Liebe Leserin, lieber Leser,
noch Anfang des Monats sah es nicht danach aus, als könnte die Aktie von Rheinmetall an ihren historischen Höchststand vom 24. Oktober von mehr als 500 Euro so schnell wieder anknüpfen. Bis auf 468 Euro waren die Papiere am 4. November zurückgefallen. Doch spätestens seit den überzeugenden Quartalszahlen des Rüstungskonzerns drei Tage darauf, kennt die Rheinmetall-Aktie nur noch den Weg nach oben. Im Laufe des Dienstags war es dann soweit: Erstmals durchbrach sie die Marke von 600 Euro, bildete bei 610 Euro ein neues Allzeit aus, bevor es wieder etwas zurückging. Mehrere Neuaufträge wecken offenbar ganz neue Kursphantasien.
Rheinmetall rechnet weiter mit starkem Wachstum
Rheinmetall hatte bereits im dritten Quartal einmal mehr vom Rüstungsboom angesichts des Ukraine-Krieges profitiert. „Wir erleben ein Wachstum, wie wir es im Konzern noch nie hatten“, ließ Konzernchef Armin Papperger vor knapp zwei Wochen wissen. Deshalb hob das Unternehmen das Profitabilitätsziel für das Gesamtjahr 2024 erneut leicht an. Trotz einiger Verzögerungen beim Bestelleingang habe Rheinmetall mit rund 52 Milliarden Euro ein so großes Auftragspolster wie nie, hieß es.
Doch Deutschlands größter Rüstungskonzern erwartet auch mittelfristig starkes Wachstum. Der Umsatz soll bis 2027 auf rund 20 Milliarden Euro steigen, teilte der der Dax-Konzern laut dpa am Dienstag anlässlich eines Kapitalmarkttags in Rom mit. „Die operative Marge dürfte bis dahin bei rund 18 Prozent liegen“, heißt es bei der Börsenzeitung. Und weiter: „Zuletzt wollte Rheinmetall die Marge bis 2026 auf lediglich mehr als 15 Prozent und den Umsatz im besten Fall auf bis zu 14 Milliarden Euro treiben.“ Zur Einordnung:
- 2023 hatte Rheinmetall knapp 7,2 Milliarden Euro erlöst und eine operative Marge von 12,8 Prozent ausgewiesen.
- Wegen der hohen Nachfrage nach Rüstungsgütern kann sich Rheinmetall allerdings vor Aufträgen „derzeit kaum retten“
Tatsächlich sind seit dem Quartalsbericht zwei weitere Großbestellungen eingegangen, die erste hatte ausnahmsweise nichts mit Rüstungsbemühungen zu tun.
Spülluftpumpen für die deutschen Autobauer
Ein namhafter deutscher Automobilhersteller, der ungenannt blieb, habe Rheinmetall mit der Lieferung elektrischer Spülluftpumpen mit einem Auftragswert im niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich beauftragt, hieß es vor einer Woche. Der Konzern hatte das Produkt für den Einsatz im Bereich der Sensorreinigung nach eigenen Angaben weiterentwickelt. „Die relevanten Modelle des Herstellers sollen auf dem nordamerikanischen bzw. europäischen Markt im Bereich autonomes Fahren eingesetzt werden“, so die Mitteilung. Die bestellten Produkte sollen im Werk der Konzerntochter Pierburg in Kunshan, China, hergestellt werden. Zwei weitere Nominierungen werden laut Rheinmetall innerhalb des kommenden halben Jahres erwartet.
„Mit der Weiterentwicklung des Produkts gelingt nicht nur eine wichtige Ausweitung des Anwendungsbereichs der elektrischen Spülluftpumpe von Rheinmetall“, heißt es. Mit der Verwendung des Produkts im Zukunftsmarkt des autonomen Fahrens, hinter dem sich ein komplexes System aus hochpräzisen Sensoren verberge, stelle man zudem „seine Fähigkeit zur Entwicklung zukunftsweisender Produkte und seine innovative Stärke unter Beweis“.
Rheinmetall liefert 85 Bergefahrzeuge nach Kanada
Es war nicht die einzige gute Nachricht aus Düsseldorf, kurz darauf vermeldete das Unternehmen, dass die kanadische Regierung Rheinmetall im Rahmen des Enhanced Recovery Capability (ERC)-Projekts einen Großauftrag zur Lieferung von 85 schweren Bergefahrzeugen an die kanadischen Streitkräfte erteilt habe. Der Kaufvertrag im Wert von umgerechnet rund 215 Millionen Euro hat demnach eine Laufzeit von fünf Jahren und umfasst Fahrzeuge, Bergeausstattungen und weitere Modifikationen. Die ersten Lieferungen sollen im Jahr 2027 erfolgen.
Rheinmetall wurde laut Mitteilung außerdem ein ergänzender mehrjähriger In-Service-Support-Vertrag über rund 20 Millionen Euro erteilt. Rheinmetall Canada werde als Hauptauftragnehmer die bestehende Bergefahrzeugflotte der kanadischen Streitkräfte durch 85 HX 8×8-Fahrzeuge ersetzen, hieß es.
Kursziele zum Teil schon überschritten
Das alles hat die Rheinmetall-Aktie in den vergangenen Wochen weiter angetrieben. Wenngleich sie das Rekordhoch nicht ganz halten konnte, in Frankfurt am Mittwoch im frühen Handel wieder auf 599 Euro zurückfiel, haben sich die Papiere somit innerhalb eines Monats noch immer um rund ein Viertel im Wert gesteigert. Seit November 2023 hat der Konzern seinen Börsenwert sogar mehr als verdoppelt.
Die Entwicklung hat so manchen Analysten in ihrer Dynamik offensichtlich überrascht. Das zeigen die Kursziele, die laut finanzen.net direkt nach den Quartalszahlen aufgerufen wurden – und zum Teil bereits jetzt überschritten sind:
- UBS: 570 Euro, -5,8 Prozent
- JPMorgan: 680 Euro, +12,4 Prozent
- Deutsche Bank: 550 Euro, -9,1 Prozent
- Berenberg-Bank: 655 Euro, +8,2 Prozent
JPMorgan sieht in Rheinmetall „einen Gewinner“
Bemerkenswert war die Begründung von JPMorgan-Analyst David Perry für sein hohes Kursziel vor knapp zwei Wochen: Kurzfristig sehe er bei den Düsseldorfern demnach „mehr Unsicherheit als bei anderen europäischen Rüstungskonzernen“ – durch einen möglichen Ukraine-Waffenstillstand unter Donald Trump genauso wie durch geplatzte Regierungskoalition in Deutschland. Langfristig aber hält Perry Rheinmetall „weiter für einen Gewinner mit vielen Jahren guter Aussichten“. Die Märkte folgten bislang dieser Einschätzung.
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