Seit meinem Beitrag zur Steinhoff International Holdings („Steinhoff“) vorigen Sonntag gab es wieder einige Neuigkeiten vom Unternehmen. Wie üblich gilt es da, die wichtigen von den eher unwichtigen Informationen zu trennen.
Was ich für eher unwichtig halte, ist die Neuigkeit, die Steinhoff am Freitag (3. August) kommunizierte. Da gab es Neuigkeiten zur „Steinhoff Europe AG“ (abgekürzt SEAG) und zur „Steinhoff Finance Holding GmbH“. Wer sich mit der Thematik Steinhoff näher befasst hat, weiß: Das sind die Töchter, bei denen ein Großteil der externen Schulden liegt! So hat SEAG laut der Gläubiger-Präsentation vom Mai satte 4,9 Mrd. Euro externe Schulden. Bei der Steinhoff Finance Holding GmbH sollen es demnach 2,7 Mrd. externe Schulden sein. Mit „extern“ sind Gläubiger außerhalb des Firmengeflechtes gemeint – Schulden bei einem anderen Unternehmen des Konzerns werden nicht berücksichtigt, das wäre ja auch eher „linke Tasche – rechte Tasche“.
SEAG und Steinhoff Finance Holding GmbH: Von Österreich nach Großbritannien?
Also, was für Neuigkeiten gab es nun zu diesen mit Schulden beladenen Töchtern am Freitag? Diese: Beide Unternehmen werden ihre Hauptgeschäftsstellen von Österreich nach Großbritannien verlegen. Sitz der beiden soll der Sitz der Steinhoff UK Group sein – im 5. Stock des „Festival House“ in der Jessop Avenue in Gloucestershire. Das habe ich mir einmal via Google Maps angeschaut. Sieht nach einem schönen Bürogebäude aus – nicht übermäßig riesig. Und darum geht es wohl auch: De facto wird sich vielleicht gar nicht viel verändern, die beiden Töchter verlegen nun rechtlich gesehen ihre Hauptgeschäftsstelle, so what, es geht da wohl kaum ums operative Geschäft. Ich denke, das ist vielmehr ein Zeichen dafür, wo die Gläubiger sitzen: Im angelsächsischen Bereich. Und wenn die beiden Töchter in Großbritannien sind, sind deren Entscheidungsträger vielleicht für diese Gläubiger „greifbarer“, als wenn sie in Österreich sitzen.
Dividende für Steinhoff Preference Shares
Nun aber zu einer weiteren Mitteilung von Steinhoff, die es diese Woche gab und die ich recht aufschlussreich fand. Und zwar teilte Steinhoff mit, dass die Dividendenzahlung für die sogenannten „Preference Shares“ von Steinhoff höher ausfallen wird als Ende Juni kommuniziert. Es geht da um 15 Mio. „Preference Shares“, die in Südafrika gehandelt werden. Sinngemäß sind das eine Art von Vorzugsaktien, es gilt hier aber auf die rechtlichen Feinheiten zu achten. Doch was ich interessant finde: Bereits Ende Juni hatte Steinhoff mitgeteilt, dass es für diese Preference Shares eine Dividendenzahlung geben wird. Die zusätzliche Dividende wurde zunächst auf 6,9379 Cents je Aktie beziffert – nun teilte Steinhoff mit, dass es 10,03132 Cents je Aktie an zusätzlicher Dividende („Additional Dividend“) werden, zahlbar am 20. August. 2018.
Eine mögliche Schlussfolgerung: Sooo schlecht kann es Steinhoff in Bezug auf die Liquiditätslage dann gar nicht gehen, wenn a) überhaupt eine Dividende für die Preference Shares gezahlt wird und b) die zusätzliche Dividende sogar noch höher ausfällt als zunächst kommuniziert. Oder sind hier Sonderinteressen im Spiel? Dazu wäre es notwendig zu wissen, wer wohl diese Preference Shares hält. Vielleicht in erster Linie Gläubiger des Unternehmens – die ihre Zustimmung zum lock-up Agreement davon abhängig gemacht haben, dass sie an anderer Stelle (über diese Dividenden?) Geld erhalten? Anhaltspunkte dafür habe ich nicht – ich versuche nur, diese Neuigkeiten einzuordnen auch unter dem Aspekt „cui bono“, sprich, wer hat etwas davon, sofern es sich nicht einfach um ein Zeichen dafür handelt, dass die Liquiditätslage von Steinhoff insgesamt wieder recht passabel aussieht.
Klarstellung
Und auch hier gilt: Dies ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, diese Aktie zu verkaufen oder zu kaufen. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Ihr Geld – verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine.
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