(Diesen Beitrag als Video ansehen)
Meine Depots für kostenlose ETF Sparpläne:
Consorsbank – https://www.talerbox.com/consorsbank-o
Comdirect – https://www.talerbox.com/comdirect-o
Die Welt wird immer smarter. Vom Smartphone bis hin zur Smartwatch. Und im Bezug auf Smart fällt aktuell auch immer häufiger das Wort „Smart-Beta-ETF“ oder auch „Multi-Factor-ETF“.
möchten wir uns heute einmal genauer mit diesen Smart-Beta-ETFs beschäftigen. Folgende Fragen sollen dabei geklärt werden:
- Was ist das überhaupt?
- Wie nützlich sind sie?
- Sind Smart-Beta-ETFs besser als normale ETFs?
- Lohnt es sich in diese ETFs zu investieren?
- Was sind die Vor- und Nachteile dieser Art von ETFs?
- Sind die Smart-Beta-ETFs wirklich so teuer, wie alle sagen?
Smart-Beta-ETFs – ein neues Trend-Produkt?
Inzwischen hört man immer öfter von Smart-Beta-ETFs und Faktor-ETFs. Selbst Gerd Kommer erwähnt diese Art von ETFs in der neuen Auflage seiner Klassikers „Souverän Investieren mit Indexfonds & ETFs“. Denn dort hat sich die Art und Weise, wie manche Produkte in Portfolio geholt werden, verändert. Dazu passend präsentiert Gerd Kommer auf justETF die „Kommer Strategie 2018 – Integrierte Multi-Facto-Strategie“.
Hier sieht man einen Ausschnitt aus seinem Portfolio. Darin enthalten ist ein „ishares MSCI World Multifactor“-ETF.
Auch Jannis Lorenz vom Blog „Aktien-Rebell“ hat über diese speziellen ETFs geschrieben.
Dort heißt es: „Die kaum bekannte Wahrheit über Smart-Beta-ETFs“. In diesem Artikel hebt er die Gegenargumente, zum Beispiel vom Finanzwesir, gegen Smart-Beta-ETFs teilweise aus.
Höchstwahrscheinlich aus diesen Gründen habe ich in letzter Zeit auch immer mehr Fragen zu dem Thema bekommen.
Sind Smart-Beta-ETFs nützlich für mein Portfolio oder doch ein Rendite-Killer? Schauen wir uns das Ganze mal genauer an…
Was sind Smart-Beta-ETFs bzw. Faktor-ETFs eigentlich genau?
Zunächst einmal wollen wir genauer herausfinden, wobei es sich bei diesen ETFs eigentlich genau handelt.
Was ein ETF ist, wissen die meisten ja schon.
Wenn nicht: Ein ETF ist ein börsengehandelter der Werte wie zum Beispiel Aktien oder Aktienindizes abbildet. Diese werden nach der Größe bzw. der Marktkapitalisierung innerhalb des ETFs gewichtet. Im MSCI World zum Beispiel sind di 1600 größten Unternehmen der Welt anteilig nach der Markkapitalisierung der 23 entwickelsten Länder enthalten.
Doch was heißt jetzt Smart-Beta-ETF?
Bei Smart-Beta-ETFs werden die Aktien nicht nur nach Markkapitalisierung gewichtet, sondern es fließen auch noch andere Faktoren mit in die Gewichtung ein. Entweder einer oder mehrere.
Dazu könnten zum Beispiel solche Faktoren bzw. Parameter gehören:
- Value
- Small Cap
- Momentum
- Höhe der Dividende
Und daher auch der Alternativbegriff „Multi-Factor-ETF“, denn hier werden verschiedene Faktoren in einen ETF mit einbezogen. Der Begriff „Smart“ hingegen ist eher ein Buzzword der Marketing-Abteilung. Die Fakoren hingegen, habe in empirischen Studien gezeigt, dass sie langfristig eine Mehrrendite erwirtschaften kann. Deswegen wir das Ganze auch „Faktor-Prämie“ genannt.
Doch was taugen Smart-Beta-ETFs? Abzocke durch die Fondsgesellschaften oder tatsächlich eine neue Chance für Privatanleger.
Was taugen Smart-Beta-ETFs?
Smart-Beta-ETFs sind nicht nach Bauchgefühlt gewählt, sondern es steckt eine Strategie dahinter. In Smart-Beta-ETFs sind Faktoren enthalten, die wissenschaftlich bewiesen eine Outperformance vom Markt erzeugen können. Einzelne Faktoren können natürlich aber auch zeitweise schlechter als der Markt performen. Historisch gesehen habe diese Faktoren aber eine bessere Performance als der Markt erzielt.
Doch schauen wir uns mal an, was für die Fondsgesellschaften rausspringt bzw. warum diese Smart-Beta-ETFs anbieten.
