Millionen Tonnen an alten Plastikprodukten landen in Deutschland jedes Jahr im Müllcontainer. Doch die Abfälle werden nicht nur innerhalb der Grenzen der Bundesrepublik entsorgt und verwertet. Eine beträchtliche Menge wird auch ins Ausland exportiert – etwa nach Südostasien.
In Ländern wie Vietnam, Malaysia oder Indonesien soll der Plastikmüll dann im Sinne der Kreislaufwirtschaft zum Beispiel zu Polyester weiterverarbeitet werden. Doch Umweltschützer kritisieren die Abfall-Exporte scharf. Denn: Eine Nachverfolgung, was tatsächlich mit dem Plastikmüll in diesen Ländern geschieht, gibt es oftmals nicht.
Die Kritiker befürchten deshalb, dass die Abfälle dort schlicht zu Müllbergen heranwachsen oder einfach verbrannt werden, zu Lasten der Umwelt. Deutschland und andere westliche Länder würden somit ihre Abfallprobleme einfach an schwächere Staaten outsourcen, monieren die Umweltschützer.
EU etabliert Handelsschranken
Ein Problem, das auch in Brüssel immer mehr Beachtung findet: Ab dem 1. Januar gelten in der EU strengere Regularien für die Ausfuhr von Plastikabfällen. Konkret dürfen nicht sortierte und verschmutzte Plastikgemische, die nicht ohne Weiteres recycelbar sind, nicht mehr von EU-Staaten exportiert werden. Bei solchen Gemischen sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie in Importstaaten illegal in die Umwelt geraten, so die Begründung aus Brüssel.
Gut sortierte und saubere Kunststoffreste dürfen hingegen weiterhin unter staatlicher Aufsicht an Abnehmer geliefert werden. In diesem Falle handle es sich um einen wertvollen Rohstoff, der keinen Anreiz für eine unfachmännische Entsorgung gebe, betont die EU-Kommission.
Umweltschützern geht das freilich nicht weit genug. So fordert etwa Greenpeace ein generelles Verbot solcher Abfall-Ausfuhren. Die westlichen Länder sollten sich ihrer Verantwortung besinnen und das eigene Recycling stärker forcieren, verlangt die Naturschutzorganisation.
Deutschlands Plastikmüll-Export 2020 rückläufig
Tatsächlich hat der Export aus Deutschland im vergangenen Jahr abgenommen, wie nun aus einer Mitteilung des zuständigen Bundesverbands BDE hervorgeht. Laut einer Schätzung des Verbands hat Deutschland 2020 rund 986.000 Tonnen Plastikmüll exportiert. Das sind 10 Prozent weniger als noch im Vorjahr.
Nach BDE-Angaben wurde somit etwa ein Sechstel der hierzulande angehäuften Plastikabfälle ins Ausland geschickt. Zum Grund des Rückgangs äußerte sich der Verband übrigens nicht. Experten führen die geringeren Exporte unter anderem auf die Corona-Krise zurück, die die internationalen Lieferketten beeinträchtigt hat. Aber auch strengere Importhürden in Asien könnten ihren Teil zum Rückgang beigetragen haben.
Und wohin liefert Deutschland seinen Müll? Hauptabnehmer war auch 2020 Malaysia, gefolgt von den Niederlanden und der Türkei. Andere Abnehmer waren zum Beispiel Indonesien und Hongkong, aber auch Österreich und Polen.
Deutlich wird: Die Bunderepublik beliefert nicht nur Entwicklungs- und Schwellenländer mit ihrem Plastikmüll. Gerade in Österreich, den Niederlanden und Polen dürfte es wesentlich wahrscheinlicher sein, dass die deutschen Kunststoffabfälle fachgerechter genutzt bzw. recycelt werden. Gleichzeitig sind die Mengen, die jedes Jahr etwa in Malaysia oder Indonesien landen, nicht zu unterschätzen.
Übrigens: Deutschland gibt nicht nur Plastikabfälle ab, sondern nimmt auch den Schrott anderer Länder auf. Nach Schätzungen des BDE importierte die Bundesrepublik 2020 rund 479.000 Tonnen Kunststoffmüll. Das Importvolumen ist somit immerhin etwa halb so groß wie das der Exporte.