Die Raffinerien in den USA sind derzeit am Rande ihrer Verarbeitungskapazität. So meint der Rohstoffexperte Javier Blas, dass der Auslastungsgrad der US-amerikanischen Raffinerien am Golf von Mexiko derzeit 97,4 Prozent beträgt. Das ist immerhin die höchste Auslastung seit 30 Jahren. Die steigende Nachfrage nach Benzin paart sich mit den sinkenden Vorräten. Dies begünstigt einen steigenden Ölpreis – wo soll der Ölpreis nur in 10 Jahren stehen?
Wo wird der Ölpreis in 10 Jahren stehen? Diese Frage an sich ist nur schwierig zu beantworten. Denn die Bewertung und Prognostizierung von Börsenkursen auf so lange Sicht ist äußerst komplex. Gesichert kann ohnehin kaum jemand aussagen, wo der Ölpreis in 10 Jahren stehen wird. Um der Frage an sich überhaupt nachzugehen, bedienen wir uns einer Vereinfachung: Wird der Ölpreis in 10 Jahren höher oder niedriger als heute liegen?
Rohöl – eine sichere Anlageform
Mit dieser Frage kann leichter gearbeitet werden. Wie bei allen Anlageformen unterliegt auch Rohöl einer gewissen Preisschwankung. Diese Schwankung ist von vielen Faktoren abhängig. In Zeiten einer Krise, wie des Krieges Russlands in der Ukraine, sehen wir unter anderem einen Anstieg des Ölpreises. Denn die Einfuhr von russischem Erdöl könnte sanktioniert werden, oder ein Ausfuhrstopp von russischer Seite wäre möglich. Dadurch, dass so die Nachfrage nach Rohöl bei anderen Industriestaaten wächst, steigt auch der Ölpreis. Bei den Energiekrisen kommt auch Erdgas ins Spiel – lesen Sie dazu gerne: Erdgas: Der Erdgaspreis in 10 Jahren
Rohöl ist außerdem deutlich wertbeständiger als Papiergeld und wird zumindest in den nächsten Jahren im Wert wahrscheinlich nur noch weiter ansteigen. Denn die Annahme, dass Papiergeld einen dauerhaften, konstanten Wert besitze, ist nichts als eine Illusion. Sehen wir doch nur den Verlauf des Wertes mancher Währungen an (z.B. Türkische Lira oder venezolanischer Bolívar). Aber auch das wohl populärste Währungspaar im Forexhandel, EUR/USD, unterliegt massiven Wertschwankungen.
Rohöl wertbeständiger als Papiergeld?
Auch in der Finanzkrise 2008 zeigte sich Rohöl als gute, sichere und wertbeständige Anlagemöglichkeit. Während vieles an Wert verlor, stieg die Rohölsorte Brent am 11. Juli 2008 auf ihr Rekordhoch von 147,40 USD. Ende des Jahres 2008 fiel Brent zwar unter 50 USD und im Jahr 2016, nach einem rasanten Aufstieg zwischen 2009 und 2011, sogar unter 40 USD, aber ist heute wieder bei einem Wert von über 125 USD angelangt und zeigt so, dass in den letzten Jahren durchaus ein deutlicher Anstieg zu erkennen ist.
Dieser stetige Wertgewinn ist für Anleger das überzeugende Argument für Investitionen in Rohöl. Ganz einfach zum Schutz vor Inflation und Wertverlust des Geldes. Der Preisverfall nach der Finanzkrise von 2008 ist hierbei logisch zu erklären: Die Sorge vor einer Nachfrageschwäche aufgrund der globalen Finanzkrise war hoch, es gab schlechte Konjunkturnachrichten und dies sorgte für einen Nachfragerückgang nach Ölprodukten.
Ist Rohöl also eine Art „Krisenwährung“?
Ja, Rohöl ist eine Krisenwährung. Es wird nicht umsonst als schwarzes Gold (Der Goldpreis in 10 Jahren) bezeichnet. Wie wir in den letzten Jahren und auch in der momentanen Situation sehen, sorgen Krisen meistens für starken einen Anstieg des Ölpreises, aber auch wenn dies nicht der Fall wäre, würde eine Krise nie für den kompletten Zusammenfall des Ölwertes sorgen. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass Rohöl die Energiequelle ist, die die Welt antreibt. Die überwiegende Mehrheit der Fahrzeuge und auch Schiffe oder Flugzeuge nutzen Rohöl, um sich fortzubewegen.
