Sika-Aktie: Schweizer Bauchemikalienhersteller streckt Fühler nach französischem Mörtelhersteller Parex aus

Der Jahresbeginn hat es wirklich in sich. Denn es werden gerade Milliardendeals am laufenden Band gemeldet. Nach zwei Megadeals im Pharmasektor (Celgene, Loxo Oncology) wildert jetzt der Schweizer Bauchemikalienkonzern Sika im Revier seine französischen Großaktionärs Saint Gobain. Für 2,5 Milliarden Schweizer Franken will sich Sika den Mörtelhersteller Parex einverleiben. Das wäre der größte Zukauf des Konzerns in seiner über 100-jährigen Firmengeschichte.

Besonders brisant: Bis vor wenigen Monaten steckte Sika selbst noch im Abwehrkampf gegen den Verkauf an Saint-Gobain, die den Schweizer Bauchemikalienkonzern schlucken wollten. Im Mai letzten Jahres beendeten die beiden Parteien ihren langjährigen Streit um die Kontrolle des Unternehmens. Seither ist die französische Konkurrentin, die ebenfalls im Mörtelgeschäft tätig ist, mit 10% an Sika beteiligt.

Parex-Deal ist ein großer Schluck aus der Pulle

Für den französischen Mörtelhersteller hat Sika jetzt eine Übernahmeofferte in Höhe von 2,5 Milliarden Schweizer Franken auf den Tisch gelegt. Dabei stellt das Angebot einen Paradigmenwechsel dar. Sie müssen wissen: Bislang sträubte sich der Konzern immer gegen Megakäufe und nahm aus Risikogesichtspunkten „nur“ Firmen mit einem Kaufpreis bis 500 Millionen Schweizer Franken ins Visier.

Seit die konservativen Familienaktionäre nicht mehr im Unternehmen vertreten sind, hat sich Gangart offenbar verschärft. Für den großen Zukauf muss sich der Firmenboss Paul Schuler ganz schön lang machen. Die Transaktion ist laut Presseberichten noch nicht 100% geklärt, wird aber wahrscheinlich zum Großteil über die Aufnahme von neuen Schulden erfolgen.

Sika rückt Saint Gobain auf die Pelle

Mit dem Zukauf rückt Sika dem Großaktionär, der auch im Mörtelgeschäft aktiv ist, ordentlich auf die Pelle. Seit acht Jahren ist Sika in diesem Segment aktiv und treibt dessen Ausbau massiv voran. Parex produziert Fassadenmörtel, Fliesenkleber und Abdichtungssysteme und setzte 2018 umgerechnet 1,2 Milliarden Schweizer Franken um. Das operative Ergebnis (Ebitda) belief sich den Angaben zufolge auf 195 Millionen Franken. Die vom Zementkonzern Lafarge abgespaltene Parex ist mittlerweile mit 74 Produktionsstätten in 23 Ländern aktiv.

Mit dem Zukauf peilt Sika jährliche Synergien in Höhe von 80 bis 100 Millionen Schweizer Franken an.

Mörtelgeschäft verdoppelt sich durch Übernahme

Mit der Übernahme erhöht sich das Mörtelgeschäft von Sika um mehr als das doppelte auf 2,3 Milliarden Franken und macht damit 27% des Konzernumsatzes aus. Dabei macht der Deal strategisch betrachtet durchaus Sinn. Parex ist vorwiegend im Geschäft mit Fassadenmörtel im Außenbereich von Gebäuden tätig. Die Sika-Produkte kommen dagegen vorwiegend innen zur Anwendung kommen und weisen andere technische Funktionalitäten auf.

Zugleich ergänzt sich der Vertrieb auf komplementäre Art. Die Stärke von Sika liegt im Direktvertrieb an Gewerbe und Hausbesitzer, Parex verkauft das Sortiment dagegen vorwiegend über den Großhandel. Schließlich verweist Sika auch auf geografische Komplementaritäten, insbesondere auf die gute Position von Parex in Asien und China.

Übernahmehunger dürfte erst einmal gesättigt sein

Sollte der Megadeal durchgehen, dürfte der Übernahmehunger vorerst gesättigt sein. Üblicherweise kauft Sika über das Jahr hinweg mehrere, kleinere Wettbewerber auf. Alleine im vergangenen Jahr tätigte das Unternehmen vier Zukäufe. Größere Transaktionen wären aber nach Parex schon alleine auf Grund der Finanzierung kaum möglich. Daher erteilte auch Firmenboss Schuler dem Bauchemiegeschäft des Rivalen BASF gerade erste eine Absage.

Umsatzmarke von 7 Milliarden Schweizer Franken überschritten

Unterdessen hat Sika vor wenigen Tagen auch seine vorläufigen Jahreszahlen präsentiert. Insgesamt gingen mit 7,09 Milliarden Schweizer Franken 13,7% mehr an Umsatz durch die Bücher. Der Vorsteuergewinn dürfte bei 940 bis 960 Millionen Schweizer Franken liegen. Für das Geschäftsjahr 2019 erwartet der Konzern ein Umsatzplus von 6 bis 8%.

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