SAP-Aktie: Weitsichtigkeit zahlt sich eben aus!

SAP erlebte jüngst den zweiten tiefen Kurssturz der Ära Klein. Anleger werden dem CEO aber noch dafür danken, dass er nicht nur die kurzfristigen Margen im Blick hat.

Die Leidenszeit der SAP-Aktionäre soll bald ein Ende haben. „Nächstes Jahr, 2024, wird der Gewinn wieder zweistellig. Kurz danach wird auch der Gesamtumsatz wieder zweistellig wachsen“, sagte Firmenchef Christian Klein vergangene Woche bei der „Europe 2024“-Konferenz.

Musik in den Ohren der noch leicht angesäuerten Anleger des Software-Entwicklers. Vor gut zwei Wochen erst haben die Anteilseigner aus Verärgerung über den Ausblick für das laufende Jahr die Aktie auf Talfahrt geschickt. Am Tag der Veröffentlichung der Zahlen verlor der DAX-Titel 6 Prozent.

Zwar prognostizierte das Management eine Wachstumsbeschleunigung der Clouderlöse von 19% im Vorjahr auf 23 bis 26%. Finanzvorstand Luka Mucic stimmte die Aktionäre jedoch auch auf ein niedrigeres Betriebsergebnis (0 bis -5%) sowie einen rückläufigen freien Cash-Flow ein. Dass SAP strategisch zu vorsichtigen Prognosen neigt, ist jedoch bekannt. Exakt dieselben Zielspannen hatte der Software-Entwickler schon für 2021 angegeben, letztlich aber beide Bandbreiten übertroffen.

Cloud macht Erlöse planbarer

Man fühlt sich unweigerlich erinnert an den letzten Crash der SAP-Aktie vor 15 Monaten. Der damals neue CEO Klein hatte eine Neuausrichtung eingeleitet und die Aktionäre mit durchwachsenen Zahlen und nach unter korrigierten Prognosen geschockt.

Kleins erklärtes Ziel ist es seitdem, den derzeit 30-prozentigen Anteil des Cloud-Geschäfts am Konzernumsatz bis 2025 auf über 60 Prozent hochzuschrauben. Die dafür anfallenden Kosten im dreistelligen Millionenbereich gehen freilich zulasten der kurzfristigen Profitabilität. Bis 2024 noch soll die operative Marge um 4 bis 5 Prozent niedriger ausfallen.

Der junge SAP-Chef ist nicht bereit, den langfristigen Erfolg für die kurzlebige Befriedung der Aktionäre zu opfern. Cloud-Computing hat sich in der IT-Branche als Standardmodell durchgesetzt. Geringerer Administrationsaufwand, mehr organisatorische Flexibilität und ortsunabhängige Nutzung: Gerade in Corona-Zeiten, als von einen auf den anderen Tag ganze Belegschaften ins Home Office geschickt wurden, hat sich eine cloudbasierte Steuerung der Geschäftsprozesse als immenser Vorteil erwiesen.

Die Technologie hat somit enormes Wachstumspotenzial für die Zukunft und das Abo-System erleichtert Updates und generiert Vorhersehbarkeit durch monatlich planbare Einnahmen. Auf lange Sicht wird beides an der Börse geschätzt und entsprechend hoch bewertet.

Beschleunigung beim Cloud-Wachstum

Letztes Jahr lief der Umstieg vom klassischen Lizenz-Software auf Cloud-Abonnements jedoch noch holprig. Unter den Kunden hatten überwiegend kleine und mittlere Unternehmen umgerüstet. Längst nicht alle von Ihnen sind bislang glücklich mit den neuen cloudbasierten Produkten. So offenbarte im vergangenen Sommer eine DSAG-Umfrage, dass im deutschsprachigen Raum seit der Umstellung nur 30 Prozent der Betriebe zufrieden waren.

Das Interesse der Großkonzerne ist seitdem jedoch deutlich gestiegen. Und dem Unternehmen zufolge hat sich bei den Cloud-Kunden auch die Zufriedenheit deutlich verbessert. Nun muss SAP für die Wachstumsstory in den kommenden Quartalen Belege liefern. Mit einer tendenziell zu konservativen Prognose sind hat der Konzern gute Voraussetzungen geschaffen, im laufenden Jahr positive Impulse setzen zu können.

Neben der Wandel zur Cloud könnte sich auch die Erweiterung des Produktporfolios in Zukunft bezahlt machen. Um ein zweites Standbein aufzubauen, kündigte SAP zuletzt die Übernahme des US-amerikanischen Fintechs Taulia an. Das Unternehmen hat sich auf Supply-Chain-Finanzierungslösungen spezialisiert und über die vergangenen Jahre ein Netzwerk mit Zulieferern, Großkonzernen und Banking-Partnern aufgebaut. Die Plattform soll als eigenständiges Unternehmen innerhalb des DAX-Konzerns bestehen bleiben.

Bonbon für Anleger

Für jene SAP-Aktionäre, die keine zwei bis drei Jahre auf die Früchte der Maßnahmen warten wollen, hat der Software-Entwickler noch ein Bonbon übrig: Im laufenden Jahr winkt eine ordentliche Dividende. Schon eine Ausschüttung auf Vorjahresniveau von 1,85 Euro entspräche zum aktuellen Kurs einer Rendite von 1,67 Prozent. CFO Mucic stellte jedoch Steigerungen in Aussicht, über die Höhe entscheidet der Aufsichtsrat in diesen Tagen.

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