ProSiebenSat.1-Aktie: Nach den Zahlen – BlackRock dürfte sich die Hände reiben!

Die ProSiebenSat.1-Aktie bricht am Freitag zeitweise um mehr als 20 Prozent ein und erreicht ein neues Tief im Jahr 2023. Grund sind die Zahlen für 2022.

Auf einen Blick:
  • ProSiebenSat.1-Aktie bricht nach Zahlen zeitweise um mehr als 20% ein
  • Aktie fällt auf den tiefsten Stand seit Dezember
  • Zahlen und Ausblick sowie Dividendenkürzung belasten

Die ProSiebenSat.1-Aktie ist in der vergangenen Woche auf ein Hoch bei 10,230 Euro geklettert und erreichte damit den höchsten Stand seit Juni letzten Jahres. Der Ausbruch über die 10,00-Euro-Marke wurde dagegen verpasst. Am Freitag bricht der Kurs in der Spitze um mehr als 2020 Prozent ein und erreicht ein neues Tief im Jahr 2024 bei 7,920 Euro. Grund für den Kurssturz sind die Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr und eine deutliche Senkung der Dividende.

Die ProSiebenSat.1 Media SE (WKN: PSM777) ist ein börsennotiertes deutsches Medienunternehmen mit Sitz in Unterföhring bei München. Das Unternehmen entstand aus dem Zusammenschluss der ProSieben Media AG und der Sat.1 Satelliten Fernsehen GmbH im Jahr 2000. Es vereint die Free-TV-Sender von ProSieben, Kabel 1, Sat.1, sixx, kabel eins, ProSieben Maxx, Sat.1 Gold und kabel eins Doku sowie die Pay-TV-Sender Kabel eins Classics, Sat.1 emotions und ProSieben Fun unter einem Dach. Daneben betreibt das Unternehmen auch die Streaming-Plattform Joyn.

ProSiebenSat.1 erzielt Umsatz von 4,16 Milliarden Euro

Seit dem Abstieg aus dem deutschen Leitindex im März 2018 ist das Unternehmen im Index der mittelgroßen deutschen Werte MDAX gelistet. Im Jahr 2022 erzielte die ProSiebenSat.1 Media SE mit weltweit rund 7.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 4,16 Milliarden Euro. Der Jahresabschluss für das abgelaufene Geschäftsjahr musste mit Blick auf regulatorische Fragen im Zusammenhang mit dem Geschäft der Gutschein-Tochter Jochen Schweizer mydays (Teil des Segments Commerce & Ventures) verschoben werden und wurde erst am Donnerstagabend vorgelegt.

Damit kam das Unternehmen einem vorübergehenden Ausscheiden aus dem MDAX voraus. Bei den regulatorischen Unstimmigkeiten ging es um die Frage, inwieweit Teile der Geschäftstätigkeit von Jochen Schweizer und mydays unter das sogenannte Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz (ZAG) fallen.

Produktangebot wurde im März angepasst

Im Rahmen des Jahresabschlusses wurde bekannt gegeben, dass das Produktangebot im März angepasst wurde und nun ohne Erlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) weiter betrieben werden könne. Um die vor der Anpassung ausgegebenen Gutscheinprodukte abzuwickeln, die laut dem ZAG einer Zustimmung durch die Finanzaufsicht bedurften, werden derzeit Details mit der BaFin abgestimmt.

Zudem teilte der Fernsehkonzern mit, dass derzeit eine unabhängige interne Untersuchung laufe, um etwaiges Fehlverhalten zu ermitteln. Ferner habe auch die Staatsanwaltschaft München I einen Beobachtungsvorgang eingeleitet. Die finanziellen Belastungen durch die behördlichen Untersuchungen seien noch nicht abzuschätzen, könnten aber erheblich sein, so Pro7.

Deutlicher Umsatz- und Ergebnisrückgang in 2022

Die Zahlen zum abgelaufenen Jahr zeigen einen deutlichen Umsatz und Gewinnrückgang. Aufgrund des mauen Werbegeschäfts sanken die Umsätze um 7,4 Prozent auf 4,16 Milliarden Euro. Der bereinigte operative Gewinn (EBITDA) brach um fast 20 Prozent auf 678 Millionen Euro ein. Und auch in diesem Jahr wird es kaum besser laufen. Der Vorstand kalkuliert mit Umsätzen von 4,1 Milliarden Euro plus minus 150 Millionen Euro. Beim bereinigten EBITDA geht man von einem weiteren Rückgang auf etwa 600 Millionen plus minus 50 Millionen Euro aus.