Früher konnten die Banken und Fondsgesellschaften noch ordentlich mit Fonds verdienen. Zum Beispieler wurden gerne Fondsgebühren von 2-3% verlangt, eine Performance Fee oder einen Ausgabeaufschlag von bis zu 5%. Jetzt ist das Ganze jedoch nicht mehr so einfach und die Banken verdienen nicht mehr so viel Geld.
Heutzutage können die Banken statt 2% pro Jahr nur noch 0,2% pro Jahr verlangen. Auch die Performance-Vergütung ist größtenteils weggefallen. Ebenso der Ausgabeaufschlag.
Viele First-Mover sind deshalb in den ETF-Markt gegangen und konnten sich dort große Anteile am Geschäft sichern. Doch der Kampf wird natürlich immer härter und die Marktanteile schrumpfen für die einzelnen Anbieter. Doch von der hohen Konkurrenz profitieren wir bzw. der Kunde, denn die Kosten reduzieren sich.
Die Banken allerdings machen natürlich Verluste bzw. verdienen weniger und Fragen sich, wie sie mehr Umsatz erzielen können. Und da die Banken noch nie dumm waren, haben sie sich natürlich etwas einfallen lassen.
Statt sich zu bekriegen, versucht man, neue Nischenprodukte zu entdecken. Dies wird ziemlich klar bei den Smart-Beta-ETFs und wird auch in der Zukunft nicht aufhören und es werden immer neue Produkte kommen.
Jetzt ist für uns wichtig genau nachzuschauen, was in diesen neuen Produkten drin ist. Wir müssen das Ganze genau analysieren. Denn sicherlich wird den Banken nicht immer die Intention sein dass wir das große Geld mit den Produkten machen, sondern sie müssen auch selber Geld verdienen und langfristig überleben.
Wie passiv sind Multi-Faktor-ETFs überhaupt?
Ein Hauptproblem vieler Blogger mit Multi-Faktor-ETFs ist, dass der ursprüngliche Gedanke passiv zu investieren, aufgehoben ist. Beim passiv investieren kauft man im Prinzip stumpf den Markt zusammen und lehnt sich zurück. Genau so wie es John Bogle mit The Vanguard Group schon seit Jahrzehnten erfolgreich macht.
Smart-Beta-ETFs sagen: „Wir schlagen den Markt“. Doch das widerspricht natürlich dem Gedanken des passiven Investieren, weshalb viele Blogger diese Art von ETF ablehnen.
Wie gut können Smart-Beta-ETFs sein?
Klar: Empirisch belegte Faktor-Prämien sind ja schön und gut. Alles super.
Doch überlegen wir einfach mal wie es ist, wenn wir Fertigprodukte kaufen, was diese Smart-Beta-ETFs ja im Kern sind. Oft weiß man bei Fertigprodukte gar nicht so genau, was dort eigentlich drin ist. Meistens sind die Kosten ja auch höher, als wenn man die einzelnen Komponenten selber kaufen würde.
Besonders in diesen Fertigprodukten lassen sich schön Kosten verstecken, was aber nicht heißt, dass jede Bank so agiert. Und bei allen Kosten musst du immer bedenken, dass du diese ja erst eimal wieder rausholen musst. Das schöne für die Banken ist ja auch, dass diese immer gewinne. Egal ob wir gewinne, verlieren oder gleich viel behalten.
Schauen wir uns daher mal einen Multifactor-ETF genauer an.
Hier siehst du den „iShares Edge MSCI WORLD Multifactor UCITS ETF“. Dieser ETF ist auch in dem Musterportfolio von Gerd Kommer enthalten, dass ich am Anfang des Artikels gezeigt habe. Lass uns jetzt mal schauen, welche Parameter der Multifaktor-ETF beinhaltet.
„Der Benchmark-Index versucht, die Performance-Merkmale eines Teils der Wertpapiere (z. B. Aktien) des MSCI World Index („übergeordneter Index“) abzubilden, die nach ihren relativ hohen Gesamtengagements in vier „Stilfaktoren“ ausgewählt und gewichtet werden: Die Bestandteile des Index werden aus dem übergeordneten Index anhand des Modells des Indexanbieters gewählt, um das Engagement in die vier ausgewählten Stilfaktoren zu maximieren und gleichzeitig das Marktrisiko auf dem Niveau des übergeordneten Index zu halten.“
Leider stehen hier jetzt noch nicht die Faktoren drin. Daher habe ich mal im Fact-Sheet nachgeschaut.
Auch hier konnte ich keine genauer Auskunft über die Faktoren finden. Daher habe ich im Paper von MSCI World selbst nachgeschaut. Und hier wurde ich tatsächlich fündig.
Die vier Faktoren sind in diesem Fall:
- Value
- Momentum
- Quality
- Low Size
Angezeigt wird auch die Performance seit 2003, was schon ein recht langer Zeitraum sieht. Und man sieht auch, dass die Performance sich seitdem sehr gut entwickelt hat. Scrollt man allerdings runter, entdeckt man ein interessantes Detail.
