Sie sind die Zukunftsbausteine unserer Welt. Ob in Magneten, der Elektrotechnik, der Luft- und Raumfahrt oder der Optik: Ohne die 17 Metalle der Seltenen Erden gäbe es so gut wie keinen technologischen Fortschritt. Zwar werden die wertvollen Rohstoffe jeweils nur in sehr kleinen Mengen eingesetzt, vergleichbar mit seltenen Gewürzen beim Kochen. Doch wie die Gewürze spielen auch die Seltenen Erden eine maßgebliche Rolle für das Endprodukt.
Die Bandbreite an Schlüsseltechnologien ist jedenfalls beachtlich. Zum Beispiel Scandium: Das Seltenerdmetall wird in Brennstoffzellen, Rennrädern, Röntgengeräten, Lasern und in der Stadionbeleuchtung eingesetzt. Yttrium wiederum ist ausschlaggebend für Leuchtstofflampen, LEDs und Plasmabildschirme. Praseodym wird in Dauermagneten genutzt, Neodym in Elektromotoren, Windkraftanlagen, Kernspintomografen und Festplatten.
Interessant: Wirklich selten sind die Seltenerdmetalle eigentlich nicht. Vielmehr kommen sie beinahe überall vor, jedoch in kleinen Mengen. Größere, ökonomisch relevantere Lagerstätten sind tatsächlich vergleichsweise selten.
Seltene Erden: Chinas Monopolstellung erfordert rasches Handeln
Mit großem Abstand größtes Förderland ist auch bei den Seltenen Erden die Volksrepublik China. 97 Prozent der geförderten Seltenerdmetalle stammen aus dem Reich der Mitte. Seit den 90er Jahren hat China seine Kapazitäten rund um die Tech-Metalle massiv ausgebaut. Das Reich der Mitte könnte also die begehrten Rohstoffe in den kommenden Jahren immer mehr als Druckmittel bei handelspolitischen Auseinandersetzungen nutzen, was die internationalen Marktpreise der Metalle weiter in die Höhe schnellen lassen würde.
Umso mehr muss der Westen Alternativen forcieren: zum einen den Abbau außerhalb Chinas. Erst kürzlich hatte Australien eine großangelegte Rückkehr bei der Förderung von Seltenerdmetallen angekündigt. Bereits in den 80er Jahren, also vor der chinesischen Offensive, galt das Land neben Russland und den USA als einer der größten Förderer.
Seltene Erden seien schon jetzt für viele Schlüsseltechnologien unabdingbar, sagte der CEO der australischen Bergbaufirma Arafura, Gavin Lockyer, im Sommer zum „Handelsblatt“. Mit dem Siegeszug der Elektromobilität werde der Bedarf noch weiter ansteigen – und damit auch die Abhängigkeit von China. Im Norden Australiens plant Arafura deshalb eine gigantische Seltenerd-Mine, die schon bald 5 bis 10 Prozent des weltweiten Bedarfs an Neodym decken könne. Wie oben erwähnt, ist Neodym ein wichtiger Bestandteil von Elektromotoren, aber auch von Windkraftanlagen. Beides Technologien, die im Zuge des Klimaschutzes maßgeblich an Bedeutung gewinnen werden.
Zum anderen müssen westliche Staaten künftig die Recycling-Quoten der Seltenen Erden drastisch verbessern. Jedes Jahr landen weltweit Millionen Tonnen Elektroschrott auf dem Müll. Allein in Deutschland fallen pro Kopf und Jahr mehr als 20 Kilogramm Elektroschrott an, so der „Global E-Waste Monitor 2020“.
Das Problem: Nur 17,4 Prozent des Mülls werden recycelt. Der Rest verweilt auf den Mülldeponien oder wird verbrannt. Durch die Stärkung der Kreislaufwirtschaft in den westlichen Ländern ergäbe sich hier ein enormes Potenzial, was die Abhängigkeit von komplett neu gebauten Produkten und damit von Rohstofflieferungen aus China verringern würde.