Was den Anlegern ebenfalls schwer missfallen dürfte, ist die deutliche Dividendenkürzung. Vorstand und Aufsichtsrat werden der Hauptversammlung eine Dividende in Höhe von 0,05 Euro je Aktie vorschlagen. Im vergangenen Jahr lag diese noch bei 0,80 Euro je Aktie. Einer der Gründe ist, dass der Verschuldungsgrad des Unternehmens Ende 2024 über dem oberen Ende der angestrebten Zielspanne liegen werde. Hinzu kämen erforderliche Investitionen in das operative Geschäft.

Pro7 trennt sich mit sofortiger Wirkung vom Finanzchef

Einziger Lichtblick für die geschundene Anlegerseele dürfte sein, dass sich die Gesellschaft mit sofortiger Wirkung von Finanzchef Ralf Gierig trennt. Seinen Posten soll zum 01. Mai Martin Mildner übernehmen, der zuletzt Finanzvorstand bei United Internet war.

Durch die Bilanzverschiebung konnte auch der Termin für die ordentliche Hauptversammlung nicht eingehalten werden, der ursprünglich für den 02. Mai vorgesehen war. Der neue Termin wurde nun auf den 30. Juni festgesetzt.

Mittelfristige Wachstumspläne rücken in den Hintergrund

Die Enttäuschung über das Zahlenwerk und den Ausblick sowie der Dividendenschock rücken auch die mittelfristigen Wachstumspläne in den Hintergrund, die das Unternehmen bereits Ende März vorgestellt hat. Der Fokus soll zukünftig auf dem Entertainment-Bereich und dem Ausbau des digitalen Angebots liegen. Im Zentrum steht dabei das Streaming-Portal Joyn, das zur Entertainment-&-Lifestyle-Marke für die gesamte Familie in der DACH-Region werden soll. Daneben will man auch von gezielten Zukäufen profitieren.

Auf diese Weise soll die Reichweite von ProSiebenSat.1 plattformunabhängig gesteigert und die Sehdauer der Nutzer maximiert werden. Ziel ist es mithilfe von smarten Werbetechnologien die verbesserte Reichweite gewinnbringend zu vermarkten, um das mittelfristige Umsatzwachstumsziel von jährlich 4 bis 5 Prozent zu erreichen.

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ProSiebenSat.1-Aktie bricht ein

Die Zahlen lasten auf dem Aktienkurs und führen an diesem Freitag wie eingangs beschrieben zu einem kräftigen Rücksetzer. In der Spitze geht es um mehr als 20 Prozent nach unten. Damit droht der Kurs unter die 200-Tage-Linie (SMA200) zurückzufallen, die sich aktuell bei 8,463 Euro befindet.

Das Chartbild könnte sich so wieder deutlich eintrüben. Das Dezember-Tief bei 7,366 Euro stellt eine weitere potenzielle Haltelinie dar. Gleiches gilt für den flachen Aufwärtstrend von Mitte Oktober, dessen Trendlinie aktuell im Bereich 7,136 Euro verläuft. Bleibt auch hier eine Kaufreaktion aus, drohen Abgaben zum letztjährigen Tief bei 6,442 Euro.

JPMorgan bekräftigt neutrales Votum – Kursziel 11 Euro

In einer ersten Reaktion bekräftigte die US-Bank JPMorgan ihre neutrale Einschätzung zu ProSiebenSat. 1 und beließ die Aktie auf einem Kursziel von 11 Euro. Die Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr seien etwas besser ausgefallen als befürchtet. Außerdem rechne das Unternehmen mit einer Verbesserung der Werbeeinnahmen im zweiten Halbjahr. Unterdessen müssten die Konsensschätzungen für den operativen Gewinn nach unten revidiert werden.

BlackRock hat Short-Position sukzessive ausgebaut

Das Short-Interesse bei ProSiebenSat.1 ist weiterhin groß und könnte durch das Zahlenwerk noch weiter zunehmen. Der weltweit größte Vermögensverwalter BlackRock hat seine Leerverkaufsposition in den letzten Monaten sukzessive erhöht und shortet aktuell über 2,02% der Pro7-Anteile. Damit liegt die Short-Position nur unwesentlich unter dem Top-Niveau von April 2020, als BlackRock 2,25% der Pro7-Aktien in einer Leerverkaufsposition hielt

Daneben besitzen auch Point72 Europe (0,72%) und DNB Asset Management (0,60%) Short-Positionen bei ProSiebenSat.1. Die anzeigepflichtigen Short-Positionen summieren sich laut dem Bundesanzeiger somit auf 3,34% der im Umlauf befindlichen Aktien. Der Ausbau der Short-Positionen macht deutlich, dass die Wale das Unternehmen kritisch sehen und von weiter fallenden Kursen ausgehen. Für die Pro7-Aktie ist auch dies kein gutes Zeichen.

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