Liebe Leser,
der Donnerstag war für die Shell-Aktie nicht gerade ein Zuckerschlecken. So krachte das Papier des Ölkonzerns im Tagesverlauf teils um mehr als 5 Prozent ein (Stand: 06.10.2024, 14:00 Uhr).
Öl-Raffination in Q3 weit weniger profitabel
Der Grund: Shell musste am Donnerstag eine Gewinnwarnung für das dritte Quartal veröffentlichen. Demnach sieht der Energiegigant unter anderem bei der Veredlung von Rohöl seinen Profit schwinden. Konkret erwartet Shell laut vorläufigen Zahlen für Q3 eine Raffinationsmarge von nur noch 15 Dollar je Barrel. Zum Vergleich: Im zweiten Quartal lag die Marge noch bei 28 Dollar pro Ölfass.
Shell wies darauf hin, dass der sinkende Profit im Raffinationsgeschäft einen negativen Einfluss für das Betriebsergebnis EBITDA in Höhe von 1,0 bis 1,4 Milliarden Dollar haben wird.
Doch das ist noch nicht alles: Auch bei der Herstellung von Chemikalien musste Shell Abstriche machen. Hier soll die Marge in Q3 sogar negativ ausfallen, nachdem man in Q2 mit 86 Dollar pro Tonne noch deutlich im Plus war. Auch das dürfte laut Shell das Betriebsergebnis belasten, wenngleich nicht so stark wie der Margeneinbruch bei der Ölraffination.
Rückkehr zur Normalität
Um das Ganze einzuordnen, muss man aber den extrem starken Profit in Q2 berücksichtigen. Wegen der hohen Energie- und Treibstoffpreise hatten sich die Margen von Shells Geschäft mit der Ölraffination damals fast verdreifacht. Das trug maßgeblich zu dem konzernweiten Rekordgewinn von 17,6 Milliarden Euro bei. Die neue Gewinnwarnung ist also vielmehr als Rückkehr zu einem eher „normalen“ Niveau zu verstehen.
Chemie-Flaute beflügelt Rezessionsangst
Größere Sorgen dürfte da schon die negative Marge im Chemikaliengeschäft bereiten. Shell bietet hier Kunden aus der Industrie unter anderem Acrylkunststoffe, Harze, Polyesterfasern, Waschmittelalkohole, Weichmacher und Klebstoffe.
Dass das Geschäft in Q3 nun nicht mehr profitabel ist, deutet auf eine Rezession innerhalb der Industrie hin. So kann Shell offenbar keine Mondpreise für Chemikalien mehr erzielen.
Aber auch beim Gas machte der Konzern auf Rückschritte aufmerksam. So sollen die Handelsergebnisse des Gas-Segments im Vergleich zum zweiten Quartal sinken. Shell begründete das mit den volatilen Gaspreisen und der Tatsache, dass man inzwischen weit weniger für den Brennstoff verlangen kann. Tatsächlich war Erdgas (Terminkontrakt TTF) kürzlich so günstig wie seit zwei Monaten nicht mehr. Der Rohstoff bleibt aber trotzdem deutlich höher bewertet als noch im Oktober 2021.
Unterm Strich lässt sich also sagen: Das historisch hohe Q2-Profitniveau konnte Shell im dritten Quartal nicht halten. Das war im Vorhinein von Branchenkennern längst erwartet worden. Es bleibt nun abzuwarten, wie sich das Ganze auf das operative Ergebnis und vor allem auf den Nettogewinn ausgewirkt hat. Shell will am 27. Oktober sein komplettes Zahlenwerk zu Q3 vorlegen.
EU-Sondersteuer auf dem Weg
Interessant für die Shell-Aktie ist derzeit auch die politische Komponente. So will die EU eine einheitliche Sondersteuer unter anderem für Ölkonzerne auf den Weg bringen. Kritiker monieren, dass Unternehmen wie Shell von den Folgen des Ukraine-Kriegs aus reinem Zufall profitiert hätten, während die Bevölkerung unter hohen Energiepreisen leide.
Auch wenn noch nicht viel über die konkrete Ausgestaltung einer solchen Abgabe bekannt ist, dürfte Shells Profit darunter leiden.
OPEC+ stützt Ölpreis
Es gibt aber auch positive Aspekte für die Aktie: Der Ölpreis legte zuletzt wieder etwas zu. Am Donnerstag notierte ein Barrel Brent bei rund 93 US-Dollar (Stand: 06.10.2024, 14:00 Uhr). Das ist ein Plus von 4,4 Prozent gegenüber der Vorwoche.
Experten führen die Preissteigerung vor allem auf die neuste Maßnahme der OPEC+ zurück. Das Öl-Kartell hatte kürzlich angekündigt, seine Produktionskapazitäten zu drosseln. Damit will der mächtige Staatenbund der Angst vor einem möglichen Überangebot in Zeiten drohender Rezession und steigender Zinsen entgegenwirken.
Das unterstützt den Ölpreis – allerdings nur bedingt. Branchenkenner erwarten nicht, dass die Aktionen der OPEC+ den Ölpreis auf solch astronomische Höhen befördern wird, wie es sie noch im März oder Anfang Juni gab. Damals hatte ein Barrel Brent knapp 130 bzw. deutlich mehr als 120 Dollar gekostet.
Shell-Aktie immer noch günstig bewertet
Zum Schluss noch ein Blick auf den Aktien-Chart von Shell:
Es zeigt sich deutlich, dass das Papier vom Ukraine-Krieg und dessen Folgen bereits signifikant profitiert hat. Seit Jahresbeginn steht die Aktie immerhin mit 26 Prozent im Plus.
Damit ist das Papier aber nicht einmal hoch bewertet. So liegt das für 2024 prognostizierte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) gerade einmal bei 4,5 Zählern. Viele Analysten sehen Shell deshalb immer noch als unterbewertet an. Daran dürfte auch die jüngste Gewinnwarnung nicht allzu viel ändern, da die meisten Experten ohnehin von einem Profitrückgang ausgegangen waren.
Was die Aktie auch interessant macht, sind natürlich die großzügigen Ausschüttungen. So liegt die für 2024 prognostizierte Dividendenrendite bei beachtlichen 3,75 Prozent.
Wichtig für Sie als Anleger: Die Shell-Aktie ist traditionell sehr volatil, was auch damit zusammenhängt, dass der Öl- und Gaspreis von politischen Faktoren abhängig ist. Rechnen Sie also immer mit Überraschungen – sowohl in negativer als auch in positiver Hinsicht.
Grüne Transformation sorgt für langfristige Perspektive
Apropos Zukunft. Schaut man sich die Shell-Aktie an, sollte man diesen Aspekt niemals unter den Tisch fallen lassen. Denn: Shell investiert viel Geld in grüne Technologien wie Windkraftparks, Solaranlangen, Wasserstoff und die Elektromobilität. Damit will man sich gegen das wohl irgendwann kommende Ende der fossilen Brennstoffe absichern.
Gelingt diese Transformation, dürfte der Konzern auch noch in vielen Jahrzehnten eine Grundsäule der Weltwirtschaft sein. Das gibt der Aktie langfristige Perspektive.
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