Es gibt Neuigkeiten bei einem alten Bekannten, und zwar Steinhoff International Holdings N.V. (kurz „Steinhoff“).
Damit meine ich nicht die außerordentliche Hauptversammlung des Unternehmens vorige Woche in den Niederlanden, wo es nur einen Tagesordnungspunkt gab, die Wahl des Abschlussprüfers für das vorige Geschäftsjahr. Mit Erinnerung an den Ostblock nahm ich das Wahlergebnis (99,95% Ja-Stimmen) zur Kenntnis.
Interessanter fand ich da die Meldung von Steinhoff, dass der Verkauf von eigenen Beteiligungen weitergeht. Das ist gar nicht so übel im Hinblick auf die Strategie, den Gesamtkonzern überleben zu lassen. Dazu ist eine Beschränkung auf ein Kerngeschäft, das positiven Cash Flow liefert, durchaus sinnvoll. Und ein Verkauf von manchen Beteiligungen, um die drückende Schuldenlast zu lindern. Doch mir stellt sich da die Frage, was bleibt dann letztlich noch von „Steinhoff“ überhaupt übrig? Denn gut verkaufen lassen sich ja naturgemäß leichter Beteiligungen, bei denen es auch gut läuft. Nun konkret zur Neuigkeit: Steinhoff teilte mit, die „Blue Group Hold & Co Ltd“ verkauft zu haben.
Blue Group wer? Nie zuvor gehört. Doch wie bei Steinhoff durchaus üblich ist hier der Überblick nicht immer leicht, auch aufgrund von Verschachtelungen. In dem Fall teilt Steinhoff direkt mit, welche Beteiligungen die Blue Group Hold Co Ltd hält, Zitat: „Bensons for Beds, Harveys Furniture and upholstery & bedding manufacturers Relyon, Steinhoff UK Beds and Formation Furniture“.
Da muss sich Steinhoff vielleicht für die Präsentation anlässlich der kommenden Hauptversammlung (HV) andere Motive suchen. Denn bei der vorigen HV wurden in der Präsentation noch Betten/Matratzen abgebildet (beispielsweise auf S. 10).
Jetzt sieht es so aus, als ob die entsprechenden Beteiligungen (Betten, Matratzen….) in Großbritannien verkauft worden sind. (Die Zustimmung der Behörden soll noch ausstehen).
Ich möchte an dieser Stelle an die Vorgehensweise bei einer anderen Beteiligung aus dem Sektor von Steinhoff erinnern: Voriges Jahr ging die US-Tochter „Mattress Firm, Inc.“ zwischenzeitlich in die Insolvenz. Die Mutter konnte ihr nicht helfen mit liquiden Mitteln, da sie selber bekanntlich Probleme hatte. Dennoch verließ Mattress Firm, Inc. schnell wieder das Insolvenzverfahren. Und wieso? Es wurden diverse Filialen geschlossen und Gläubiger fanden sich bereit, welche zusätzliche Mittel bereitstellten. Das taten sie nicht, weil sie barmherzige Samariter waren, sondern sie erhielten dafür 49,9% Beteiligung.
Das ist also ein Modell: Steinhoff reduziert die Schuldenlast, indem bei einzelnen Tochtergesellschaften die Gläubiger mit ins Boot genommen werden, Stichwort „debt to equity swap“. Dabei geht es darum, dass Gläubiger auf ihre Schulden verzichten bzw. sogar weitere Mittel zur Verfügung stellen, dafür aber signifikant am jeweiligen Unternehmen beteiligt werden.
Alternativ/zusätzlich verkauft Steinhoff manche Beteiligungen ganz, so wie es für die in Großbritannien genannten Beteiligungen angekündigt wurde.
Der CEO von Steinhoff (Louis du Preez) teilte zu dem genannten Verkauf mit, dass es sich dabei um einen der geplanten Verkäufe von Steinhoff handle. Man wolle das Beteiligungsportfolio der Gruppe vereinfachen und die Schuldenlast senken. Man wünsche Alteri und dem Management der Blue Group Erfolg mit den zukünftigen Plänen („every success with their future plans“).
Das Portfolio vereinfachen, so kann man es auch formulieren, wenn Assets verkauft werden. Was ich aus Investoren/Aktionärs-Sicht nicht gut finde: Es wurden keine Angaben zum Verkaufspreis gemacht. Ich würde gerne wissen, wie hoch die verkaufte Einheit vorher in der Bilanz angesetzt war und wie hoch der Verkaufserlös ist. Wird dadurch ein Buchgewinn oder ein Buchverlust realisiert? Sprich, wird das Eigenkapital durch den Verkauf steigen oder fallen – oder gleich bleiben? Diese Fragen kann ich aufgrund der fehlenden Daten in der entsprechenden Mitteilung nicht beantworten.
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