Liebe Leserin, lieber Leser,
eine Woche der Extreme liegt hinter Siemens Energy, operativ und an der Börse. Der Energiekonzern steckt in noch größeren Schwierigkeiten als seit einigen Monaten bereits bekannt. Um Kreditrisiken abzufedern, ruft das Unternehmen nun nach Staatshilfen, ein Sprecher hatte am Donnerstag entsprechende Medienberichte bestätigt. Die ohnehin bereits gebeutelte Aktie von Siemens Energy stürzte daraufhin von noch gut 10 Euro am Vortag im Xetra-Handel bis auf 6,40 Euro am Donnerstag ab – ein zeitweiliges Minus von fast 40 Prozent.
Nach einer deutlichen Erholung am Freitag sowie am Montagmorgen notieren die Papiere aktuell bei wieder 8,26 Euro, das Wochenminus beläuft sich somit auf noch immer rund 30 Prozent. Ob der Staat wirklich einspringen wird, ist zur Stunde zudem völlig offen. Wie es mit der Aktie weitergeht, kann daher niemand seriös voraussagen. Die Analysten versuchten es im Laufe der vergangenen Woche trotzdem, und verlieren sich dabei gezwungenermaßen in wilden Spekulationen.
Siemens Energy hofft auf Milliarden-Garantien
Zunächst zu den Fakten: Seit Juni war bekannt, dass Siemens Energy ein gewaltiges Problem mit der Windanlagentochter Gamesa hat. Für das 2. Quartal bezifferte der Konzern die Kosten für die Behebung von Qualitätsproblemen auf 1,6 Milliarden Euro, sie könnten laut Experten auch noch durchaus höher ausfallen. Das Desaster bei der Tochter hat nun aber offenbar Auswirkungen auf den gesamten Konzern, Siemens Energy benötigt für den laufenden Geschäftsbetrieb hohe finanzielle Mittel, die Windkraftbrache ist äußerst kapitalintensiv.
„Das enorme Tempo der Energiewende sorgt für eine hohe Nachfrage nach unseren Technologien, unser Auftragsbestand liegt bei 110 Milliarden Euro“, betonte ein Sprecher laut Medienberichten. Diese an sich positive Entwicklung, führe jedoch dazu, „dass wir in größerem Ausmaß Garantien an unsere Kunden vergeben müssen“. Wegen der Krise von Gamesa befürchte der Konzern aber Schwierigkeiten in notwendigen Gesprächen mit den Banken. Laut Siemens Energy laufen derzeit daher „Vorgespräche“ sowohl mit Banken wie mit der Bundesregierung, schreibt etwa die Berliner Zeitung.
- Siemens Energy wirbt demnach um Bürgschaften von bis zu 15 Milliarden Euro
- Mit den Garantien sollen anstehende Großprojekte abgesichert werden
- Eine Entscheidung der Regierung ist jedoch noch längst nicht gefallen
Siemens-Energy-Aktie verliert zwei Drittel an Wert
Trotz der jüngsten Verbesserung ist der Kursverlust bei der Aktie noch immer dramatisch. Eingedenk des ersten Kursknicks vom Juni hat Siemens Energy im vergangenen Halbjahr fast zwei Drittel an Börsenwert eingebüßt.
Die Verunsicherung ist groß. Kein Wunder, wenn niemand den Ausgang der laufenden Gespräche mit der Bundesregierung kennt. Nun fühlten sich die institutionellen Analysten dennoch berufen, sich zur Situation des Unternehmens zu äußern, und darüber hinaus eine Prognose über den weiteren Kursverlauf zu geben. Wie es mit der Aktie mittelfristig weitergeht, dabei gehen die Meinungen aber naturgemäß weit auseinander.
Kursziele für Siemens Energy von 7,50 bis 25 Euro
Die britische Investmentbank Barclays etwa zeigte sich extrem optimistisch: Die bestätigten Verhandlungen mit dem Bund hätten in einem bereits besorgten Aktienmarkt zu weiterer Verunsicherung beigetragen, schrieb Analyst Vladimir Sergievskiy laut Medienberichten am Donnerstag. Dass mitgeteilt worden sei, dass die Finanzergebnisse für 2024 aber im Rahmen der Prognose liegen dürften, bedeute, – zumindest fürs Erste – keine weiteren größeren Abschreibungen, so seine Argumentation. Barclays beließ die Einstufung für Siemens Energy in der Folge auf „Overweight“ mit einem Kursziel von 19 Euro. Damit glaubt Sergievskiy an weit mehr als eine Kursverdopplung – und erhielt prompt energischen Widerspruch.
Die DZ Bank hat nach den aktuellen Nachrichten den fairen Wert für die Aktie von Siemens Energy am Freitag drastisch von zuvor 16,00 auf 7,50 Euro auf weniger als die Hälfte zusammengestrichen, sieht die Aktie aktuell also für zu hoch gehandelt. Die Unsicherheit mit offenen Fragen beziehungsweise Reputationsschäden für das operative Geschäft bleibe „unabsehbar“, wird Analyst Alexander Hauenstein zitiert. Die finanziellen Effekte auf Zahlenwerk und Bewertung seien hoch, schrieb er. Die Aktie habe „ein erhöhtes Schwankungsrisiko und bleibe bis auf weiteres hoch spekulativ“.
Das kann man angesichts der Einschätzungen aus der vergangenen Woche wohl so sagen – sie zeigen eine absurd erscheinende Spannweite. Eine kleine Auflistung der widersprüchlichen Zielvorgaben seit Donnerstag:
- Jefferies: 17,00€, +111,18%
- Berenberg-Bank: 25€, +205,9%
- Deutsche Bank: 10,00€, +24,22%
- JP Morgan: 16,70€, +107,45%
Bernstein erwartet 50 Prozent Plus – und rät zum Verkauf
Die kurioseste Einschätzung aber lieferte das US-Analysehaus Bernstein Research: Der Ausverkauf sei gerechtfertigt, denn das Geschäft des Energietechnikkonzerns bei Siemens Energy bleibe „außerordentlich herausfordernd“, schrieb Analyst Nicholas Green einerseits. Er empfiehlt den Anlegern daher, nicht in diese Kursdelle zu kaufen, da er mit einem weiteren Abwärtstrend rechnet – und setzte die Aktie auf „Verkaufen“. Warum er das Kursziel dennoch bei 12 Euro beließ, knapp 50 Prozent über dem aktuellen Kursstand, bleibt sein Geheimnis.
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