbekommen: Steinhoff hatte sogenannte „Support Letters“ mit großen Gläubigern abgeschlossen. Da ging es sinngemäß um eine Art Stillhalte-Abkommen. Die besagten Gläubiger sicherten zu, nichts zu unternehmen, was Steinhoff in die Insolvenz treiben kann. Im Gegenzug wollte Steinhoff diese Frist nutzen, um eine Lösung für sein Schuldenproblem zu finden. Der Haken: Die Frist läuft nur bis zum 20. Juli. Dabei war sie schon verlängert worden, ursprünglich hätte die Frist am 30. Juni auslaufen sollen.
Steinhoff war recht clever (oder skrupellos, je nach Sichtweise), als es darum ging, die Gläubiger davon zu „überzeugen“, der Verlängerung der Frist zuzustimmen. Und zwar hieß es, dass man denjenigen, die der Verlängerung zustimmen, 0,15% des Nominalwertes ihrer Forderungen bezahlen wird. Nach dem Motto: Wer nicht zustimmt, bekommt erstmal nichts. Wer zustimmt, bekommt direkt eine Kleinigkeit. Das wirkte offensichtlich: Der Großteil der Gläubiger (gemessen am Prozentsatz des Nominalwertes der Forderungen) stimmte zu.
So weit, so halbwegs gut. Die Frist läuft also bis zum 20. Juli. Und inzwischen hat dann Steinhoff wie gesagt eine Chance, eine Einigung zu erzielen. Denn das Unternehmen hat die Eckdaten einer möglichen Einigung skizziert. Offenbar hat Steinhoff ein Faible für Abkürzungen. So wird das neue mögliche Abkommen „LUA“ genannt. LUA soll dabei für „lock-up agreement“ stehen.
Neuer Vorschlag von Steinhoff: ein „lock-up agreement“
Es geht dabei um die Schulden von SEAG (noch so eine Abkürzung – SEAG = „Steinhoff Europe AG“, Steinhoff Finance Holding GmbH und der (wieder eine Abkürzung): SUSHI. Heißt wirklich so. SUSHI steht dabei für Stripes US Holding Incorporated. Der Großteil der Schulden des Konzerns liegt laut der Gläubiger-Präsentation vom Mai bei den beiden erst genannten Töchtern SEAG und Steinhoff Finance Holding GmbH, beide in Europa. Auch bei der Immobilientochter liegen recht hohe Schulden, weniger bei den anderen Töchtern wie der SUSHI. Ich hatte in einem früheren Beitrag darauf hinwiesen. Demnach ist die 100%ige Steinhoff-Tochter Steinhoff Finance Holding GmbH mit 2,7 Mrd. Euro verschuldet, und deren 100%ige Tochter Steinhoff Europe AG mit 4,9 Mrd. Euro. Hinzu kommen noch 0,9 Mrd. Euro bei Hemisphere (Immobilien-Tochter).
Und um was geht es nun bei LUA? Es gibt da diverse Regelungen, die teilweise nicht gerade übersichtlich klingen, so soll z.B. eine neue Zwischenholding („New Holdco“) geschaffen werden, und es soll Regelungen geben, wie die Gläubiger auch in Form von Board-Mitgliedern da mitreden können.
Doch um eins klar zu sagen: LUA ist bisher „nur“ ein Vorschlag von Steinhoff – es bleibt abzuwarten, ob die Gläubiger zustimmen werden! Vielleicht denken diese, besser das als eine baldige Insolvenz von Steinhoff. Denn da wäre es wahrscheinlich zum derzeitigen Zeitpunkt offen, was es für eine Insolvenzquote geben würde.
Offensichtlich setzen diverse Marktteilnehmer(innen) darauf, dass die Gläubiger dem Vorschlag von Steinhoff zustimmen werden. Denn die Steinhoff-Aktie hat sich deutlich erholt – aber natürlich von einem niedrigen Niveau aus. Anfang Juli stand die Aktie noch bei unter 9 Cents. Im Zuge der jüngsten Ereignisse schoss der Kurs auf über 20 Cents nach oben und hat sich damit seit den Tiefstkursen zu Monatsbeginn mehr als verdoppelt. Natürlich ist das nur ein schwacher Trost für diejenigen, die z.B. vor einem Jahr eingestiegen sind, als der Aktienkurs noch im Bereich 4,50 Euro lag.
Es gab von Steinhoff auch – ganz aktuell – Neuigkeiten in Bezug auf den angestrebten Verkauf von Kika/Leiner. Der ist zwar immer noch nicht „durch“, aber Steinhoff teilte da am Freitag mit, dass die österreichischen Wettbewerbsbehörden zugestimmt hätten. Damit ist diese Transaktion einem „Closing“ näher gekommen, doch es stehen immer noch diverse Zustimmungen von Behörden aus. Der Verkauf von Kika/Leiner ist für Steinhoff insofern wichtig, als diese Tochter derzeit Liquiditätsbedarf hat – und Steinhoff ist nun wirklich nicht in einer Position, noch dringend selbst benötigte Gelder an eine Tochter mit Verlusten weiterzureichen. Insofern wäre ein Verkauf von Kika/Leiner grundsätzlich eine tendenziell feine Sache für Steinhoff. Das könnte eine notwendige, aber noch keine hinreichende Bedingungen für ein Abwenden der Insolvenz von Steinhoff sein.
Klarstellung
Und auch hier gilt: Dies ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, diese Aktie zu verkaufen oder zu kaufen. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Ihr Geld – verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine.
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