Siemens-Aktie: Erste Reaktionen auf Übernahmegerüchte!

Siemens plant laut Bloomberg potenzielle Übernahme von Altair Engineering. Ein strategischer Schritt für den Softwaremarkt. Analysten sehen Chancen und Risiken.

Auf einen Blick:
  • Siemens’ mögliche Übernahme von Altair zeigt strategischen Fokus auf digitale Industrien.
  • Analysten beurteilen den potenziellen Deal gemischt, hohe Altair-Bewertung als Herausforderung.
  • Siemens-Aktie reagiert bisher kaum nach Bekanntwerden der Übernahmepläne, langfristiges Potenzial bleibt.

Die Bloomberg-Nachricht über ein mögliches Übernahmeangebot von Siemens für den US-Softwarehersteller Altair Engineering sorgt derzeit für Aufregung in der Industrie. Siemens, der deutsche Technologiekonzern und einer der weltweit führenden Anbieter in den Bereichen Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung, könnte damit einen strategischen Schritt im Softwarebereich gehen. Altair Engineering, das als Pionier in der Computer-Aided-Engineering (CAE)-Software bekannt ist, hat sich im Bereich der Simulationstechnologien und -services eine starke Marktposition erarbeitet.

Warum Altair? – Die Logik hinter der Übernahme

Altair Engineering ist vor allem für seine Fähigkeiten in der Simulation und Datenanalyse bekannt. Das Unternehmen bietet eine Vielzahl von Softwarelösungen an, die es Ingenieuren ermöglichen, Produkte zu entwerfen, zu testen und ihre Leistung in realistischen Bedingungen zu simulieren. Altairs Software wird in Branchen wie Luft- und Raumfahrt, Automobilbau und der Konsumgüterindustrie eingesetzt. Die zunehmende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen hat Altairs Produkte noch attraktiver gemacht und könnte Siemens Zugang zu wertvollem Know-how in diesen Bereichen verschaffen.

Zudem wäre eine solche Akquisition für Siemens eine Gelegenheit, seine Digitalsparte zu stärken und sich langfristig im wachstumsstarken Softwaremarkt zu positionieren. Siemens verfolgt mit seiner „Digital Industries“-Sparte eine Strategie, die stark auf digitale Transformation setzt, was eine mögliche Übernahme von Altair sinnvoll erscheinen lässt. Analysten der kanadischen Bank RBC betonten in einer ersten Reaktion, dass die Übernahme in die Strategie der Siemens Digital Industries passen würde, da Altairs Technologien stark zur Automatisierung und Digitalisierung beitragen könnten.

Bewertung als Herausforderung – Ein hoher Preis für Siemens?

Während die strategischen Vorteile eines Deals offensichtlich sind, werfen die hohen Bewertungserwartungen rund um Altair Engineering Fragen auf. Der aktuelle Marktwert von Altair wird auf fast 9 Milliarden Dollar geschätzt, was Siemens möglicherweise zu einer erheblichen Investition zwingt. Zum Vergleich: Altair wird etwa mit dem 46-Fachen seines EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) bewertet, während vergleichbare Unternehmen wie Bentley Systems bei etwa 30-facher Bewertung gehandelt werden. Analyst Mark Fielding von RBC warnte daher, dass diese hohe Bewertung die Gewinne von Siemens verwässern könnte, sollte es zu einem vollständigen Kauf kommen.

Altair Engineering Aktie Chart

Die Bewertung mag zwar hoch erscheinen, doch einige Experten sehen auch Möglichkeiten, die Belastung abzufedern. So vermutet Jefferies-Analyst Simon Toennessen, dass Siemens möglicherweise Gelder aus seiner Beteiligung an Siemens Healthineers verwenden könnte, um den Kauf teilweise zu finanzieren. Dies würde den finanziellen Druck auf das Unternehmen mindern und gleichzeitig den langfristigen strategischen Vorteil einer Übernahme sichern.

Gemischte Reaktionen unter Analysten – Chancen und Risiken

Die Analysten zeigten sich in ihren ersten Einschätzungen auf jeden Fall geteilter Meinung. Während Deutsche Bank Research die Übernahme als strategisch wertvoll einschätzt, weist Analyst Gael de-Bray darauf hin, dass Siemens einer der wenigen Konzerne ist, die über die finanziellen Mittel für eine Übernahme in dieser Größenordnung verfügen. Siemens könnte sich mit Altair einen Wettbewerbsvorteil im Bereich der digitalen Industrie sichern, was das Potenzial des Unternehmens für eine führende Position im Bereich der Simulations- und Analyse-Software stärkt.

JPMorgan wiederum äußerte sich zurückhaltender und bleibt in Bezug auf Umsätze und Auftragseingänge für das laufende Jahr leicht unter dem Marktkonsens. Analyst Andrew Wilson bestätigte dennoch sein „Overweight“-Rating für Siemens, da er mittel- bis langfristig Potenzial für das Unternehmen sieht. Es bleibt jedoch die Frage, ob die aktuelle wirtschaftliche Lage und die hohen Zinskosten eine strategische Akquisition in diesem Umfang rechtfertigen.

Siemens AG Aktie Chart

Siemens auf dem Weg zur digitalen Transformation

Siemens ist seit Jahren bestrebt, sein Geschäft zunehmend auf digitale Lösungen und Automatisierung zu fokussieren. Mit einer möglichen Übernahme von Altair würde Siemens seine Digitalstrategie weiter ausbauen und sich stärker auf den schnell wachsenden Softwaremarkt ausrichten. Eine solche Expansion könnte das Unternehmen in eine Position versetzen, in der es auf lange Sicht nicht nur wettbewerbsfähiger wird, sondern auch seine Abhängigkeit von der klassischen Maschinenbau- und Industriebranche reduziert.

Die kommenden Wochen dürften entscheidend sein, sofern die mutmaßlichen Gespräche fortgesetzt werden und möglicherweise ein Kaufangebot von Siemens für Altair angekündigt wird. Analysten und Investoren werden insbesondere darauf achten, wie Siemens diese potenzielle Akquisition finanziell gestaltet, ohne die Gewinnentwicklung des Unternehmens zu belasten. Mit einem Deal könnte Siemens nicht nur seine Marktposition festigen, sondern auch einen wichtigen Schritt in Richtung eines umfassenderen Software-Portfolios gehen, das auf Künstlicher Intelligenz und Simulationssoftware basiert – zwei wesentliche Bausteine der digitalen Industrie der Zukunft.

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