Shell, Linde, ITM Power-Aktie: Abgeliefert!

Während die Konkurrenz von Nel ASA schwächelt, legte ITM-Power am Dienstag mächtig zu. Mit Shell und Linde setzt man ein Wasserstoff-Großprojekt im Rheinland um.

Auf einen Blick:
  • Die ITM-Aktie legte am Dienstag zweistellig zu, ging letztlich bei 70 Cent aus dem Handel
  • Das britische Unternehmen unterzeichnete mit Shell einen Vertrag die Wasserstoffanlage REFHYNE II
  • ITM Power liefert Ausrüstung für den 100-Megawatt-Elektrolyseur, Gaseriese Linde ist ebenfalls an Bord

Liebe Leserin, lieber Leser,

was unterscheidet die britische ITM Power vom Wasserstoff-Player Nel ASA aus Norwegen? Die Briten liefern immer wieder Mut machende Neuigkeiten. Das war auch am Dienstag wieder so, dieses Mal im Verbund mit den Industrie-Schwergewichten Shell und Linde, was dazu führte, dass die ITM-Aktie in Frankfurt um gut 14 Prozent zulegte auf letztlich 0,70 Euro. Die gute Nachricht allerdings kam nicht gänzlich überraschend, Partner Shell hatte die Katze bereits Ende Juli aus dem Sack gelassen.

Shell baut auf Expertise von ITM und Linde

Denn Ende des Vormonats gab der Energieriese bereits bekannt, dass Shell Deutschland die endgültige Investitionsentscheidung für REFHYNE II getroffen habe, einen 100-Megawatt-Wasserstoffelektrolyseur mit Polymer-Elektrolyt-Membran-Technologie (PEM) im Shell Energy and Chemicals Park Rheinland zu errichten. „Mithilfe erneuerbaren Stroms soll REFHYNE II täglich bis zu 44.000 Kilogramm erneuerbaren Wasserstoff produzieren, um den Standortbetrieb teilweise zu dekarbonisieren“, hieß es. Die Anlage im Kölner Süden bei Wesseling soll 2027 in Betrieb gehen.

Was das mit Gaseriese Linde und ITM Power zu tun hat? „Wir freuen uns, bekannt geben zu können, dass wir nach der jüngsten positiven endgültigen Investitionsentscheidung (FID) von Shell einen Vertrag für das REFHYNE II-Projekt unterzeichnet haben“, hieß es von Seiten ITM Power nun am Dienstag.

  • ITM werde entsprechend 100 MW TRIDENT-Stapel und -Skids an den Shell Rheinland Energie- und Chemiepark liefern
  • Linde Engineering wurde indessen als EPC-Integrator ausgewählt und werde eng mit ITM zusammenarbeiten

ITM Power liefert Elektrolyseurstapel

Das Projekt profitiere von der Erfahrung, die Shell und seine Partner ITM und Linde bei der Entwicklung, dem Bau und dem Betrieb anderer Projekte für erneuerbaren Wasserstoff in Europa haben, heißt es. So knüpfe REFHYNE II an den Erfolg des 10-Megawatt-PEM-Elektrolyseurs REFHYNE I an, der 2021 bei Shell in Betrieb genommen wurde und dieselbe Technologie verwendet. Für das neue Projekt wurden laut Mitteilung seit 2021 die detaillierten technischen Pläne sowie alle notwendigen Erdarbeiten und die Verbindung zur vorhandenen Infrastruktur vorbereitet.

Dennis Schulz, CEO von ITM, freut sich: Shell sei „ein weltweit führendes Energieunternehmen und wir sind stolz, dass sie uns für dieses prestigeträchtige Projekt ausgewählt haben“, sagt er. „Die Leistung unserer Elektrolyseurstapel der neuesten Generation in der Anlage REFHYNE I spielte eine wichtige Rolle bei Shells Vorgehen zur FID, ebenso wie ihre umfassende Due Diligence unserer Technologie und unserer Fähigkeit, dieses groß angelegte kommerzielle Projekt umzusetzen.“

ITM-Aktie weit vor Nel und Plug

Und das könnte lediglich ein weiterer Schritt sein. Shell plant nach eigenen Angaben, zwischen 2023 und 2025 rund 10 bis 15 Milliarden US-Dollar zu investieren, um die Entwicklung CO2-armer Energielösungen zu unterstützen, „darunter E-Mobilität, CO2-arme Kraftstoffe, erneuerbare Stromerzeugung, Wasserstoff sowie CO2-Abscheidung und -speicherung“. Die Investition in Wesseling  entspreche „der Strategie von Shell, seine Energy and Chemicals Parks zu transformieren, um unseren Kunden CO2-ärmere Moleküle zur Verfügung zu stellen“. Eine genaue Summe, die für das Megaprojekt veranschlagt ist, nannten weder Shell noch ITM Power.

Dennoch haben die ITM-Anleger positiv auf die Neuigkeit reagiert. Zwar ist die zuletzt in der Wasserstoffbranche eingekehrte Skepsis auch an den Briten nicht spurlos vorüber gegangen. Im Gegensatz zur Konkurrenz, etwa von Plug Power (USA) und eben Nel ASA, haben die Papiere ihren Wert seit Jahresbeginn aber sogar leicht gesteigert. Aufs Jahr gesehen allerdings hat ITM ebenfalls deutlich an Börsenwert eingebüßt.

  • Am 16. August 2023 wurden einst noch 1,13 Euro für die Papiere aufgerufen
  • Das Minus bei der IT-Aktie seitdem beläuft sich auf nicht weniger als 40 Prozent
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Deutlich besser lief es währenddessen bei den Aktien der Partner. Wenngleich zuletzt in einer Seitwärtsbewegung, hat die Linde-Aktie aufs Jahr betrachtet rund 15 Prozent an Wert dazugewonnen. In einer ähnlichen Größenordnung ging es auch für die Aktie von Shell nach oben auf aktuell knapp 33 Euro. Mit einem durchschnittlichen Kursziel von derzeit 39,59 Euro sehen die Analysten beim Energiekonzern allerdings nur noch wenig Steigerungspotenzial.

Analysten mit hohen ITM-Kurszielen

Das ist bei ITM Power anders: Laut marketscreener.com liegt das mittlere Kursziel für die Anteilescheine des Elektrolyseur-Herstellers aktuell bei 0,90 GBP, umgerechnet sind das 1,05 Euro. Damit erkennen die derzeit 16 Beobachter ein Kurspotenzial bei der ITM-Aktie von knapp 70 Prozent. Entsprechend lauten die Empfehlungen:

  • sieben Analysten empfehlen die Papiere zum Kauf
  • fünf raten derzeit zum Halten der Aktie
  • lediglich vier haben ITM auf der Verkaufsliste

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Prognosen in der jüngeren Vergangenheit ganz andere waren. So betrug das durchschnittliche Kursziel im August 2023 noch 1,82 Euro. Ein Jahr zuvor glaubten die Experten gar an Kurse jenseits von 5 Euro. Spannend wird es noch einmal am Donnerstag, dann will ITM seine neuesten Zahlen vorlegen.

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