Die Erschließung der amerikanischen Schieferöl- und Schiefergasbestände hat den Energiemarkt in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. Innerhalb weniger Jahre wandelten sich die Vereinigten Staaten vom größten Ölimporteur zum größten Erdölproduzenten.
Gemessen an der täglichen Fördermenge wird in Nordamerika mittlerweile mehr Erdöl gefördert als in Russland oder Saudi-Arabien. Eine vollständige Unabhängigkeit haben die USA aber dennoch nicht erreicht, denn noch immer wird mehr Öl verbraucht als im eigenen Land gefördert wird.
Die Abhängigkeit vom Ausland ist allerdings spürbar zurückgegangen. Dass sich der Ölpreis Anfang Januar trotz der deutlich zugespitzten politischen Lage am Golf nicht stärker erhöht hat, ist eine Konsequenz dieser Veränderungen. Es ist daher ohne Zweifel die Politik, die einen Teil der Früchte erntet, welche die massiv erhöhte US-Schieferölproduktion mit sich bringt.
Auch die internationalen Verbraucher sind ein Profiteur dieser Entwicklung. Engpässe bei der Versorgung hatten in früheren Jahren deutlich größere Preisschwankungen zur Folge als dies heute noch der Fall ist. Verglichen mit beispielsweise einem Erdölfeld in der Nordsee können die Fracking-Unternehmen in den USA auf Veränderungen bei der globalen Ölnachfrage sehr schnell reagieren.
Die US-Schieferölproduktion stabilisiert den Markt
Steigt der Preis, steigt auch sehr schnell die Ölproduktion in den USA. Das dadurch zeitnah auf den Markt kommende zusätzliche Angebot verhindert, dass die Preise zu schnell und zu stark steigen. Die US-Schieferölproduktion ist dadurch in den letzten Jahren zu einem stabilisierenden Faktor auf dem Weltmarkt geworden.
Das freut auch die Autofahrer, denn ohne diesen stabilisierenden Effekt wäre die Fahrt zur Tankstelle in den vergangenen Jahren das eine oder andere Mal deutlich teurer ausgefallen. Nicht profitiert haben hingegen die Investoren. Sie haben an der Wall Street in den vergangenen Jahren viel Geld in den neuen Ölboom gesteckt. Rentiert haben sich diese Investitionen bislang noch nicht.
Im Gegenteil: Viele Anleger sitzen auf Verlusten und viele Investments können nur durch neue Kredite vor dem Zahlungsausfall bewahrt werden. Der Grund für diese ausgesprochen schwache Rendite sind die hohen Förderkosten. Sie sind eine direkte Folge des ständigen Zwangs zu neuen Bohrungen.
Selbst in den besten Schiefölregionen der USA, etwa im texanischen Permian Basin, tun sich die Produzenten schwer, finanziell ein ausgewogenes Investitions-Rendite-Verhältnis zu erzielen. Diese Beobachtung gilt nicht nur für kleinere Firmen. Auch Branchengrößen wie Exxon oder Chevron haben Probleme, eine profitable Produktion auf die Beine zu stellen.
Die Wall Street hat das Nachsehen
Nochmals wesentlich kritischer ist die Lage bei den Erdgasproduzenten. Dank der Produktion von Schiefergas ist Erdgas mittlerweile so reichlich vorhanden, dass die USA in den vergangenen Jahren zu einem Exporteur geworden sind. Die Erdgaspreise sind dadurch massiv unter Druck geraten und mit den sinkenden Preisen und Margen sanken auch die Aktienkurse von Branchengrößen wie Devon Energy oder Range Resources.
Während sich der Konsument freut und das an der Tankstelle und beim Heizen gesparte Geld in den privaten Konsum steckt, ging die Wall Street zum ersten Mal in der Geschichte bei der Finanzierung einer technischen Innovation vollkommen leer aus.
Mehr noch: Das Thema könnte sich durchaus noch zu einem Albtraum entwickeln. Etwa dann, wenn sich abzeichnet, dass die extrem hohen Schulden, die von den Schieferöl- und Schiefergasproduzenten aufgenommen wurden, nicht mehr zurückgezahlt werden können und daher vollkommen abgeschrieben werden müssen.
Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag und grüße Sie herzlich
Ihr
Bernd Heim
Der Beitrag Schieferöl: Die Gewinne sprudeln aber nicht für die Investoren erschien zuerst auf 7 vor 8 – Der Börsenausblick am Morgen.