ProSiebenSat.1 steht im Mittelpunkt eines Übernahmedramas, das am Markt für große Verunsicherung sorgt. Der italienische Medienkonzern MFE, kontrolliert von der Familie Berlusconi, will seine Beteiligung an dem bayerischen Sender deutlich ausbauen – allerdings mit einem Angebot, das viele Anleger als frech empfinden.
Preis unter Kurs: Das Angebot enttäuscht
MFE will den gesetzlichen Mindestpreis zahlen: rund 5,75 Euro je Aktie – deutlich weniger als der zuletzt gehandelte Kurs von über 6,50 Euro. Nur 78 % der Zahlung soll in bar erfolgen, der Rest in neu ausgegebenen MFE-Aktien. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Die ProSieben-Aktie verlor am Donnerstag zeitweise mehr als 11 % und fiel damit auf das Niveau des Gebots.
ProSiebenSat.1 Media SE Aktie Chart
Kontrolle ohne Übernahme?
Formal handelt es sich um ein freiwilliges öffentliches Angebot. Doch im Hintergrund hat sich MFE bereits über einen Nebeninvestor die nötigen Stimmen gesichert, um die kritische 30 %-Marke zu überschreiten. Ab dieser Schwelle hätte eigentlich ein Pflichtangebot erfolgen müssen – durch den Kniff entgeht MFE dieser Verpflichtung. Das öffnet den Weg für eine schleichende Machtübernahme.
Berlusconi will durchregieren – ProSieben zögert
MFE verfolgt seit Jahren das Ziel, ein länderübergreifendes TV-Imperium aufzubauen. Deutschland ist dafür ein zentraler Baustein. Doch ProSieben wehrte sich lange gegen die Integration. Erst unter dem neuen CEO Bert Habets kam Bewegung in die Beziehung. Nun will Pier Silvio Berlusconi die Zügel anziehen: Ein starker Ankeraktionär könne ProSieben durch schwierige Zeiten führen, so die Argumentation. Kritiker sehen vor allem ein Interesse daran, den Konzern zum Schnäppchenpreis unter Kontrolle zu bringen.
Anleger misstrauen der Strategie
Normalerweise sorgen Übernahmeangebote für Kursgewinne. Nicht so bei ProSieben. Die Anleger werten das Angebot nicht als Chance, sondern als Versuch, billig einzukaufen. Auch JP Morgan zeigt sich skeptisch: Die Offerte dürfte kaum breite Zustimmung finden. Trotzdem könnte MFE Stück für Stück weiter aufstocken – ohne sich noch einmal erklären zu müssen.
Verivox verkauft, Flaconi steht zum Verkauf
Der Umbau von ProSieben läuft parallel. Randaktivitäten wie das Vergleichsportal Verivox wurden bereits abgestoßen. Weitere Verkäufe, etwa der Online-Parfümerie Flaconi, könnten folgen. Diese Maßnahmen stärken zwar kurzfristig die Bilanz – doch sie könnten auch Teil eines größeren Plans sein, den Berlusconi jetzt umzusetzen versucht.
Die große Frage: Was will MFE wirklich?
Es bleibt offen, ob MFE langfristig Synergien schaffen oder vor allem Macht sichern will. Klar ist: Der Einstieg war strategisch geplant, das Vorgehen nun ist gezielt. Für Anleger entsteht daraus eine Gemengelage aus Unsicherheit, Enttäuschung – und der leisen Hoffnung, dass sich der Wert des Unternehmens am Ende doch noch durchsetzt.
ProSiebenSat1-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue ProSiebenSat1-Analyse vom 31. März liefert die Antwort:
Die neusten ProSiebenSat1-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für ProSiebenSat1-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 31. März erfahren Sie was jetzt zu tun ist.