Liebe Leser,
was haben die Aktien des norwegischen Wasserstoff-Unternehmens NEL ASA und der südafrikanische Edelmetallproduzent Sibanye-Stillwater gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel, möchte man meinen, geht es doch bei NEL ASA um eine zukunftsträchtige Antriebstechnologie, während in Sibanyes Minen tief unter der Erde nur Gold und die weißen Edelmetalle Platin und Palladium gefördert werden.
Auf den zweiten Blick werden die Gemeinsamkeiten schon größer, denn ein Blick auf die Charts zeigt, dass sich der Kurs beider Aktien in den letzten zwölf Monaten verdoppelt hat. Kurspotential ist also im einen wie im anderen Fall vorhanden. Das ist wichtig, denn jeder Anleger, der nicht schon investiert ist, sondern heute mit einem Investment liebäugelt, will genau das: weitere Kurssteigerungen und das Ganze bei möglichst geringem Risiko.
Die Ausgangslage für weiter Kursgewinne könnte aber unterschiedlicher kaum sein, denn während NEL ASA derzeit Verluste erwirtschaftet und diese durch die Ausgabe weiterer Aktien kompensieren muss, konnte Sibanye den eigenen Gewinn in diesem Jahr deutlich steigern.
Selbst wenn man NEL ASA unterstellt, schon bald profitabel zu werden, so wird sich der dann unter den Aktionären zu verteilende Gewinn auf wesentlich mehr Aktien verteilen als heute schon im Umlauf sind. Die zu erwartende Verwässerung des eigenen Investments stellt für potentielle Anleger neben einem möglichen abrupten Ende des Wasserstoff-Booms die größte Gefahr dar.
Wer als Anleger die ganze Breite der Edelmetalle abdecken will, kommt an Sibanye nicht vorbei
Bei Sibanye hingegen denkt man bereits über Aktienrückkäufe nach. Das dazu nötige Geld, könnte in den kommenden Jahren durchaus erwirtschaftet werden, denn bei der Profitabilität der eigenen Minen hat das Unternehmen im letzten Jahr große Fortschritte gemacht.
Ursprünglich aus den inländischen Minen des südafrikanischen Goldfields-Konzerns hervorgegangen, ist Sibanye durch verschiedene Akquisitionen inzwischen zu einem der weltweit führenden Unternehmen bei der Produktion von Platingruppenmetallen herangewachsen. Beim derzeit haussierenden Palladium ist man hinter der russischen Norilsk Nickel, derzeit der zweitgrößte Produzent weltweit. Führend ist Sibanye bei der Produktion von Platin und Rhodium.
Beim Gold kann man es mit den führenden Unternehmen Barrick Gold und Newmont Goldcorp noch nicht aufnehmen. Doch innerhalb Afrikas ist Sibanye heute der größte Goldproduzent. Sogar die einstige Mutter Goldfields hat man in der Zwischenzeit hinter sich gelassen.
Für seine Expansionsstrategie ist Sibanye in den letzten Jahren immer wieder scharf kritisiert worden. Eines muss man dem Unternehmen jedoch lassen: Durchgeführt wurden die signifikanten Akquisitionen, als die Preise der Platingruppenmetalle einen temporären Boden ausgebildet haben.
Achillesferse Schulden
Den in der Minenbranche recht beliebten Fehler, die Konkurrenten gerade dann zu übernehmen, wenn die Preise hoch sind, hat man bei Sibanye nicht gemacht. Heute haben sich die Preise von Platin, Rhodium und Gold deutlich erhöht. Der Preis für eine Unze Palladium hat sich im Vergleich zum August 2018 sogar verdoppelt.
Durch die Zukäufe sind die Schulden des Unternehmens stark gewachsen. Sie zukünftig wieder auf ein deutlich niedrigeres Niveau zurückzuführen, wird deshalb in den kommenden Jahren eine der Hauptaufgaben des Managements bleiben. Sibanyes Führung hat klar erkannt, dass der Markt seine Zurückhaltung gegenüber dem Unternehmen erst dann ablegen wird, wenn die Schulden deutlich reduziert werden konnten.
Dass die Unternehmensführung sich dieser wichtigen Aufgabe vollkommen bewusst ist, hat mir James Wellsted, der Senior Vicepresident für Investor Relations, auf der Münchener Edelmetallmesse in einem ausführlichen Hintergrundgespräch bestätigt. Man sieht sich dabei auf einem guten Weg.
