Die Milchindustrie hat in Deutschland traditionell eine große Bedeutung für die gesamte Wirtschaft, im Speziellen für die Landwirtschaft. Aus dem Grund ist der Milchpreis in erster Linie für Landwirte, Molkereien sowie weitere Akteure der Agrarwirtschaft von Relevanz. Im Jahre 2023 wurden hierzulande knapp Millionen Tonnen Milch produziert. Damit handelt es sich bei Deutschland um den größten Kuhmilchproduzenten innerhalb der EU.
Gemäß Milchgesetz handelt es sich bei der Milch um ein Erzeugnis, welches durch ein oder mehrmaliges Melken von bestimmten Tierarten gewonnen wird. Wir gehen im Beitrag näher auf den Milchmarkt ein und haben insbesondere die aktuellen Milchpreise im Blick und wie sich die Entwicklung in der Vergangenheit gezeigt hat.
Historischer Milchpreis in der Entwicklung
Der Milchpreis ist in der Vergangenheit dadurch gekennzeichnet gewesen, dass Angebot bzw. Nachfrage zum Teil deutlich geschwankt haben und der Preis entsprechend größeren Veränderungen unterlegen war. Dafür waren unter anderem die Stützung des Milchpreises durch die EU, aber auch das Ende der sogenannten europäischen Milchquote verantwortlich. Insbesondere am Binnenmarkt gab es auch deshalb größere Ausschläge beim Milchpreis, von denen sowohl Landwirte als auch Molkereien sowie Verbraucher betroffen waren. Schauen wir uns den Preis für erzeugte Kuhmilch für die vergangenen zehn Jahre an, ergeben sich folgende Daten:
- Ende 2014: ca. 28 Cent (pro Kilogramm)
- Ende 2019: ca. 35 Cent
- Ende 2021: ca. 40 Cent
- Ende 2023: ca. 44 Cent
Wo liegt der aktuelle Milchpreis?
Neben dem historischen Milchpreis ist für einen Landwirt vor allem der aktuelle Milchpreis von Relevanz, ebenso für weitere Akteure der Agrarwirtschaft, zu denen selbstverständlich auch die jeweilige Molkerei zählt. Gesicherte und relativ aktuelle Daten für den Milchpreis stammen aus Oktober 2024. Zu diesem Zeitpunkt belief sich der Milchpreis auf ca. 52,7 Cent. Das ist der Preis, den ein Landwirt für konventionelle Milch seitens der Molkerei erhielt. Ob der Milchpreis in 2025 steigen oder fallen wird, wird wie so oft von mehreren Faktoren abhängig sein.
Einflussfaktoren auf den Milchpreis
Wichtig zu beachten ist, dass beim Milchpreis zwischen dem sogenannten Erzeugerpreis sowie dem Preis differenziert wird, der vom Verbraucher zu zahlen ist. Mit dem Erzeugerpreis ist der Milchpreis gemeint, den eine Molkerei an den Erzeuger der Milch, also den Landwirt, zahlt. Demgegenüber handelt es sich beim Verbraucherpreis um den Preis, den Konsumenten (Endverbraucher) zum Beispiel für einen Liter Milch zahlen, die konventionell hergestellt wurde. Bio-Milch hingegen ist in der Regel etwas teurer.
Sowohl die Milchpreise für Landwirte als auch die von Molkereien sowie für Endverbraucher sind von mehreren Faktoren abhängig, die wiederum Angebot und Nachfrage beeinflussen. Im Überblick sind das vor allem:
- Politische Entscheidungen
- Handelsvereinbarungen zwischen einzelnen Ländern
- Fett- und Eiweißgehalt der Milch
- Lebensmitteleinzelhandel
- Haltungsmanagement der Kühe
Internationale Marktbedingungen
Ob der Milchpreis hoch und damit für Endverbraucher teuer ist, ist auch von den internationalen Marktbedingungen abhängig. Das betrifft sowohl die Milcherzeuger als auch das Milcherzeugnis als solche, denn aus erzeugter Milch werden noch viele weitere Produkte hergestellt. Die internationalen Marktbedingungen wiederum werden in nicht geringem Umfang von der EU beeinflusst, welche die Möglichkeit hat, die Milchwirtschaft zu unterstützen. Dieses Thema sorgt in manchen Kreisen für zum Teil heftige Kritik, weil so in den (freien) Markt eingegriffen wird.
