Siemens, einer der größten Technologiekonzerne Europas, macht Nägel mit Köpfen: Die Übernahme des US-Softwareunternehmens Altair Engineering für rund 10 Milliarden US-Dollar wurde nun offiziell verkündet. Über die diesbezüglichen Gerüchte hatten wir bereits berichtet. Altair ist spezialisiert auf KI-gestützte Simulation und High-Performance Computing und bringt Siemens wertvolle Synergien für das digitale und industrielle Geschäft. Der Kaufpreis von 113 US-Dollar pro Aktie entspricht einem Aufschlag von 19 % auf den letzten Handelstag vor den Übernahmegerüchten. Der Aktienkurs von Siemens fiel nach der Bekanntgabe leicht um 1,33 % – was steckt hinter dieser strategischen Entscheidung?
Ein Schritt in die Zukunft: Ausbau des KI- und Simulationsportfolios
Mit Altair erwirbt Siemens einen globalen Innovationsführer im Bereich KI und Simulationssoftware. Altair bedient weltweit Kunden aus Branchen wie Fertigung, Biowissenschaften, Energie und Finanzdienstleistungen und bietet Lösungen zur Verbesserung der Datenanalyse und des Hochleistungsrechnens. Für Siemens bedeutet diese Übernahme einen entscheidenden Schritt, das digitale Portfolio zu erweitern und Kunden eine noch umfassendere Lösung anzubieten. Die Integration in das Siemens-eigene Xcelerator-Programm wird das Potenzial von KI-gesteuerten Design- und Simulationsprozessen erweitern und sowohl Ingenieuren als auch Produktentwicklern vereinfachte und leistungsstärkere Tools an die Hand geben.
Dr. Roland Busch, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG, erklärte, dass dieser Schritt Siemens‘ Anspruch untermauert, durch die Verknüpfung der realen und digitalen Welt die Transformation in verschiedenen Branchen zu beschleunigen. Damit steigt Siemens in der Simulationstechnologie zur globalen Nummer eins auf und stärkt seine Wettbewerbsposition gegenüber anderen Marktführern wie Ansys und Cadence.
Synergien und Umsatzsteigerungen: Ein Deal mit hohem Potenzial
Die Altair-Übernahme verspricht Siemens nicht nur Umsatzsteigerungen, sondern auch hohe Synergiepotenziale. Durch das Cross-Selling von Altairs Softwarelösungen im globalen Kundenstamm von Siemens wird mit einem Umsatzschub von mehr als 500 Millionen US-Dollar jährlich gerechnet. Dies könnte sich langfristig auf über eine Milliarde US-Dollar pro Jahr ausweiten. Hinzu kommen bedeutende Kostensynergien im Umfang von über 150 Millionen US-Dollar, die bereits im zweiten Jahr nach Abschluss der Übernahme wirksam werden sollen.
Finanzvorstand Prof. Dr. Ralf P. Thomas sieht darin eine Bestätigung der Kapitalallokationsstrategie von Siemens, bei Investitionen auf starke Bilanzstrukturen zu achten und eine Balance zwischen Wachstum und Aktionärsrendite zu schaffen. Die Übernahme wird mit liquiden Mitteln sowie weiteren Finanzierungsquellen bewältigt, die durch das starke Unternehmensrating und zusätzliche Verkaufserlöse wie den Innomotics-Deal abgesichert sind. Bis zur erwarteten Transaktionsvollendung in der zweiten Jahreshälfte 2025 bleibt Siemens finanziell flexibel aufgestellt.
Siemens aG Aktie Chart
Herausforderung durch hohe Bewertung und Konkurrenzdruck
Einige Marktbeobachter zeigten sich dennoch überrascht vom hohen Kaufpreis, der Altair eine Bewertung von etwa 10 Milliarden Dollar einräumt. Die Integration in das Siemens-Portfolio wird mit erheblichen Investitionen in Forschung und Entwicklung verbunden sein, die jedoch durch die starke Fokussierung auf Synergien und potenziell höhere Marktanteile begründet werden. Analysten von Jefferies und JPMorgan schätzen die Transaktion grundsätzlich als „industriell sinnvoll“ und sind zuversichtlich, dass sich Siemens mit Altair erfolgreich als relevanter Wettbewerber gegenüber großen Anbietern wie der SNP Group, Ansys und Cadence positionieren wird.
Dennoch zeigt die Kursentwicklung der Siemens-Aktie, dass Anleger auch potenzielle Risiken wahrnehmen. Die Übernahme ist für Siemens eine bedeutende Investition, und ob die erwarteten Synergien und Umsatzsteigerungen im Umfang von über 500 Millionen Dollar pro Jahr wie prognostiziert eintreten, bleibt abzuwarten.
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