Der Multi Factor Index selber wurde erst 2015 gelauncht. Die Daten davor wurden lediglich kalkuliert bzw. „back-tested“. Das heißt der Anbieter hat angeschaut, wie sich der ETF im Marktumfeld seit 2003 geschlagen hätte. Es handelt sich hier also um theoretische und keine echten historischen Daten, auch wenn sie relativ genau sind.
Weitere spannende Details findet man auch unter „Index Methodology“.
Dort lernt man, dass de Index sich ein sogenanntes „Barra Equity Model“ zunutze macht. Und hier wird es dann richtig kompliziert. Dazu gibt es auch ein Video von MSCI selber, dass allerdings sehr tief ins Thema eintaucht. Wer aber Lust darauf hat, kann es sich hier anschauen.
Das Für und Wider von Smart Beta ETFs
Lass uns jetzt mal gemeinsam die Pro-Argumente und Kritikpunkte von Smart-Beta-ETFs anschauen.
Nutzen von Smart Beta ETFs
Zum Teil valide Theorien – Teile der Faktoren, wie zum Beispiel das Drei-Faktoren-Modell von Pharma & Friends wurden in der Theorie von der Wissenschaft bestätigt und für valide erklärt. Jedoch wissen wir alle das Theorie und Praxis immer zwei paar verschiedene Schuhe sind.
Günstiger als klassische Fonds – Was man den Smart-Beta-ETFs zugute halten muss ist, dass sie im Vergleich zu klassischen Fonds immer noch sehr günstig sind. Es heißt zwar oft diese ETFs enthalten viele Gebühren, dies ist allerdings im Vergleich zu anderen ETFs. Insgesamt sind diese Produkte auch noch sehr günstig.
Ausreichende Diversifikation – Mit Smart-Beta-ETFs ist man meist gut diversifiziert. Zwar braucht niemand unbedingt 1.600 verschiedene Aktien im Portfolio, mit vielen Smart-Beta-ETFs ist man aber auf der (relativ) sicheren Seite.
Nachteile von Smart Beta ETFs
Höhere Kosten – Bequemlichkeit kostet. Daher kosten Smart-Beta-ETFs auch mehr als Standard-ETFs auf den MSCI World. Mit steigender Konkurrenz könnten die Kosten noch weiter sinken.
Aktiv statt passiv – Smart-Beta-ETFs sind im Grund aktiv investierende Fonds. Für alle die rein passiv investieren wollen, sind sie also nicht unbedingt die geeigneten Produkte.
Marketinginstrument – Manche Kritiker bezeichnenen Smart-Beta-ETFs als reines Marketinginstrument. Aktives Fondsmanagement musste in der Vergangenheit viel Kritik einstecken und Smart-Beta-ETFs fallen in diese Kategorie. Der Vorwurf lautet, aktives Fondsmanagement unter dem Vorwand eines ETFs zu verkaufen. Der Finanzwesir bezeichnete Smart-Beta-ETFs in seinem Artikel als „der Trojaner der Finanzindustrie“.
Mogelpackung – Eine Studie von Flossbach und Storch Research fand heraus, dass der Kunde hier im Schnitt einen höheren Preis für eine schlechtere Leistung zeigt. Die wahre Performance wird dann wohl nur die Feuertaufe in der Praxis zeigen.
Mein Fazit
„Wie auch immer ist es in der Finanzbranche nicht unüblich, gute Ideen neu zu verpacken und zu vermarkten.“ Smart-Beta-ETFs sind dafür ein gutes Beispiel, denn sie sind nicht neu, doch es lohnt sich, einen Blick darauf zu werfen. Allerdings benötigt man auch einen Gewissen Background, um die Einzlheiten und das Kleingedruckte der Smart-Beta-ETFs zu verstehen. Denn es gibt natürlich auch viel Hokuspokus am Markt, der einfach nur Mist ist.
Mein Fazit lautet also:
Anfänger und Bequeme sollten sich eher an normale ETFs halten. Hier ist die Gebührenstruktur einfacher und die Bedingungen verständlich. Wer sich nicht allzu lange mit dem Thema beschäftigen will oder kann, sollte normale ETFs wählen.
Wer sich hingegen eingehender mit dem Thema beschäftigt hat und sich auch gerne mit der Technik und den Details hinter ETFs beschäftigt, der kann Smart-Beta-ETFs als Ergänzung für das eigene Portfolio verwenden.
Für mich persönlich sind Smart-Beta-ETFs aktuell nichts, da sich der Mehraufwand für die Recherche guter ETFs für mich nicht lohnt.
Was ist deine Meinung zum Thema Smart-Beta-ETFs? Schreibe es in die Kommentare!
Depots | Hier kannst du Aktien, ETFs und Fonds kaufen |
Consorsbank | |
comdirect | |
DKB-Broker | |
Flatex | |
OnVista | |
SBroker |
The post Smart Beta bzw. Multi-Faktor ETFs Chance oder Risiko für dein Portfolio? inkl. Erklärung & Praxis appeared first on Talerbox.