Rigetti Computing: Quanten-Revolution oder Rohrkrepierer?

Hohe Verluste, langsames Wachstum und starke Konkurrenz – doch Rigetti setzt auf eigene Technologie. Ist die Aktie eine Spekulationschance oder ein riskanter Deal?

Auf einen Blick:
  • Umsatzrückgang und hohe Verluste belasten das Unternehmen
  • Eigene Chipfertigung und Multi-Chip-Strategie als mögliche Vorteile
  • Extrem hohe Bewertung trotz ungewisser Zukunft

Quantencomputer gelten als Schlüsseltechnologie der Zukunft, doch der Weg zur kommerziellen Nutzung ist lang und teuer. Rigetti Computing gehört zu den Herausforderern in diesem Rennen und setzt auf eine eigene Chip-Fabrik sowie ein innovatives Multi-Chip-Design. Trotzdem bleibt das Unternehmen finanziell angeschlagen und kämpft mit hohen Verlusten. Wo steht Rigetti wirklich – und ist die Aktie eine Chance oder ein riskantes Experiment?

Herausforderung: Marktführer setzen das Tempo

Rigetti entwickelt Quantenprozessoren auf Basis supraleitender Qubits – ähnlich wie IBM und Google. Diese Technologie hat Potenzial, doch die Konkurrenz ist stark. Während IBM bereits ein 433-Qubit-System betreibt, arbeitet Rigetti noch an einer 336-Qubit-Version. Zudem überzeugt der Wettbewerber IonQ mit längeren Qubit-Laufzeiten, was die Fehlerquote senkt.

Rigettis Vorteil könnte in der Multi-Chip-Architektur liegen. Durch das Verknüpfen kleinerer Chips sollen Skalierungsprobleme überwunden werden. Zudem besitzt das Unternehmen mit Fab-1 eine eigene Quantenchip-Fertigung, was langfristig Kosteneinsparungen ermöglichen könnte. Im Gegensatz dazu sind viele Konkurrenten auf externe Zulieferer angewiesen.

Trotz dieser Ansätze hat Rigetti bislang keinen praktischen Quantenvorteil demonstrieren können. Während Google und IBM bereits komplexe Berechnungen ausgeführt haben, fehlt bei Rigetti der Nachweis einer realen Überlegenheit gegenüber klassischen Computern.

Wachsende Verluste und langsames Umsatzwachstum

Finanziell steht Rigetti vor einer großen Herausforderung. Im Geschäftsjahr 2024 sanken die Erlöse um 10 % auf 10,8 Millionen Dollar, während der Quartalsumsatz im vierten Quartal um 32 % zurückging. Die Entwicklung zeigt, dass das Unternehmen derzeit noch weit von nachhaltigem Wachstum entfernt ist.

Gleichzeitig bleibt die Firma tief in den roten Zahlen. Der operative Verlust betrug 68,5 Millionen Dollar und resultiert vor allem aus hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Die Kosten in diesem Bereich beliefen sich 2024 auf knapp 50 Millionen Dollar, was mehr als das Vierfache des Umsatzes ausmacht. Zwar hat das Unternehmen durch Sparmaßnahmen die Verwaltungskosten um 12 % gesenkt, doch die Ausgaben bleiben insgesamt hoch.

Ein Lichtblick: Rigetti besitzt 192 Millionen Dollar liquide Mittel, was laut Berechnungen eine Finanzierungsreichweite von etwa drei Jahren bietet. Allerdings könnte das Unternehmen in Zukunft gezwungen sein, neue Aktien auszugeben, um weiteres Kapital zu beschaffen – was bestehende Investoren verwässern würde.

Rigetti Computing Aktie Chart

Bewertung auf einem extrem hohen Niveau

Mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 229 ist Rigetti aktuell hoch bewertet – weit über Branchenschnitt. Selbst im Vergleich mit IonQ, das mit 108 ebenfalls ambitioniert bepreist ist, wirkt die Bewertung überzogen.

Sollte Rigetti bis 2026 den Umsatz auf 30 bis 40 Millionen Dollar steigern, könnte der Aktienkurs je nach Bewertung zwischen 6 und 25 Dollar liegen. Aktuell liegt er bei 11,22 USD. Damit ergibt sich zwar ein mögliches Kurspotenzial von bis zu +123 %, doch ebenso eine erhebliche Abwärtsgefahr.

Fazit: Ein risikoreicher Technologie-Wettlauf

Rigetti befindet sich an einem kritischen Punkt. Die eigene Fertigung und Multi-Chip-Technologie bieten langfristige Chancen, doch die operative und finanzielle Lage bleibt angespannt. Wer hier investiert, setzt auf eine hochspekulative Zukunftswette, bei der sich Erfolg oder Scheitern erst in einigen Jahren zeigen wird.

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