Produktionskosten für Landwirte
Ebenfalls Einfluss auf den Milchpreis, den insbesondere Molkereien an den Landwirt zahlen müssen, können die Produktionskosten der Erzeuger haben. Das wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass die sogenannten sozialverträglichen Kosten innerhalb der Produktion von Milch ungefähr zwischen 40 und 50 Cent je Liter liegen. Solche Preise brauchen Landwirte, um zum Beispiel konventionelle Milch unter Berücksichtigung des Tierwohls erzeugen zu können. Steigen die Produktionskosten hingegen deutlich, ist das ein möglicher Grund, dass der Preis für konventionelle Milch und auch der von Bio-Milch ansteigt. Knapp ist Milch allerdings selten, sodass das Angebot auch in der Vergangenheit relativ stabil gewesen ist.
Bedeutung der Milchpreise für Landwirte und Molkereien
Sowohl für Landwirte und ihre Mitarbeiter als auch Molkereien hat der Milchpreis naturgemäß eine enorme Bedeutung. Insbesondere Landwirte, die sich auf die Viehwirtschaft spezialisiert und konzentriert haben, sind wirtschaftlich von der Milchproduktion enorm abhängig. Somit sichert ein „vernünftiger“ Milchpreis zum Teil die Existenz der Landwirte, was in der Vergangenheit öfter Inhalt von Demonstrationen gewesen ist.
Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Planung
Unter anderem hat der Milchpreis für die Landwirte eine Auswirkung auf deren landwirtschaftliche Planung. Ist der von der Molkerei gezahlte Preis aus Sicht der Erzeuger zu gering, müssen zum Teil alternative Einnahmequellen gesucht werden. Das erfordert eine Umplanung bei den Milcherzeugern, sodass der Milchpreis an der Stelle von großer Relevanz ist.
Entscheidung der Molkereien basierend auf Preisentwicklungen
Befindet sich der Milchpreis aus Sicht der Landwirte auf einem soliden Niveau und gibt es gute Aussichten auf einen zumindest stabilen Preis, hängen davon Entscheidungen auf beiden Seiten ab. Die Molkerei erhöht unter Umständen ihre Preise für Milch, die sie an die Supermärkte und damit an die Endverbraucher verkauft.
Welche Produkte werden aus Rohmilch hergestellt?
In der überwiegenden Mehrheit werden Milchprodukte am Markt, wie zum Beispiel Käse, aus pasteurisierter Milch hergestellt. Auf der anderen Seite gibt es ebenfalls Milchprodukte, deren Herstellung und Verwendung auf Rohmilch basiert. Das sind vor allem einige Käsesorten, wie zum Beispiel:
- Camembert
- Feta
- Limburger
- Tilsiter
- Allgäuer Bergkäse
- Allgäuer Emmentaler
Zukunftsaussichten und strategische Entscheidungen
Für Landwirte und Molkereien ist es wichtig, eine gewisse Preisstabilität zu haben. Gibt es einen zu hohen oder niedrigen Preis für Milch, kann das für ein gewisses Ungleichgewicht sorgen. Aus dem Grund werden heutzutage innovative Ansätze zur Preisstabilisierung genutzt. Das betrifft zum Beispiel die Absicherung gegen fallende Milchpreise, die an den Terminbörsen zum Teil durch Optionen und Futures erfolgt.
Perspektiven für die Milchindustrie in Deutschland
Wie sich der Milchmarkt und damit auch der Milchpreis in Deutschland entwickeln werden, ist in hohem Maße von politischen Entscheidungen abhängig. Zu diesem Ergebnis kommt unter anderem eine Studie über die „Perspektiven der Milchproduktion und -verarbeitung in Deutschland bis 2030“.
Häufig gestellte Fragen zum Milchpreis
Was kostet ein Liter Milch heute?
Für Endverbraucher kostet ein Liter konventionelle Milch momentan (Ende 2024) im Durchschnitt zwischen 1,05 und 1,15 Euro in den Supermärkten.
Wie hoch ist der Milchpreis für Landwirte?
Der Milchpreis für Landwirte liegt etwa halb so hoch wie der für Endverbraucher. Er beläuft sich Ende 2024 auf knapp 53 Cent pro Liter.
Welche Länder sind die größten Milchproduzenten?
Innerhalb der EU sind Deutschland, Frankreich und Polen die wichtigsten Erzeugerländer von Milch. Weltweit betrachtet ist Indien mit Abstand der größte Produzent von Milch, denn der Anteil liegt bei etwa einem Viertel der globalen Gesamtproduktion. Neuseeland, die USA und die Niederlande zählen ebenfalls zu den größten Milchproduzenten.
Welche Unternehmen gehören zu den größten Molkereien weltweit?
Gemessen an ihrem Milchumsatz in Milliarden Euro aus dem Jahr 2022 zählen folgende Firmen zu den größten Molkereiunternehmen weltweit:
- Lactalis
- Dairy Farmers of America
- Nestle
- Danone
- Yill