Liebe Leserin, lieber Leser,
nein, auch der September war zweifellos nicht der Monat für Siemens Energy an der Börse. Nach einem weiteren Verlust von gut vier Prozent am Dienstag im Xetra-Handel standen zum Handelsschluss nur noch 11,92 Euro auf dem Kurszettel, am Mittwoch im frühen Handel ging es nur minimal aufwärts auf zunächst 11,94 Euro. Das waren dennoch zehn Prozent weniger als noch zum Monatsstart. Eine Auftragsmeldung konnte den kontinuierlichen Niedergang der Siemens-Energy-Aktie ebenso wenig stoppen wie eine weitere Kaufempfehlung. Die Analysten lagen zuletzt mehrheitlich voll daneben. Nur einer hatte da so eine Ahnung.
Bernstein Research kürzte das Kursziel
Es war Nicholas Green vom US-Analysehaus Bernstein Research, der am 4. September das Kursziel für Siemens Energy deutlich von 20 auf 12 Euro gesenkt und die Einstufung auf „Underperform“ belassen hatte. Zur Einordnung: Zu diesem Zeitpunkt notierten die Papiere noch bei 13,24 Euro. Die langfristigen Perspektiven für die Investitionsgüterbranche seien unverändert gut, schrieb Green laut finanzen.net in einer Branchenstudie zum Monatsbeginn zwar, doch sollten Investoren sich auf einen „Schluckauf“ einstellen im Zuge einer Nach-Corona-Normalisierung, wie er es formulierte. Im dritten Quartal nämlich dürften die Aufträge in vielen Bereichen sinken und die Preisdynamik nachlassen.
In diesem Umfeld sollten Anleger laut Green auf Unternehmen setzen, die in den Bereichen Elektrotechnik sowie Automatisierung und Software aktiv sind. Vorsichtig blieb er hingegen bei Siemens Energy „wegen der Belastungen durch Gamesa sowie für Kion“, da hier die Wachstumserwartungen vieler Investoren zu hoch seien und die Schuldenquote gestiegen sei.
- Wie Recht der Analyst mit seiner Skepsis haben sollte, erwies sich in den nachfolgenden Wochen
- Wer dagegen auf die anderen Analysten hörte, hat – zumindest bislang – aufs falsche Pferd gesetzt
Barclays empfahl Siemens Energy zum Kauf
So hatte die britische Investmentbank Barclays zwei Tage nach Greens Warnung die Aktie von Siemens Energy mit „Overweight“ und einem Kursziel von 19 Euro in die Bewertung aufgenommen. Das Unternehmen werde am Markt „nicht angemessen gewürdigt und sei unterbewertet“, befand Analyst Vladimir Sergievskiy. Er bleibe generell skeptisch für Hersteller von Windkraftanlagen wie der Tochter Siemens Gamesa, aber ein 50-prozentiger Kursverfall in den zurückliegenden drei Monaten „sei nicht gerechtfertigt“.
Die Anleger hingegen entschieden anders, obwohl der Barclays-Analyst mit seiner Einschätzung keinesfalls alleine ist. Sowohl die Deutsche Bank als auch JP Morgan hatten im August ihre Kursziele zwar gesenkt, da die Erholung bei Siemens Gamesa länger dauern werde als bisher angenommen, wie Analyst Akash Gupta von JP Morgan anmerkte. Mit einem Kursziel von jeweils 18 Euro allerdings sind beide nur wenig von der Einschätzung von Vladimir Sergievskiy entfernt. JP Morgan bestätigte das Kursziel am Mittwochmorgen noch einmal ausdrücklich.
Morgan Stanley glaubt an Kursverdreifachung!
Noch weitaus optimistischer zeigte sich Goldman Sachs: Analyst Ajay Patel hob nach dem Quartalsbericht hervor, dass der Konzern trotz aller Schwierigkeiten keine Kapitalerhöhung brauche. Er beließ die Einstufung für Siemens Energy nach Zahlen zum dritten Geschäftsquartal Anfang August daher auf „Buy“ mit einem Kursziel von 25,90 Euro. Dafür müssten sich die Papiere im Wert mehr als verdoppeln. Und doch ist Patel damit noch vergleichsweise zurückhaltend.
Denn Analyst Ben Uglow von der US-Investmentbank Morgan Stanley übertraf diese Schätzung Mitte August in seiner Branchenstudie bei weitem: Trotz nachlassender Nachfrage im europäischen Investitionsgütersektor und „Risiken für die operativen Margen im kommenden Jahr“, wie er konstatierte, beließ er die Einstufung für die Aktie von Siemens Energy auf „Overweight“ mit einem Kursziel von 35,90 Euro. Stand jetzt müssten sie sich dafür im Wert sogar glatt verdreifachen.
Siemens Energy liefert Elektrolyseure für Air Liquide
Wie realistisch ist das? Selbst eine Auftragsmeldung konnte die Aktie nicht nachhaltig antreiben. Siemens Energy liefere zwölf Elektrolyseure mit einer Gesamtkapazität von 200 Megawatt in die französische Normandie, hatte das Unternehmen am 15. September mitgeteilt. Air Liquide, Spezialist für technische Gase, werde diese in seinem Projekt Normand’Hy einsetzen. Ab 2026 sollen in der Anlage in der Nähe von Port-Jérôme jährlich 28.000 Tonnen nachhaltiger Wasserstoff für die Industrie und den Mobilitätssektor hergestellt werden. „Mit dieser Menge könnte ein wasserstoffbetriebener Lastwagen 10.000-mal um die Welt fahren“, hieß es.
- Durch das Angebot von kohlenstoffarmen Wasserstoff könnten jährlich bis zu 250.000 Tonnen CO2 eingespart werden.
- 25 Millionen Bäume wären laut Mitteilung nötig, um diese Menge an Kohlenstoffdioxid zu binden
Das Projekt Normand’Hy wird nach Unternehmensangaben eines der ersten sein, das im Rahmen des Joint Ventures zwischen Air Liquide und Siemens Energy aus der neuen Elektrolyseurfertigung von Siemens Energy in Berlin beliefert wird. Die industrielle Serienfertigung von Stacks – den Herzstücken der PEM-Elektrolyseure – startet demnach im November. Bis 2025 soll die Produktion auf mindestens drei Gigawatt pro Jahr hochgefahren werden und Wasserstoff-Projekte in aller Welt beliefern.
Aktie seit Mai im Wert glatt halbiert
Gute Nachrichten, eigentlich. Die Aktie von Siemens Energy allerdings fiel weiter und weiter. Nach ihrem hervorragenden Start ins neue Jahr und einem Höchstkurs von 24,81 Euro im Mai, haben die Papiere inzwischen wieder mehr als die Hälfte ihres Werts eingebüßt.
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