Das Verhältnis der Nettoschulden zum adjustierten EBITDA hat sich seit März 2019 von knapp unter 3,0 bis zum Juni auf 2,5 reduziert. Der Weg soll weiter fortgesetzt werden, sodass bis zum Jahresende Werte unter 2,0 erreicht werden sollen. In 2020 möchte das Unternehmen die Marke von 1,5 erreichen und schließlich auch unterschreiten.
NEL ASA erinnert dagegen an den Neuen Markt
Ganz anders ist die Situation bei NEL ASA. Auch hier stellt die hohe Verschuldung ein gravierendes Problem dar. Dieses scheint aber derzeit weder das Management noch die investierten Anleger stark zu beunruhigen. Schulden sind dazu da, weiter erhöht zu werden, scheint hier das Motto zu sein, denn das Tempo, in dem die Verschuldung steigt, ist atemberaubend.
Anleger, die auf die NEL-Aktie setzen, gehen derzeit ein hohes Risiko ein, denn das norwegische Unternehmen wird an der Börse mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 16 bewertet. Für jeden Euro Umsatz sind die Käufer bereit, 16 Euro zu bezahlen. Das ist sportlich.
Zu vertreten wäre dieses Verhältnis vielleicht, wenn der Umsatz rasant wächst und die Firma bereits Gewinne erwirtschaftet. Das ist jedoch nicht der Fall. Der Umsatz wächst zwar, aber insgesamt ist das Unternehmen noch defizitär. Es wird Geld verbrannt anstatt welches zu verdienen.
Das geht nur, solange es NEL gelingt, frisches Kapital zu akquirieren. Bislang hatte das Unternehmen damit keine Probleme, was zunächst zu belegen scheint, dass das Vertrauen der Anleger vorhanden ist. Allerdings sollte man Vertrauen im privaten wie im geschäftlichen Bereich niemals über Gebühr strapazieren.
Wann reißt die Geduld der Anleger?
Doch genau das tut NEL, wenn es eine Kapitalerhöhung nach der anderen durchzieht. Innerhalb von wenigen Jahren hat sich die Zahl der ausstehenden Aktien mehr als vervierfacht. Den eigenen Anteil am Unternehmen beständig verwässert zu sehen kann aber keinem Anleger auf Dauer gefallen.
An dieser Stelle beißt sich die Katze in den Schwanz. Da die Geschäftstätigkeit immer noch hochgradig defizitär ist und noch viel Forschungsarbeit zu leisten ist, werden noch viele weitere Kapitalerhöhungen notwendig sein.
Wenn die Anleger, zum Beispiel, weil ein Modethema am Kapitalmarkt sich wieder einmal gewandelt hat, nicht mehr dazu bereit sind, diese zu zeichnen, kann auch bei NEL schnell Schicht im Schacht sein.
In den späten 1990er Jahren gab es schon einmal eine Zeit, in der die Anleger keinen Anstoß daran genommen haben, dass die Unternehmen, in die sie investiert haben, im großen Stil Geld verbrannten. Das Ende dieser Ignoranz ist bekannt: Von den damals gehypten Unternehmen haben nur die wenigsten überlebt und viele Anleger sind noch heute geschockt über die Verluste, die sie damals hinnehmen mussten.
Hohe Gewinne bei moderatem Risiko muss das Ziel sein
Am Ende hat jeder Anleger immer selbst zu entscheiden wo er sein Geld anlegen will. Die Aussicht auf zukünftige Gewinne wird dabei immer ein Kaufmotiv bleiben. Sie sollte unsere Sinne aber nicht so stark vernebeln, dass die mit einem Investment immer verbundenen Risiken nicht oder nicht genügend beachtet werden.
Vergleicht ein Anleger die Chancen, die NEL ASA oder Sibanye-Stillwarter ihm bieten, kann beiden Aktien eine gewisse Attraktivität nicht abgesprochen werden. Die von NEL ASA basiert vor allem auf der Euphorie, die derzeit dem Wasserstoff als einem möglichen Antrieb der Zukunft entgegengebracht wird.
Fundamental betrachtet hat das Unternehmen derzeit noch recht wenig Substantielles vorzuweisen. Sollte dies die Anleger in Zukunft plötzlich beunruhigen könnte statt einer Fortsetzung der Rallye schnell ein rasanter Absturz des Kurses angesagt sein.
Bei Sibanye stellt sich die Lage spiegelbildlich dar: Fundamental ist das Unternehmen gut aufgestellt. Was noch fehlt, ist die Begeisterung der Anleger für das Geschäftsmodell und die Erfolge der jüngeren Vergangenheit. Kommt sie in den kommenden Monaten auf, wird sie vermutlich wirken wie ein Raketensatz, der dem Sibanye-Kurs unter die Füße geschraubt wird.
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