Liebe Leserin, lieber Leser,
die Aktie von RWE befindet sich weiterhin auf dem absteigenden Ast. Bis vor einer Woche noch auf einem unaufhaltsam scheinenden Höhenflug und mit knapp 40 Euro bewertet, ist die gute Stimmung bei den Papieren des Energiekonzerns seitdem wie verflogen. Rund 36,60 Euro stehen am Mittwochvormittag nur noch auf dem Kurszettel, somit hat die Rwe-Aktie innerhalb von fünf Handelstagen gut neun Prozent an Wert eingebüßt. Die Analysten hatten das so nicht vorhergesehen – und auch nicht, was in Dänemark passiert.
Ørsted zieht Siemens Energy und RWE mit runter
Denn RWE ist einer der großen Player im Bereich der Offshore-Windparks, Anlagen zur Gewinnung grünen Stroms vor den Küsten also. Der dänische Energiekonzern Ørsted ist eine weitere Größe der Branche – und hat Mitte vergangener Woche vor möglichen Wertminderungen auf sein US-Windportfolio in Milliardenhöhe gewarnt. „Nachdem im Juni auf dem Capital Markets Day des Unternehmens die Welt noch in Ordnung schien, erwischt die Ankündigung die Investoren kalt“, heißt es beim Branchendienst IWR.
Als Belastungsfaktoren nannte der dänische Energiekonzern anhaltende Störungen der Lieferkette, ausbleibende Fortschritte bei der Verhandlung von Investitionssteuergutschriften und die Auswirkungen gestiegener Zinssätze, die das US-Portfolio betreffen. Ørsted sei zu dem Schluss gekommen, „dass die Fähigkeit dieser Lieferanten, ihre Zusagen und vertraglich vereinbarten Zeitpläne einzuhalten, immer mehr gefährdet ist“, heißt es bei IWR.
- Die daraus resultierenden Auswirkungen könnten Wertminderungen von bis zu 5 Milliarden DKK (rund 670 Millionen Euro) nach sich ziehen
- „Vorausgesetzt, dass es keine weiteren negativen Entwicklungen in den Lieferketten dieser Projekte gibt.“
Der Kurs der Ørsted-Aktie rauschte daraufhin in die Tiefe – und hat andere Titel mitgerissen. Darunter etwa Siemens Energy und eben RWE.
Analysten mit hohen Kurszielen für RWE
Dabei hatten die Analysten der Aktie von RWE noch im August allesamt eine goldene Zukunft vorausgesagt – und gute Prognosen aufgestellt. Wie man sich irren kann. Am weitesten aus dem Fenster gelehnt hatte sich die US-Investmentbank Goldman Sachs und die Einstufung für RWE nach den jüngsten Quartalszahlen des Konzerns auf „Buy“ mit einem Kursziel von 60 Euro belassen. Stand jetzt müsste sich die RWE-Aktie um mehr als 60 Prozent verbessern.
Analyst Alberto Gandolfi lobte vor knapp einem Monat noch die mit einer niedrigen Verschuldung weiterhin sehr solide Bilanz des Energiekonzerns. „Zudem impliziere die Prognose für die Erzeugung im Wasserstoff-, Biomasse- und Gasgeschäft Potenzial für die Markterwartungen an das Betriebsergebnis von möglicherweise rund einer Milliarde Euro für den Zeitraum 2024 bis 2026“, hieß es. Gegenüber seinen eigenen Annahmen bezifferte der Experte diesen Spielraum immerhin noch auf eine halbe Milliarde Euro. Was er nicht auf dem Schirm hatte, waren offenbar Risiken im Offshore-Segment.
Alle empfahlen die RWE-Aktie zum Kauf
Das ging anderen Experten ganz ähnlich. Deutsche Bank Research etwa konstatierte beim Energieversorger „eine klar positive Entwicklung“, wie Analyst Olly Jeffery in einer Studie schrieb. Die Ankündigung des Vorstands, keine Aktienrückkäufe zu planen, könnte am Markt aber weniger gut ankommen. Er hatte die Einstufung für RWE nach den Zahlen dennoch auf „Buy“ mit einem Kursziel von 52 Euro belassen.
Auch die anderen Analysten sahen vor knapp einem Monat bei den Anteilscheinen von RWE noch reichlich Luft nach oben, darunter die Credit Suisse, die kanadische RBC Capital oder das Analysehaus Jefferies, wie folgende Auflistung zeigt:
- Credit Suisse Group: 52,00€, +41,73%
- RBC Capital: 53,00€, +44,45%
- Jefferies: 50,00€, +36,28%
JPMorgan sieht Kursreaktionen als übertrieben an
Das einzige Institut, das sich nach dem Ørsted-Schock meldete, war die US-Bank JPMorgan. Die negativen Kursreaktionen einiger Versorgerwerte auf die Warnung des dänischen Erneuerbaren-Energien-Anbieters Orsted vor möglichen Wertberichtigungen seien „übertrieben gewesen“, schrieb Analyst Javier Garrido laut Medienberichten in seiner am Freitag vorliegenden Branchenstudie. Unternehmen wie RWE, EDP, SSE und Iberdrola hätten die meisten der Ørsted-spezifischen Probleme im Offshore-Bereich nicht, so die Begründung. Zudem hätten seine „Top-Picks“ Engie und Enel weiterhin beträchtliches Aufwärtspotenzial.
Und daher beließ der JPMorgan-Analyst die Einstufung für RWE weiterhin auf „Overweight“. Ein Kursziel für die Aktie von RWE zu nennen, vermied Garrido allerdings. Dieses lag am 10. August noch bei 53,50 Euro – annähernd 50 Prozent über dem aktuellen Kursstand.
RWE-Aktie liegt weit hinter dem DAX zurück
Die Anleger allerdings schafften Fakten – und verkauften zuletzt reihenweise ihre Anteilscheine des DAX-Mitglieds. Das hatten sie im Übrigen auch ab Mitte Mai bereits einmal getan, als die RWE-Aktie von ihrem Zwischenhoch bei 42,50 Euro binnen weniger Tage bis auf 39 Euro zurückgefallen war. Doch auch die mittelfristige Performance der Anteilscheine lässt zu wünschen übrig.
Während der Leitindex DAX seit September 2022 um gut 20 Prozent zulegte, konnte RWE im zurückliegenden Jahr an der Börse keinerlei Boden gutmachen, im Gegenteil. Auf gut vier Prozent beläuft sich das Minus seitdem. Seit Jahresbeginn hat RWE sogar 12 Prozent an Börsenwert eingebüßt. Dieser wird aktuell auf 27,62 Milliarden Euro taxiert.
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