Dies wird trotz Alternativlösungen wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren so bleiben und keine Krise wird daran etwas ändern können. In den letzten Jahrzehnten war Rohöl eine der profitabelsten Investitionen auf den Rohstoffmärkten. Der Blick zurück in die 70er-Jahre zeigt auf, Rohöl kostete dort unter nicht einmal 4,00 USD. Aus heutiger Sicht muss ich ein ganzes Stück tiefer in die Tasche greifen.
Erdöl wird für die Herstellung von Kunststoffen und anderen synthetischen Produkten verwendet, die auch im Falle einer weltweiten Krise weiterhin vonnöten sind. Erst recht in Schwellenländern wie China oder Indien wird man diese Stoffe aufgrund der riesigen Bevölkerungszahlen auch in Zukunft in rauen Mengen benötigen. Somit wird Rohöl zumindest in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten seinen Wert nie ganz verlieren und der Ölpreis wahrscheinlich eher oben bleiben
Vor- und Nachteile
Natürlich hat Rohöl bei all seinen Vorteilen auch Nachteile. Am wichtigsten ist hierbei die Verschmutzung, die es verursacht. Der gesunde Menschenverstand drängt uns dazu, unseren Ölverbrauch in den nächsten Jahren so weit es geht zu reduzieren und so die globale Erwärmung zu stoppen oder zumindest zu verlangsamen.
Am Ende lässt sich zusammenfassen, dass es sich bei Rohöl um eine relativ sichere Anlageform handelt. Rohöl hat seinen Wert nie ganz verloren und wird dies auch in den nächsten Jahren nicht tun, auch wenn unser gesunder Menschenverstand uns von dem Investieren in Rohöl und dem hohen Ölverbrauch abhalten will. Vor allem in Krisenzeiten lässt sich ein starker Anstieg des Ölpreises erkennen, auf den zwar oft ein Preiseinbruch folgt, der aber nicht von langer Dauer ist und sich schnell wieder erholt.
Wie kaufe ich als Privatanleger Rohöl?
Um vom steigenden Ölpreis zu profitieren, kann neben Rohstoff-Zertifikaten, Eschange Traded Commodities (ETCs), Branchen-ETFs und CFDs auch klassisch in Gesellschaften investiert werden, die sich auf die Exploration und den Vertrieb von Erdöl, also das Upstream- und Downstream-Geschäft, konzentrieren.
Der Vorteil für den Anleger in Rohöl-Aktien, anstatt in Rohstoff-Zertifikate zu investieren, liegt bei dem Profit von den langfristigen Perspektiven der Unternehmen wie ExxonMobil, Royal Dutch Shell, BP, Chevron oder TOTAL und den im Verhältnis zum Gesamtmarkt meist üppigen Dividendenausschüttungen. Andererseits profitieren die Aktien der großen Mineralölkonzerne nicht 1:1 von einem steigenden Ölpreis.
Im Bereich der ETFs für Rohöl fällt der Blick beispielsweise auf den von Blackrock aufgelegten iShares MSCI World Energy Sector UCITS ETF. Dabei setzt der Energie-ETF auf eine möglichst genaue Nachbildung des Referenzindizes, den MSCI World Energy Index. Auch ist der Amundi STOXX EUROPE 600 OIL & GAS UCITS ETF zu nennen. Der ETF beinhaltet neben Öl- auch Gasunternehmen. Der Index wurde bereits 2006 aufgelegt und bildet den STOXX Europe 600 Oil & Gas (Net Return) EUR ab. So könnte man die Entwwicklung vom Ölpreis nacbilden.
Wo steht denn nun der Ölpreis in 10 Jahren?
Wo der Ölpreis in 10 Jahren steht, ist rein preislich nur sehr schwer zu prognostizieren. Allgemein sind Prognosen über solch lange Zeiträume nur sehr schwer abzugeben und kommen zudem mit einer erheblichen Portion Spekulation daher. Ob der Preis für Rohöl höher oder niedriger als heute liegt jedoch, das kann zumindest vom heutigen Zeitpunkt, und unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte, abgeleitet werden.
Durch den hohen Stellenwert des Öls für unsere Industrie und für unser Transportwesen ist nicht von einem Preisabfall auszugehen. Selbst wenn die Nachfrage aus dem Transportsektor sinkt, wird der Ölpreis hoch bleiben, weil es vermehrt für die Kunststoffproduktion benötigt wird und hier ist schlichtweg noch keine brauchbare Alternative gefunden worden. Auch im Flugverkehr oder in der Schifffahrt fehlt eine Alternative zum Rohöl. So wird auch bei einer geringeren Zahl an Benzinfahrzeugen im Straßenverkehr der Ölverbrauch im Transportwesen hoch bleiben.
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